Höher, schneller, Wirtz - der Überflieger der Bundesliga
Florian Wirtz unterstreicht mit seiner Gala gegen Borussia Mönchengladbach seinen Ausnahmestatus. Beim 3:1-Heimsieg übernahm der 21-Jährige einmal mehr die Hauptrolle.
Samstagabend, Flutlicht, Top-Spiel - Showtime für Florian Wirtz, der die 30.210 Zuschauer in der ausverkauften BayArena einmal mehr verzauberte. In der 32. Spielminute ging schon einige Sekunden vor dem Torschrei ein Raunen durch die Menge. Nach punktgenauem Zuspiel von Granit Xhaka zog Leverkusens Zehner mit Leichtigkeit Richtung Gladbacher Tor und tunnelte Ko Itakura, ehe er den Ball eiskalt im rechten Eck platzierte. Es war einer dieser Momente, die Wirtz' Überlegenheit demonstrieren: Schneller, präziser, schlicht unaufhaltsam. Mit einem Tempo, das den Abwehrchef der Gäste wie einen Statisten wirken ließ, und einem Abschluss von internationaler Klasse unterstrich Wirtz eindrucksvoll, dass er auf einem anderen Level spielt.
Nach dem Seitenwechsel polierte er mit einem sicher verwandelten Elfmeter zum 2:0 seine Elfmeter-Quote auf: Im vierten Versuch in dieser Saison verwandelte er zum zweiten Mal direkt, im Hinrundenduell mit der Borussia hatte er den Nachschuss zum 3:2-Siegtreffer versenkt. Dass Wirtz trotz seiner zuvor durchwachsenen Bilanz vom Punkt als erster Schütze nicht angezweifelt wird - etwa von Kunstschütze Alejandro Grimaldo oder Tormaschine Patrik Schick - spricht für sein Standing im Team.
Höher, schneller, besser – Florian Wirtz scheint auf seinem Weg nach oben keine Grenzen zu kennen. Mit seinem zweiten Doppelpack der Saison, fünf Toren in den letzten sechs Bundesliga-Spielen und nun schon neun Saisontreffern befindet sich der Youngster in einem wahren Höhenrausch – ein Ausnahmetalent, das neue Sphären erreicht.
Ungeahnte Höhen
Doch es sind nicht nur seine Tore, die Florian Wirtz unverzichtbar machen. Auch in der Spielvorbereitung glänzt er immer wieder – und zeigt, warum er über allen anderen steht. Beim 3:0, als er Patrik Schick mit einer perfekt getimten One-Touch-Vorlage in Szene setzte, bewies der Youngster einmal mehr seine außergewöhnliche Übersicht und unvergleichliche Spielintelligenz.
Der Nationalspieler vermag ein Spiel zu diktieren, seine Mitspieler glänzen zu lassen und ist sich bei allem Zauber auch für die "Drecksarbeit" ohne Ball nicht zu schade: Mit 36 Sprints hielt er gegen die Fohlen das Tempo konstant hoch und rieb sich auch in der Defensive auf, setzte etwa vor Julian Weigls Handspiel zum Elfmeter entscheidend nach.
"Es war ein hartes Spiel und nicht einfach, die Führung zu halten. Mönchengladbach hat gut verteidigt, und es ist uns schwergefallen, dort die Räume zu finden“, analysierte Trainer Xabi Alonso nach der Partie. Doch während mancher Spieler gegen den gut organisierten Gegner an seine Grenzen stieß, schwebte Wirtz förmlich über dem Geschehen. Mit nun neun Toren und acht Vorlagen ist er der drittbeste Scorer der Saison – nur Omar Marmoush und Harry Kane liegen noch vor ihm. Bei seinem Tempo stellt sich die Frage: Wie lange noch?
Der Himmel als Grenze
Florian Wirtz funkelt aktuell als der vielleicht hellste Stern am Bundesliga-Himmel, fasziniert mit seiner Spielkunst in jedem Spiel aufs Neue. Mit seinem neunten Saisontor und einer weiteren brillanten Vorstellung setzt er seinen steilen Aufstieg unaufhaltsam fort. Auch dank seiner herausragenden Form gelang der Werkself Historisches: Erstmals seit 15 Jahren gewann Bayer Leverkusen die ersten drei Bundesliga-Spiele nach der Winterpause – zuletzt war das 2010 unter Jupp Heynckes gelungen.
"Wir sind gut im Rhythmus und wollen das Momentum für unsere nächste Aufgabe gegen Atlético Madrid nutzen. Wir wollen so weitermachen“, erklärte Nathan Tella nach dem Spiel. Und mit einem Wirtz in dieser Topform scheint für Leverkusen auch in der Champions League vieles möglich, in Madrid zunächst der zwölfte Pflichtspielsieg in Folge und der Einzug ins Achtelfinale.
Wirtz wird sicherlich auch gegen Atlético den Takt vorgeben und im anschließenden Top-Spiel gegen Leipzig das Tempo bestimmen. Zwei Gelegenheiten für den Pulheimer, seinen Zauber auf der großen Bühne der Spitzenspiele zu zeigen. Die Fußballwelt darf staunend zusehen, wie er von Spiel zu Spiel besser wird. Für Wirtz scheint der Himmel die einzige Grenze zu sein.