D'r Prinz kütt: So wirbelte Lukas Podolski mit dem 1. FC Köln durch die 2. Bundesliga
Die Erwartungen an Lukas Podolski waren riesig vor dem Start in die Zweitliga-Saison 2004/05: Der Jung-Star sollte den 1. FC Köln zurück in die Bundesliga ballern - und das gelang "Prinz Poldi" auf spektakuläre Art. Podolski versetzte im Dress der "Geißböcke" die Gegner in Angst und Schrecken - und sorgte für mehrere Highlights auf dem Weg zum direkten Wiederaufstieg seiner Kölner.
Wer an Lukas Podolskis Jahr in der 2. Bundesliga denkt, der hat besonders einen Treffer sofort im Kopf: Beim 5:3-Auswärtserfolg seines 1. FC Köln beim FC Energie Cottbus lag ein Hauch von Jay-Jay Okocha über dem Stadion der Freundschaft. Das rheinische Ausnahmetalent lief beim Stand von 3:2 für die "Geißböcke" allein auf Tomislav Piplica zu. Der Torwart der Gastgeber konnte "Poldi" zunächst noch an der Strafraumgrenze stoppen, wurde dann allerdings vom Jung-Nationalspieler zum Tanz gebeten: Mit kurzen Haken ließ Podolski den routinierten Keeper ins Leere laufen und schlenzte den Ball aus 18 Metern ins Cottbuser Tor – bereits der dritte Treffer des Kölner Stürmers an diesem Tag.
Am Ende schnürte Podolski bei seinem Gala-Auftritt in der Lausitz einen Viererpack, mit 24 Treffern schoss "Prinz Poldi" seinen 1. FC Köln letztlich zurück in die Bundesliga. Sein Traumtor gegen die Cottbuser lief in allen Jahresrückblicken rauf und runter, wurde auch in der "Sportschau" zum "Tor des Monats" im Januar 2005 gewählt. Nicht die erste Ehrung für Podolski, der bereits im Jahr zuvor gleich dreifach mit der begehrte Medaille ausgezeichnet worden war. Und es war auch nicht die letzte Ehrung in dieser Ausnahmesaison des Ausnahmetalents: Im März traf er im FC-Dress äußerst sehenswert beim Kantersieg gegen den 1. FC Saarbrücken, für die Nationalmannschaft war er im Juni beim Confed-Cup und im November beim Testspiel gegen Südafrika spektakulär erfolgreich.
Podolski bekennt sich zum 1. FC Köln
Es war die Zeit, als der unbekümmerte Youngster aus Bergheim die Herzen der Fans nicht nur in Köln im Sturme eroberte. Dabei lastete gewaltiger Druck auf Podolski – vor allem rund um die "Geißböcke", die 2004 trotz zehn Treffer des damals 18-Jährigen abermals aus der Bundesliga abgestiegen waren. Mit seinen überraschend starken Leistungen im Kölner Trikot ballerte sich "Prinz Poldi", wie der Shootingstar in der Karnevalshochburg schnell getauft wurde, sogar in den EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft. Am Vorrundenaus der DFB-Elf konnte auch ein Kurzeinsatz des Publikumslieblings nichts ändern, die Erwartungen an Podolski waren jedoch gigantisch vor dem Start in die Zweitliga-Saison mit dem Traditionsverein vom Rhein.
"Jetzt ballere ich den FC zurück in die Bundesliga", gab der 19-Jährige nach dem frühzeitigen EM-Aus die Marschroute für die Kölner vor. Wechselgerüchten erteilte Podolski, dessen Qualitäten mit den damals ebenfalls aufstrebenden Top-Talenten Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney verglichen wurden, schnell eine Absage: "Ich will in Köln bleiben und mit dem FC aufsteigen", betonte der im polnischen Gleiwitz geborene Angreifer, auch wenn insbesondere von Nationalmannschaftskollegen wie Oliver Kahn ("Podolski muss weg aus Köln") und Michael Ballack ("Es kann nicht sein, dass Lukas Podolski künftig in der 2. Bundesliga für den 1. FC Köln spielt!") gehöriger Druck auf den Hoffnungsträger des deutschen Fußballs aufgebaut wurde.
"Prinz Poldi" wird Torschützenkönig
Doch der Liebling der kölschen Fans antwortete auf seine ganz eigene Art: "Fußball spielt man nicht nur mit den Füßen, sondern auch mit dem Herzen!", erklärte Podolski – und setzte in der Folge sein Herzblut und seine linke Klebe dafür ein, seinen 1. FC Köln wieder in die Bundesliga zurück zu ballern. Doch vor dem Start in die Zweitliga-Saison bremste er selbst die Erwartungen an sich: "Es zählt nur der Erfolg der Mannschaft – egal, ob ich fünf oder zehn Tore schieße. Alleine kann ich kein Spiel gewinnen. Wir sollten als Mannschaft auftreten und nicht als FC Podolski!" und fügte hinzu: "Selbst wenn ich 100 Tore schießen würde und der FC trotzdem nicht aufsteigt, hätte ich nichts davon."
100 Tore wurden es bei Podolski nicht ganz, aber mit dem direkten Wiederaufstieg der "Geißböcke" klappte es zur Freude der Kölner Fans. Gehörigen Anteil daran hatte der junge FC-Star: Mit seinen 24 Treffern in 30 Einsätzen wurde Podolski mit gewaltigem Vorsprung Torschützenkönig der 2. Bundesliga (auf Rang 2 folgten Klemen Lavric und Abdelaziz Ahanfouf mit jeweils 17 Toren). Schon damals überragend: Poldis linke Klebe. 21 seiner 24 Saisontore erzielte er mit links. Seit Beginn der detaillierten Datenerfassung in der 2. Bundesliga (2000/01) gab es keinen anderen so gefährlichen Linksfuß wie Lukas Podolski, der zudem noch neun Torvorlagen gab. Mit 33 Scorer-Punkten war der Nationalstürmer auch Top-Scorer der 2. Bundesliga – und war an über der Hälfte (53 Prozent) der 62 Saisontore des 1. FC Köln in der Saison 2004/05 direkt beteiligt.
Die Lebensversicherung der "Geißböcke" auf dem Weg zum Aufstieg: Podolski löste sein Versprechen ein und führte den FC zurück in die Bundesliga. "Ich bin der Lukas, ich habe Spaß am Spiel und Spaß am Leben. Ich habe ja auch keinen Bock, mich zu verstellen", sagte der heute 39-Jährige, der immer noch für Górnik Zabrze in der polnischen Ekstraklasa kickt, einst. Und: Spaß am Spiel, Spaß am Leben – das war Podolski in seinem Jahr in der 2. Bundesliga ganz besonders anzumerken. Nicht nur an diesem nasskalten Sonntag im Januar 2005, als er dafür sorgte, dass ein Hauch von Jay-Jay Okocha im Stadion der Freundschaft in Cottbus wehte.
Thomas Reinscheid
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