Die unglaubliche Erfolgsgeschichte des 1. FC Union Berlin
Die Entwicklung des 1. FC Union Berlin kennt seit Jahren nur eine Richtung: bergauf! Der vorläufige Höhepunkt ist das Topspiel gegen den FC Bayern München am Sonntag. bundesliga.de zeigt, wie es die Eisernen innerhalb weniger Saisons bis in die Spitzengruppe der Bundesliga geschafft haben.
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Die Saison 2017/18 liegt nun schon einige Jahre zurück und trotzdem ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich diese noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Denn in der jüngeren Vergangenheit des 1. FC Union Berlin war diese Saison die einzige, in der es für den Verein nicht bergauf ging. Nach zuvor vier Jahren, in denen die Endplatzierungen in der 2. Bundesliga immer besser wurden (9, 7, 6, 4), beendeten die Eisernen die Saison 2017/18 auf Rang 8. Vier Plätze tiefer als im Vorjahr also. Anlass genug für die Verantwortlichen, einen neuen Trainer anzustellen: Der Schweizer Urs Fischer, der in seiner Heimat gerade zweimal in Serie Meister mit dem FC Basel geworden war, übernahm das Amt. Nun sollte es wieder bergauf gehen für Union, allerdings noch einmal deutlicher stärker als zuvor.
Die erste Saison unter Fischer endete auf Rang drei, die Berliner qualifizierten sich für die Relegation und behielten dort aufgrund der Auswärtstorregel gegen den VfB Stuttgart die Oberhand (2:2, 0:0), der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga war geschafft. Wer angenommen hatte, dass es in der höheren und qualitativ deutlich besseren Spielklasse für Union nun schwer werden würde, sah sich schnell getäuscht. Denn auch in der Bundesliga ging es immer weiter bergauf. Im ersten Jahr wurde mit 41 Zählern souverän der Klassenerhalt geschafft (Platz 11). Im zweiten Jahr qualifizierten sich die Eisernen mit 50 Punkten als Tabellensiebter für die Europa Conference League und im dritten Jahr mit 57 Punkten als Fünfter für die Europa League.
Union tritt zum Spitzenspiel beim FC Bayern an
Eine weitere Steigerung schien fast unmöglich, doch auch diesmal lagen all diejenigen falsch, die so dachten. Am 6. Spieltag der Saison 2022/23 war Union Berlin erstmals in der Vereingeschichte Tabellenführer und hielt Platz 1 sogar bis zum 12. Spieltag. Vor dem 22. Spieltag ist Union als Tabellendritter nun punktgleich mit Spitzenreiter FC Bayern München (sowie Borussia Dortmund auf Platz 2). 13 Saisonsiege, 34 Punkte, 35 Tore und nur 24 Gegentore sind nach 21 Spieltagen allesamt neue Klubrekorde für die Köpenicker in der Bundesliga.
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Tatsächlich ist das Duell FC Bayern gegen Union Berlin am Sonntag um 17.30 Uhr ein waschechtes Spitzenspiel. Ja, auf dem Papier trifft dort David auf Goliath, doch die Eisernen haben nun über Jahre hinweg bewiesen, dass sie niemals unterschätzt werden dürfen. Wer eine solche Entwicklung hinlegt, kann natürlich auch die Bayern stürzen. Allerdings, das sei dazu erwähnt, konnte der FCU keines der bisherigen sieben Duelle mit dem FCB für sich entscheiden.
Unglaubliche Atmosphäre an der Alten Försterei
Was sind die Gründe für den außergewöhnlichen Erfolg der Köpenicker? Da wäre zunächst das Stadion an der Alten Försterei, in dem eine unglaubliche Atmosphäre herrscht, die schon so manchen Gast eingeschüchtert hat. Kein Wunder, dass Union extrem heimstark ist und in der Saison 2022/23 kein Spiel auf eigenem Platz verlor (siebe Siege, drei Remis). Saisonübergreifend gingen sogar nur zwei der letzten 43 Heimspiele in der Bundesliga verloren.
Das "Geheimnis" des Union-Erfolges liegt aber in der Defensivarbeit. Das Team von Trainer Fischer besticht mit guter Organisation, ist für jeden Kontrahenten ein unangenehmer Gegner, agiert sehr konzentriert und macht kaum Fehler. Viel Laufengagement, eingespielte Abläufe und die nötige Cleverness – das ist das Erfolgsrezept, aus dem die Union-Defensive geschmiedet wird.
FCB und FCU im Match-Facts-Vergleich
Die Schützlinge von Urs Fischer kassieren nur wenige Gegentore (bisher 24, Bestwert nach den Bayern), lassen selten Großchancen zu. Für die Gegner bedeutet das: Gegen Union muss man seine Gelegenheiten nutzen, viele bekommt man in der Regel nicht.
Union stellt eine erfahrene Mannschaft
Wie machen die Köpenicker das? Union tritt in der Regel in einem kompakten 3-1-4-2-System (3-5-2) auf und gibt den Gegnern kaum Räume. Bei Union ist der durchschnittliche Abstand der Verteidiger am geringsten (im Mittel 13,9 Meter) und auch der durchschnittliche Abstand aller Feldspieler (im Mittel 20,8 Meter)! Dank der Laufstärke bringt Union immer sehr viele Spieler zwischen ballführenden Gegner und eigenem Tor.
Die Cleverness, mit der Union auf dem Platz Räume besetzt und Passwege versperrt, kommt nicht von ungefähr: Union stellt seit dem Bundesliga-Aufstieg 2019 Jahr für Jahr die älteste bzw. zweitälteste Mannschaft der Bundesliga. Die in dieser Saison eingesetzten Spieler waren durchschnittlich 28,2 Jahre alt, nur die Bochumer noch älter. Kapitän Christopher Trimmel ist mit 35 Jahren einer der Köpfe des Teams.
Auf das riskante Mittel der Abseitsfalle verzichtet Urs Fischer, Union stellt die Gegner am seltensten ins Abseits (21-mal in 21 Spielen); insgesamt weiß der Schweizer seit Jahren genau, die Stärken des Kaders optimal auszuschöpfen und die passende Spielweise für Union zu finden.
Freistoß, Elfmeterschießen, Schiedsrichter und VAR – wissenswerte Regel-Infos
Und dann wären da natürlich noch die Standardsituationen, für die die Unioner berühmt und berüchtigt sind. Seit dem Aufstieg gehören die Berliner zu den erfolgreichsten Mannschaften nach ruhenden Bällen. Im laufenden Spieljahr stehen zwölf Standardtore zu Buche, was lediglich Freiburg (15) und Frankfurt (13) überbieten.
Fischer und Ruhnert holen das Optimum heraus
Die Väter der Erfolges heißen bei Union Urs Fischer und Oliver Ruhnert. Trainer Fischer, nach Freiburgs Christian Streich der dienstälteste Bundesliga-Coach, versteht es meisterhaft, aus dem vorhandenen Spielerkader das Maximum herauszuholen. Er hält jeglichen Druck von seinem Team fern, hält zugleich die Spannung im Kader hoch. Woche für Woche liefern seine Spieler ab, auch diejenigen, die als Joker ins Spiel kommen. Der 57-Jährige selbst wirkt dabei stets in sich ruhend, wird selten hektisch oder regt sich lautstark auf. Eine Gelbe Karte wurde ihm in seiner Bundesliga-Karriere bisher nicht gezeigt.
Oliver Ruhnert ist der Baumeister im Hintergrund. 2018 wurde er vom Chefscout zum Geschäftsführer des FCU befördert, es war der Startschuss einer Erfolgsära. Denn Ruhnert holte nicht nur Fischer nach Berlin, sondern eine ganze Reihe von Spielern, die Union ihren Stempel aufgedrückt haben. Meistens erledigt er seine Arbeit frühzeitig, Neuverpflichtungen für die kommende Saison stehen oft schon fest, wenn das aktuelle Spieljahr gerade beendet ist.
Die Schlüsselduelle bei Bayern gegen Union
Ruhnert setzt gerne auf erfahrene Spieler, die ihr Qualität in der Bundesliga bereits nachgewiesen haben. Aktuelle Beispiele sind Rani Khedira, Robin Knoche oder Janik Haberer. Der 51-Jährige erkennt aber auch das Potenzial zuvor vielleicht unterbewerteter Akteure wie Niko Gießelmann, Kevin Behrens oder Frederik Rönnow.
Obwohl es bei Union jedes Jahr große Umwälzungen im Kader gibt und immer wieder Leistungsträger wie Max Kruse, Marvin Friedrich, Robert Andrich oder Taiwo Awoniyi wegbrechen, schafft es der Verein, die Verluste zu kompensieren und sogar noch besser zu werden. Bleibt die Frage, wo dieser Weg noch hinführt. So viel Raum nach oben gibt es ja nicht mehr...
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