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Analyse: So spielte der eiskalte FC Bayern München bei Bayer 04 Leverkusen groß auf

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Der FC Bayern München bot am Sonntag bei Bayer 04 Leverkusen eine erste Halbzeit wie aus einem Guss: Nach 45 Minuten stand es bereits 5:0 für den Deutschen Rekordmeister. Anhand der Bundesliga Match Facts powered by AWS lässt sich der Erfolg der Bayern leicht nachvollziehen.

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Im Spitzenspiel am Sonntagnachmittag dauerte es keine vier Minuten, ehe der FC Bayern München den Torreigen bei Bayer 04 Leverkusen eröffnete: Joshua Kimmich brachte eine präzise Freistoß-Flanke in den Strafraum, wo der freie Dayot Upamecano mit einem Kontakt zu Robert Lewandowski querlegte. Der Weltfußballer verwandelte die Vorlage des Innenverteidigers äußerst sehenswert mit der rechten Hacke. Eine kunstvolle Standard-Millimeterarbeit in drei Akten, die bereits andeutete, zu was diese Bayern in den folgenden 41 Spielminuten einer sagenhaften ersten Halbzeit noch im Stande sein würden.

Bis zum 2:0 durch Sturmstar Lewandowski dauerte es noch bis zu 30. Minute, doch die Treffer drei bis fünf fielen innerhalb von nur drei Minuten (34., 35. und 37. Minute). "Fünf Tore in 45 Minuten - das Ergebnis zeigt, was wir für einen Fußball gespielt haben", freute sich Lewandowski nach der Partie. "Die erste Halbzeit ab der 30. Minute war schon gigantisch", sagte Kimmich. In einem Auswärtsspiel gingen die Bayern in der Bundesliga-Historie noch nie mit einem Fünf-Tore-Vorsprung in die Halbzeit - ein neuer Bestwert für die an Rekorden nicht gerade armen Münchener. Was ausschlaggebend für die unfassbare Leistung der Bayern war, zeigen die Bundesliga Match Facts powered by AWS.

Bärenstarkes Zentrum

"Unser komplettes Vierer-Mittelfeld mit Thomas, Leroy, Josh und Leon war in der ersten Halbzeit unfassbar gut", lobte Julian Nagelsmann seine Spieler im Zentrum. 48 Prozent der FCB-Angriffe liefen über die beiden mittleren Angriffszonen. Das Pressing von Müller, Sane, Kimmich und Goretzka lief wie am Schnürchen: Die Münchener dominierten Leverkusen im Zentrum nach Belieben. Vor allem Goretzka tat sich immer wieder als Eroberer der Kugel hervor: "Leon hat heute eine etwas ungewohnte Position gespielt. Aber in der ersten Halbzeit war er mit der Schlüsselspieler, hat die Gegner sehr gut gebunden und immer wieder Bälle in der roten Zone gekriegt", adelte der Trainer seine Nummer acht. Das 5:0 bereitete Goretzka nach einem tollen Doppelpass mit Serge Gnabry mustergültig vor. Zur Halbzeit hatte der Antreiber im Mittelfeld bereits Feierabend und durfte mit der Regeneration beginnen.

Doch auch Ehrgeizling und Regisseur Kimmich stand seinem Nebenmann laut Coach Nagelsmann in nichts nach: "Josh hat ein herausragendes Spiel gemacht, hatte einen guten Anschluss, war stark im Gegenpressing." Mit 119 Ballaktionen war der Sechser DER Aktivposten der Bayern, kein Spieler hatte mehr Ballaktionen. Logisch, dass der zweikampfstarke und äußerst ballsichere Kimmich (Pass-Effizienz von +1,6 - nur Upamecano hatte mit +2,7 einen besseren Wert beim FCB) der Most Pressed Player auf dem Feld war: 45 Mal war der Gestalter unter Gegnerdruck.

Most Pressed Player, starke Pass Effizienz und äußerst präzise Standards: Joshua Kimmich überzeugte - Revierfoto via www.imago-images.de/imago images/Revierfoto

Effizienz pur bei den Bayern

Nach der Balleroberung im Mittelfeld, sei diese nun durch Kimmich oder Goretzka erfolgt, ging es bei den Bayern mit exzellenter Raumaufteilung und enormem Tempo nach vorne. "Wir hatten unfassbar viele Abschlusssituationen und eine sensationelle Struktur mit Ball. Leverkusen hatte sehr wenig Zugriff in der ersten Halbzeit. Wir hatten bei Kontersituationen immer eine gute Restverteidigung und hatten durchaus die Chancen auf das sechste, siebte oder achte Tor", schwärmte Nagelsmann von seinem Team. Die Treffer zum 2:0, 4:0 (Schütze: Gnabry) und 5:0 fielen jeweils nach einer schnellen und geradlinigen Umschaltaktion, das 3:0 nach einer Kimmich-Ecke, die bei Niklas Süle landete: Erst tanzte "Sülinho" einen Gegenspieler aus, sein Abschluss wurde dann von Müller unhaltbar abgefälscht. Der wuchtige, gelernte Innenverteidiger geht auf rechts richtig auf: Für seine zahlreichen Vorstöße und guten Aktionen erhielt Süle 19 Punkte im Fantasy Manager - der Spitzenwert bei den Bayern.

Wie effizient die Bayern vor dem Tor agierten, zeigt der xGoals-Wert: Die Bayern kamen am Sonntag auf 3,57. Damit erzielte der Tabellenführer der Bundesliga also 1,43 Treffer mehr als durch ihre Abschlüsse zu erwarten gewesen wären. Die Bayern gaben insgesamt 27 Torschüsse ab, ein neuer Bestwert für die Münchener in dieser Saison.

Torwahrscheinlichkeit 22 Prozent: Müller "müllert" einen Schuss von "Sülinho" zum 3:0 ins Tor - UWE KRAFT via www.imago-images.de/imago images/Uwe Kraft

In der Halbzeit-Pause stellte Nagelsmann etwas um, die Seinen nahmen zudem etwas den Fuß vom Gas. "In der zweiten Halbzeit konnten wir ein bisschen mehr mit Ruhe und Kontrolle spielen, gerade in Hinsicht auf das nächste Spiel in drei Tagen", sagte Lewandowski, der in der 64. Minute vom Feld ging und sich so für das Duell mit Benfica Lissabon in der Champions League schonen konnte.

Trotz ihrer offensiven Gala zeigten sich die Bayern nicht komplett zufrieden mit ihrer Leistung in Leverkusen: "Ehrlicherweise fand ich die ersten zehn, 15 Minuten nicht so überzeugend. Da war es ein Hin und Her, ein sehr intensives Spiel", legte Kimmich den Finger in die Wunde. Auch Coach Nagelsmann fand Kritikpunkte: "In der zweiten Halbzeit war klar, wie es läuft, wenn man zur Pause 5:0 führt. Aber wir haben wenig Zugriff bekommen und Leverkusen hatte viel Ballbesitz." In der 55. Minute gelang den Hausherren zudem der Ehrentreffer durch Patrik Schick.

"Am Ende war es trotzdem ein guter Auftritt", sagte Nagelsmann. Dem ist nur zuzustimmen: Nach dem 3:1 im Supercup gegen Dortmund, dem 3:0 in Barcelona in der Champions League und dem 4:1 bei Leipzig hat der FCB erneut ein Spitzenspiel total dominant gestaltet und verdient gewonnen. Wer Meister werden will, muss erst mal an diesen Über-Bayern vorbei.