Der Klassiker: Erstes Wiedersehen nach dem Titel-Drama im Mai
Am 10. Spieltag kommt es zum Spiel der Spiele in Deutschland: Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München - oder einfach der Klassiker! Während der BVB nach dem Last-Minute-Drama um die Schale noch eine Rechnung mit den Münchnern offen hat, will der Rekordmeister den Schwarz-Gelben erneut wehtun.
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Bei Borussia Dortmund glaubt seit dem 27.05.2023 niemand mehr an den Fußballgott. Ein besseres oder schlechteres Drehbuch - es liegt im Auge des Betrachters - hätte es für den Titelkampf in der Bundesliga nicht geben können. Der 34. Spieltag der vergangenen Saison wird allen BVB- und Bayern-Fans sowie dem neutralen Zuschauer wohl ewig in Erinnerung bleiben.
Während Dortmund bei gespenstischer Stille im Signal Iduna Park im Tränenmeer versank, sprudelte Bayern im Kölner RheinEnergieStadion nur so vor Glückshormonen. Gerade eben hatte Jamal Musiala den Rekordmeister zum elften Mal in Folge und zum 33. Mal insgesamt zum Titel geschossen. Dem BVB wurde die Schale in letzter Sekunde aus den Händen gerissen.
Achterbahn der Gefühle
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"Wenn man jetzt sieht, wie die Jungs dann auf dem Boden liegen, wie die Jungs gerade in der Kabine sitzen und man diese Leere in ihnen sieht, dann fühlt es sich heute sehr unfair an", gab BVB-Cheftrainer Edin Terzic anschließend einen Einblick in seine Gefühlswelt. Zu Tode betrübt in Dortmund, himmelhoch jauchzend in Köln. Rund 73 Kilometer Luftlinie entfernt konnte man sein Glück kaum fassen. "Da läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Es ist unglaublich. Da wirst du ja verrückt!", so Bayerns Thomas Müller überglücklich.
Für die Jüngeren unter uns: Borussia Dortmund hatte nicht einen, zwei oder drei, sondern eher neun Finger an der Meisterschale. Ein Sieg gegen Mainz und der Ballspielverein Borussia 09 e. V. hätte die neunte Meisterschaft der Vereinsgeschichte feiern können. So wurde es "nur" die neunte Vizemeisterschaft, weil der BVB nicht über ein 2:2 gegen die Rheinhessen hinauskam und Bayern 2:1 in Köln gewann - dank der Einzelaktion von Unterschiedsspieler Musiala in der 89. Minute.
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Momente, die man am und um den Borsigplatz - dort, wo alles für eine riesengroße Sause angerichtet war - am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde. "Wir werden lange darüber nachdenken müssen, warum und weshalb das heute so hier passiert ist. Aber begreifen werden wir es nicht", fehlten Sportdirektor Sebastian Kehl nach der verpassten Chance die Worte. "Was für ein Saisonfinale! Wir sind überglücklich, dass wir dieses Meisterrennen auf den letzten Metern für uns entscheiden konnten", kommentierte dagegen ein erleichterter Bayern-Präsident Herbert Hainer den Schlussakkord.
Bahnt sich wieder ein enges Rennen an?
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Seither sind rund fünf Monate vergangen. In der Fußball-Welt eine halbe Ewigkeit. Beide Teams sind längst wieder in den neuen Meisterkampf eingebunden. Sie haben ihre Schlüsse aus der letzten Saison gezogen, Dortmund den Knockout verdaut, auch wenn es ein vielleicht ein paar Spieltage gedauert hat. In der abgelaufenen Spielzeit entschied die Tordifferenz zum ersten Mal seit 23 Jahren über die Meisterschaft.
Aktuell trennt die viertplatzierten Dortmunder nur zwei Punkte vom Tabellenzweiten aus München - erst am vergangenen Spieltag konnte sich der FC Bayern durch den 8:0-Kantersieg gegen Dortmund vom BVB, der in Frankfurt "nur" 3:3 spielte, absetzen. Nun steht die 109. Auflage des Klassikers bevor. Borussia Dortmund empfängt am 10. Spieltag den FC Bayern München. Auszublenden sind die Emotionen bei diesem Aufeinandertreffen sowieso nie, doch das kommende Duell könnte feuriger als je zuvor werden.
Bayern hatte zuletzt öfter die Nase vorn
Extrinsische Motivation braucht keines der beiden Teams. Dortmund könnte sich mit einem Sieg im Klassiker für den verpassten Titel rächen, Bayern seinen Status im wohl prestigeträchtigsten Duell Deutschlands als amtierender Meister untermauern.
Die Bilanz spricht für die Münchner: Neun der letzten zehn Duelle gewann der Rekordmeister, nur einmal wurden die Punkte geteilt - beim 2:2 im Signal Iduna Park vor etwas mehr als einem Jahr. Die jüngste Begegnung entschied der FC Bayern mit 4:2 für sich. Aus Dortmunder Sicht wird es Zeit für eine Revanche - für die Münchener Zeit für ein Ausrufezeichen.
Kann sich Dortmund rächen?
Der Ausgang dieses hochemotionalen Klassikers kann zum einen für den BVB ein Fingerzeig sein, ob er in dieser Spielzeit wieder bereit ist, dem FC Bayern die Stirn zu bieten, um "es dann endlich zu schaffen", wie Terzic nach dem Meisterdrama ankündigte. Dortmund würde eine geglückte Revanche auf dem Weg zum Happy End im kommenden Jahr sicherlich schmecken, doch aufgepasst, der Rekordmeister spuckt Schwarz-Gelb ganz gerne in die Suppe.