Eintracht Frankfurt: Neuzugang Elye Wahi in der Analyse
Kann ein Super-Knipser den Bundesliga-Topscorer ersetzen? Eintracht Frankfurt hat auf den Abgang von Omar Marmoush reagiert und Elye Wahi von Olympique Marseille verpflichtet. Der französische Torjäger in der Analyse.
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Ganz an die Torquote von Omar Marmoush kommt Elye Wahi nicht - mit 19 Toren in 33 Spielen (2022/23) kann der neue Mittelstürmer von Eintracht Frankfurt aber zumindest eine Saison vorweisen, in der er sogar mehr als Marmoushs 15 Treffer erzielte. Seine Hochphase hatte der 22-Jährige schon in extrem jungen Jahren.
Kurz vor seinem 18. Geburtstag gab Wahi im Dezember 2021 sein Debüt für die Profi-Mannschaft seines Jugendclubs HSC Montpellier in der Ligue 1. Kurz nach seinem 18. Geburtstag folgten dann die ersten Tore, die ersten Startelfspiele und eine Rückrunde mit 18 Einsätzen. Zu Beginn seiner ersten vollen Profi-Saison wurde der Angreifer noch als Flügelspieler eingesetzt, kam erst im Laufe der Hinrunde in der Zentrale an – und knipste sofort wie am Fließband. Satte zehn Tore erzielte Wahi in der Ligue 1, ehe in der zweiten vollen Spielzeit alle Dämme rissen und er mit 19 Treffern im Rennen um die Torjägerkrone mitmischte.
Elye Wahi wird Frankfurts Marmoush-Nachfolger
Mit Highspeed auf den Spuren von Openda
Nur zwei Tore weniger als der aktuelle Leipziger Loïs Openda erzielte Wahi für Montpellier – und so schlug der RC Lens zu und sicherte sich Wahi als Ersatz für den nach Leipzig gewechselten Angreifer. Dabei gibt es einige Ähnlichkeiten im Spielertyp: Wahi ist ähnlich wie Openda robust und durchsetzungsstark, jedoch kommen beide nicht unbedingt über die Körpergröße, sondern vor allem über hohes Tempo...
Mit von der Ligue 1 geblitzten 35,64 km/h Spitzengeschwindigkeit schaffte es Wahi in der Vorsaison zwar nicht ganz an die Bundesliga-Spitzenwerte von Marmoush (35,77 km/h) und Openda (36,64 km/h) heran, doch klar ist: Der Mann hat eine Menge zu bieten und Verteidiger werden es schwierig haben! Dafür bringt Wahi nochmal etwas mehr Robustheit mit als Openda, der vier Zentimeter kleiner ist.
Auch an neuer Arbeitsstelle zeigte der französische U23-Nationalspieler mit Wurzeln in der Elfenbeinküste seine enorme Torgefahr: Neun Ligue-1-Treffer sammelte er in 27 Spielen, zudem knipste er doppelt in der Champions League – und bei der 2:3-Niederlage gegen den Sport-Club Freiburg in der Europa-League-Zwischenrunde feierte Wahi ebenfalls ein eigenes Tor.
Weniger Spielstärke, noch mehr Überfall-Fußball
Dabei ist Wahi ebenfalls am besten, wenn er gar nicht als klassischer Neuner aufläuft. Wie Marmoush profitierte der etwas kleinere Wahi immer davon, eine Sturmkante neben sich zu haben. Das ist auch einer der Gründe, wieso er in der aktuellen Spielzeit nicht so durchstartete, wie erhofft. Denn nach seiner guten Saison bei Lens schnappte sich der Spitzenclub Olympique Marseille den Angreifer – dort spielte er in der Hinrunde allerdings meist als Solospitze.
Und in dieser Rolle glänzte Wahi nicht so sehr. Drei Tore in 13 Einsätzen konnte der Angreifer nur verzeichnen. Das soll sich bei der SGE wieder ändern. Im Duo mit Landsmann Hugo Ekitiké kann Wahi direkt in Marmoushs Rolle schlüpfen, der in den meisten Partien ebenfalls als zweite Spitze agierte und um einen Stoßstürmer herum arbeiten konnte.
Der furiose Aufstieg des Omar Marmoush
Doch die Fußstapfen des Ägypters sind groß und Wahi kann sie mit Sicherheit nicht alleine füllen. Neben der Torgefahr, die nicht ganz an das Level von Marmoush herankommt, muss die Eintracht auch das Spiel zwischen den Linien anderweitig stärken. Denn während der Ägypter immer wieder zurückfiel, Bälle aufnahm und als Spielgestalter aushalf, wenn etwa Mario Götze eng bewacht wurde, ist das nicht die Stärke von Wahi. Hier ist Dino Toppmöller genauso gefragt wie die Spielstärke von anderen Kreativen wie Nathaniel Brown auf dem linken Flügel oder Hugo Larsson in der Schaltzentrale.
Der neue Frankfurter ist dafür noch um einiges geradliniger, sprintet gerne selbst mit dem Ball am Fuß auf das gegnerische Tor zu und überrumpelt seine Gegner etwas mehr mit Wucht als mit Finesse.
Viele Torchancen, noch mehr Tore – und defensive Duelle
Wahi ist laufstark – in jeder Hinsicht. Er ist schnell, wendig und ausdauerstark. Das nutzt er nicht nur für seine offensiven Momente, auch gegen den Ball ist er durchaus aktiv, attackiert gerne in vorderster Linie und gewinnt dabei für einen Stürmer eine ordentliche Menge seiner Zweikämpfe. Das kann der Eintracht helfen, Marmoushs Impact in der Arbeit gegen den Ball abzufangen und sogar noch zu verstärken. Denn so stark Marmoush in der Offensive war, gegen den Ball war er meist eher zögerlich unterwegs.
Bei den Torchancen lassen sich wiederum Ähnlichkeiten entdecken – zumindest, wenn man nicht erwartet, dass Wahi sofort die Form von Marmoush ersetzen kann. In der Vorsaison, in der Frankfurts Superstar ebenfalls schon gut spielte, ist er nur knapp vor Wahi in schusskreierenden Aktionen – und sogar hinter Wahi bei torkreierenden Aktionen. Wahi kann also durchaus mithalten mit dem Grundniveau Marmoushs.
Die Stürmerfabrik Eintracht Frankfurt
Denn auch wenn es bei Marseille zuletzt nicht gut lief: Wahi ist ein echter Super-Knipser. Über seine gesamte Karriere hinweg traf Wahi im Schnitt alle 162 Minuten, also etwa alle zwei Spiele. In seiner Spitzensaison bei Montpellier waren es sogar alle 132 Spielminuten. Damit ist er alle eineinhalb Spiele erfolgreich gewesen. Das sind Werte, die Marmoushs Hinrunde zumindest nahe kommen. Und bekanntlich blühen Stürmer bei Eintracht Frankfurt nochmal zusätzlich auf. Es ist also alles angerichtet für Elye Wahi, um bei der SGE zum nächsten Superstar zu werden.
Niklas Staiger