Jamie Leweling: Mehr als nur der Nachrücker für den DFB
Er hatte die Wahl zwischen Ghana und Deutschland. Es wurde der DFB. Nach der Verletzung von Jamal Musiala hat Bundestrainer Julian Nagelsmann Stuttgarts Offensivspieler Jamie Leweling das Vertrauen geschenkt. Und der Stuttgarter war direkt der entscheidende Mann im Spiel gegen die Niederlande.
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Am Ende waren es dann doch noch vier Tore. Vier Tore und sieben Vorlagen um genau zu sein, die der Stuttgarter Offensivspieler am Ende der vergangenen Spielzeit auf dem Konto hatte. Doch die Anzahl der Treffer hatte Jamie Leweling lange Zeit beschäftigt. Denn die lag in den ersten Monaten beim VfB Stuttgart bei Null. Für einen Offensivspieler seiner Klasse ein enttäuschender Wert. Enttäuschend für ihn – die Mannschaftskollegen sahen das schon gelassener, haben ihn nach eigener Aussage mit dem Chancenwucher geneckt.
Schon in der Vorsaison litt Leweling unter Ladehemmungen. Damals war der gebürtige Nürnberger von der SpVgg Greuther Fürth zum 1. FC Union Berlin gewechselt, doch Leweling konnte sich nicht durchsetzen, kam bei den "Eisernen" nicht über die Rolle des Jokers hinaus und erzielte genau ein Tor.
"Ganz beiseiteschieben kann man das nicht, als Offensivspieler wird man immer auch an Toren gemessen. Aber es ist kontraproduktiv, sich da reinzusteigern und Druck aufzubauen", sagte Leweling einst den "Stuttgarter Nachrichten". Und so ziemlich genau ein Jahr nach dem Treffer für die Köpenicker war der Offensivspieler dann im Januar 2024 auch für den VfB endlich erfolgreich. "In der Mannschaft war es schon ein Running Gag, dass ich keine Tore schießen kann", sagte der Angreifer dem SWR. "Ich habe in dieser Saison schon so viel liegen gelassen." Gegen RB Leipzig platzte der Knoten endlich.
Leweling entscheidet sich für den DFB
Ein gutes halbes Jahr später wurde der 23-Jährige nun von Bundestrainer Julian Nagelsmann in die A-Nationalmannschaft für die Nations-League-Spiele gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande berufen. Wenn man so will, ein logischer Schritt. Schließlich hat Leweling bereits die U19, die U20 und U21 des DFB durchlaufen. Ein logischer, aber noch längst kein zwingender Schritt. Denn Leweling galt bereits im Land seines Vaters als großer Hoffnungsträger. Der 23-Jährige hätte durchaus auch für Ghana auflaufen können. "Damit habe ich mich schon zu viel beschäftigt. Ich komme auf keine Lösung", hatte der Offensivspieler vor einigen Monaten gesagt.
Tatsächlich war der Stuttgarter, damals noch beim Kleeblatt, bereits für den Kader Ghanans nominiert worden. 2020 sollte Leweling Qualifikationsspiele für den Afrika-Cup bestreiten, doch der schnelle Schienenspieler, der auch als hängende Spitze agiert, sagte damals ab. Nun ist die Entscheidung gefallen: Leweling ging für den verletzten Jamal Musiala mit auf Länderspielreise. Der 23-Jährige machte damit das halbe Dutzend VfB-Nationalspieler für die Begegnungen im Oktober voll.
"Ich wusste, dass er in den Überlegungen von Julian eine große Rolle spielt. Und anscheinend sind die so groß gewesen, dass er jetzt der erste Nachrücker ist. Das ist schon sensationell für ihn und für uns alle", sagte VfB-Coach Sebastian Hoeneß vor der Länderspielpause. "Jamie hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und vor allem zuletzt Top-Leistungen gebracht. Das war so nicht absehbar, als er damals zu uns kam."
Leweling trägt sich zunehmend auf die Scorerliste ein
Zwar hat Leweling in dieser Spielzeit erst einen Treffer für den VfB erzielt, der 23-Jährige ist für Stuttgart dennoch ein extrem wichtiger Spieler. Sechs Torschüsse, sieben Torschussvorlagen. Nur Enzo Millot bereitete mehr Abschlüsse bei den Schwaben vor. Zudem hat kein Stuttgarter mehr Sprints und mehr intensive Läufe angezogen. "Die Bereitschaft war immer da - Körperlichkeit, Zweikampfstärke, Wucht hat Jamie immer gezeigt", sagte Hoeneß. "Jetzt ist er auch vor dem Tor effektiv. Er ist in der Lage, über eine sehr gute Schlagtechnik, mit rechts und mit links gut abzuschließen, aber auch gut zu flanken. Deswegen kommen jetzt einfach auch Scorer dazu."
Wie stark er im Abschluss sein kann, bewies Leweling bei seinem Länderspiel-Debüt gegen die Niederlande schon kurz nach dem Anpfiff: In der zweiten Minute brachte der Stuttgarter die Kugel mit links im Tor unter. Wegen Abseits wurde ihm der Debüttreffer zwar zuerst gestrichen, in der 64. Minute gab es aber nichts zu mosern: Mit einer Rakete von einem Rechtsschuss, der Ball rutschte Leweling leicht über den rechten Schlappen, beförderte der 23-Jährige die Kugel wuchtig oben rechts in den Winkel. "Ich hätte es mir nicht besser ausdenken können", sagte der Matchwinner nach der Partie in München.
Apropos Allianz Arena: Am Samstag trifft dort im Topspiel des 7. Spieltags der VfB auf den Rekordmeister. "Ich hoffe, wir machen ein gutes Spiel und gewinnen!", gab Leweling die Marschrichtung vor. Mit ihm in Topform erscheint das auch gegen die starken Kompany-Bayern nicht unrealistisch.
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