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Lust auf mehr: Gegen Spanien wartet eine intensive Partie - © KENZO TRIBOUILLARD
Lust auf mehr: Gegen Spanien wartet eine intensive Partie - © KENZO TRIBOUILLARD
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Gigantenduell im Viertelfinale: Deutschland trifft auf Spanien

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Das Viertelfinale am Freitag um 18 Uhr in Stuttgart zwischen Deutschland und Spanien ist ein wahres Duell der Giganten. Spanien hat als einzige Mannschaft alle Spiele bei der EURO 24 gewonnen, doch hinter der DFB-Elf steht ein ganzes Land. Wer darf weiter vom Titel träumen?

Erstmals seit der EM 2016 steht das DFB-Team in einem großen Turnier im Viertelfinale. Damals war im Halbfinale gegen Frankreich Schluss. Durch den 2:0-Sieg gegen Dänemark führt die Nationalmannschaft das Sommermärchen 2.0 nun fort und will im eigenen Land wieder das Halbfinale erreichen. Doch für die DFB-Elf steht die bisher härteste Aufgabe bei der EURO 2024 auf dem Programm, präsentierten sich die Spanier doch im bisherigen Turnierverlauf als die stärkste Mannschaft.

Deutschland gegen Spanien: ein Duell auf Augenhöhe

Die "La Furia Roja" ließ weder den Außenseitern Albanien und Georgien noch den Top-Nationen Kroatien und Italien eine Chance. Spanien überzeugte neben den klassischen Ballbesitzelementen mit einem furiosen Flügelspiel, doch Ilkay Gündoğan erkennt auch Schwachstellen beim Gegner. In der ARD präsentierte sich Deutschlands Kapitän selbstbewusst: "Wir können und werden mehr als mithalten, wir haben auch extreme Qualitäten. Ich glaube, dass sie mehr Respekt vor uns haben, als sie gerade öffentlich zugeben", so der Mittelfeldmann des FC Barcelona.

Spanische Schwachstellen

Bereits vor einigen Tagen hatte Spaniens Mittelfeld-Ass Rodri verkündet, er glaube, dass die Deutschen über ihren Viertelfinalgegner "nicht so glücklich" sind. Gündoğan jedenfalls bestätigte, was die meisten Experten und Fans in diesen Tagen denken: "Vom Fußballerischen und der Attraktivität, aber auch der Effektivität her stoßen zwei der aktuell drei, vier besten Mannschaften aufeinander", so der DFB-Kapitän. Der Star vom FC Barcelona hält den Gegner aber für verwundbar. So sei Spaniens 3:0-Sieg über Kroatien nicht so "deutlich, wie es vom Ergebnis her schien", gewesen. Auch beim 4:1 über Georgien habe es laut dem deutschen Kapitän ein, zwei Schwachstellen gegeben.

Was er nicht sagte, aber wohl meinte: Die Restverteidigung nach Balllverlusten hatte nicht immer die Sollstärke, um die schnellen georgischen Spieler um Neapel-Star Khvicha Kvaratskhelia zu stoppen, bevor es gefährlich wurde. Über einen derartigen Tempo-Gegenstoß fiel das überraschende 0:1 im Achtelfinale, als Innenverteidiger Robin Le Normand eine scharfe Hereingabe unglücklich ins Tor der Iberer abfälschte. Spaniens Trainer Luis de la Fuente setzt in diesen Tagen auf Ballbesitz und Positionsspiel - Elemente, die spanische Teams 2008- und 12 zum kontinentalen Meister kürten.

Vor Lamine Jamal und Nico Williams muss sich Deutschland in Acht nehmen - IMAGO/www.imagephotoagency.it

Vorsicht vor der Flügelzange

Neu ist die Stärke über die Flügel und ein exzessives Pressingverhalten. Bei letzterem Element setzte Gündoğan in der ARD an - und nannte konkret Mitspieler Lamine Yamal. Der 16-Jährige bricht sämtliche Altersrekorde und wird zurecht gelobt. "Wenn du die Bälle zu schnell verlierst, ist er vielleicht der Haupt-Umschaltspieler der Spanier, fast schon auch der gefährlichste", warnt Gündoğan vor dem Rechtsaußen. Räume und Möglichkeiten für die DFB-Elf sieht Deutschlands Kapitän aber im Rücken des Youngsters: "Gerade seine Aktivität im Verteidigen ist nicht die größte, da muss er noch viel lernen. Da gibt es für uns vielleicht Möglichkeiten, Räume zu bespielen, die er nicht so gut abdeckt."

Die Schlüsselspieler im vorgezogenen Finale

Ohnehin ist das gesamte Positionsspiel der Spanier mutig und weiter nach vorne verlagert. Neu an dem diesjährigen 4-3-3-System sind die Flügelflitzer. Den Gegenpart Yamals spielt der umtriebige Nico Williams. Beide halten vermehrt die Außenlinie und setzen zu ihren Tempoläufen an. Freilich suchen sie oft selbst den Abschluss. Doch auch dank dem Duo hat Spanien die höchste Flankengenauigkeit im Wettbewerb (33,8 Prozent). Gesucht wird in der Regel Mittelstürmer Alvaro Morata. Der 16-jährige Yamal hat bereits zwei Vorlagen auf seinem EM-Konto, Williams steht bei einem Tor und einer Vorlage. Auf die Außenverteidiger Joshua Kimmich (rechts) und David Raum oder den defensiv etwas stärkeren Maximilian Mittelstädt (links) kommt definitiv Schwerstarbeit zu.

Ein Duell auf Augenhöhe

Die Spanier haben die zweitmeisten Tore (9) des Turniers geschossen, dabei ist Fabián Ruiz mit jeweils zwei Toren und Vorlagen der Topscorer der Mannschaft. Auf Turnierrang eins steht in dieser Statistik jedoch die DFB-Elf mit 10 Treffern, und auch in Sachen Passgenauigkeit (92,1 Prozent) steht sie den Iberern (91,1 Prozent) in nichts nach. Gegen Spaniens Superdribbler müssen sich vor allem Florian Wirtz und Jamal Musiala erneut beweisen. Besonders Musiala trumpft in diesem Turnier besonders aus und hat schon drei Tore auf seinem Konto, Wirtz steht bei einem Treffer.

DFB-Liveblog: "Setzen alles daran, weiterzukommen"

Deutschland spielt eben auch ein richtig starkes Turnier, offenbarte nach dem beeindruckendem 5:1-Auftaktsieg gegen Schottland und dem souveränem 2:0 gegen Ungarn jedoch immer wieder Schwächen gegen stärkere Gegner. Um das Halbfinale zu erreichen, müssen diese gegen Spanien nun behoben werden. Tatsächlich wäre es der erste Pflichtspielsieg gegen die Südeuropäer seit 1988. Insgesamt trafen die beiden Fußballnationen in 26 Spielen aufeinander. In den Geschichtsbüchern stehen bisher neun deutsche und acht spanische Siege sowie acht Unentschieden. Zumindest bei großen Turnieren hat das DFB-Team keine schönen Erinnerungen an die Spanier: Bei der WM 2010 gewannen sie im Halbfinale 1:0, bei der EURO 2008 sogar das Finale (ebenfalls 1:0) gegen das DFB-Team. Das letzte Duell bei der WM 2022 endete 1:1.

Kein Durchkommen?

Neben ihren herausragenden offensiven Qualitäten glänzten beide Mannschaften auch durch starke Defensivleistungen. Deutschland kassierte dabei nur zwei Gegentore, während Spanien sogar nur ein Gegentor hinnehmen musste. Le Normand hat sich den Status als Abwehrchef dank seiner Konstanz erarbeitet. Der 27-Jährige von Real Sociedad San Sebastián kam in allen vier bisherigen Turnierspielen zum Einsatz und ist in seinem Team der Spieler mit den zweitmeisten Balleroberungen (18) nach Linksverteidiger Marc Cucurella (22). Besonders stark ist der Innenverteidiger in Luftduellen und wird es den deutschen Angreifern Kai Havertz und Niclas Füllkrug wohl nicht gerade leicht machen. 

Das DFB-Team kann hinten auf die geballte Physis ihres Defensiv-Duos Antonio Rüdiger und Jonathan Tah zählen. Auch Nico Schlotterbeck könnte nochmals das Vertrauen geschenkt bekommen, er hatte Tah nach Gelbsperre im Achtelfinale richtig gut vertreten.  Im Mittelfeld wird sich wohl ein Kampf der Ballbesitzmaschinen abspielen. Rodri hält mit 278 Pässen, von denen 261 erfolgreich waren, den Bestwert innerhalb der spanischen Mannschaft. Sein Gegenüber Toni Kroos hat mit 435 Pässen (darunter 416 erfolgreichen) sogar deutlich mehr als alle anderen Spieler bei dieser EM gespielt.

Kehrt Tah zurück? Die mögliche Aufstellung im Viertelfinale!

Der Mittelfeldstratege von Real Madrid zeigte sich in der Pressekonferenz im Vorfeld des Viertelfinal-Krachers indessen angriffslustig: "Wir sind jetzt in einer Phase des Turniers, in die wir unbedingt wollten. Aber wir alle haben auch das Ziel, dieses Turnier zu gewinnen. Der EM-Titel hätte für mich eine Riesen-Bedeutung und er wäre ein sensationelles Ende. Wenn ich den Glauben daran nicht gehabt hätte, dann hätte ich mein Comeback überhaupt nicht gegeben", so der 35-Jährige. Den Glauben an den Erfolg - den wird das DFB-Team auch bei der Herkulesaufgabe gegen die Spanier brauchen. Das Halbfinal-Ticket dürfte Motivation genug sein.