Trainer Vincent Kompany muss sich aus einer Vielzahl an Bewerbern für die Sechserposition entscheiden - © DFL Deutsche Fußball Liga
Trainer Vincent Kompany muss sich aus einer Vielzahl an Bewerbern für die Sechserposition entscheiden - © DFL Deutsche Fußball Liga
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Bayerns Sechser-Casting: Welche Bewerber nimmt Trainer Kompany?

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Das zentrale und defensive Mittelfeld beim FC Bayern: ein heiß und vielfach diskutiertes Thema. Trainer Vincent Kompany hat die Qual der Wahl zwischen sechs verschiedenen Kandidaten. Was spricht für Joshua Kimmich, João Palhinha und Co. auf der Doppelsechs?

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Im Sommer 2023 keimte in Fußball-Deutschland die Diskussion über eine "Holding Six" auf. So richtig ins Rollen brachte allen voran Ex-Bayern-Trainer Thomas Tuchel die Debatte. Hintergrund: Tuchel wünschte sich einen zentralen Mittelfeldspieler, der vordergründig defensivere Aufgaben verrichtet und seine Position vor der Abwehrkette weitestgehend hält. Eine klassische Sechs eben, ein Spieler mit Abräumerqualitäten, der aber dennoch in der Lage ist, mit dem Ball umzugehen und Linien überspielen kann.

Mit einem Jahr Anlauf: Palhinha schließt die Baustelle beim FC Bayern

Daher wollten die Münchener bereits in der Sommer-Transferperiode des vergangenen Jahres auf dem Transfermarkt zuschlagen und Joao Palhinha verpflichten. Doch der Deal platzte bekanntermaßen in den Schlussminuten des Transferfensters. Jetzt ist der portugiesische Nationalspieler mit einem Jahr Verspätung beim FC Bayern München angekommen und vergrößert das Angebot von Neu-Trainer Vincent Kompany. Sechs Spieler kommen theoretisch für die Doppelsechs infrage.

Neu beim FC Bayern und ein gefragter Mann bei den Fans: Palhinha - Oliver Hardt/Bundesliga

Palhinha und Kimmich auf der Doppelsechs

Am 3. Spieltag bildete Palhinha beim 6:1-Kantersieg an der Kieler Förde gemeinsam mit Joshua Kimmich die Doppelsechs im 4-2-3-1-System des Rekordmeisters. In den Wochen zuvor gegen Freiburg (2:0), Wolfsburg (3:2) und Ulm (4:0) entschied sich Kompany für das Duo Aleksandar Pavlović/Kimmich. 

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Und dann wären da noch die Akteure Konrad Laimer, Leon Goretzka und Raphaël Guerreiro. Keine einfache Entscheidung für den belgischen Coach. Härtefälle wird es geben, das hatten die Verantwortlichen unmissverständlich klar gemacht. Stammplatzgarantien werden beim FCB per se keine ausgesprochen. Aber welche Vorzüge bringen die einzelnen Kandidaten mit?

Joshua Kimmich

Kimmichs Haupt- oder Wunschposition ist das zentrale Mittelfeld - etwas offensiver interpretiert mehr in Richtung einer Acht denn Sechs. Seit Ende 2019 bis Anfang 2024 agierte er jedoch fast ausschließlich auf der Sechser-Position - ab Februar 2024 kehrte er bis Saisonende auf die rechte Abwehrseite zurück (früher war er sogar mal Innenverteidiger), unter Kompany soll er aber in erster Linie wieder im Mittelfeld eingesetzt werden.

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An den ersten drei Spieltagen verpasste Kimmich, wie sonst nur Manuel Neuer und Harry Kane beim FC Bayern, keine Spielminute. Der 29-Jährige bestach mit Umsicht und Konsequenz, gewann 54 Prozent seiner Zweikämpfe - Bestwert unter den nominellen FCB-Sechsern. Ligaweit war er zudem am dritthäufigsten am Ball (321 Mal) und legte auch die dritthöchste Laufdistanz zurück (36,8 Kilometer - im Schnitt 12,3 Kilometer pro 90 Minuten). Darüber hinaus ist er der Mann für Standards: Wie schon letzte Saison schlug er bei den Bayern die meisten Ecken (zwölf von 19).

Aleksandar Pavlović

Bayerns Eigengewächs fühlt sich im defensiven Mittelfeld am wohlsten, kann aber auch offensiver im Zentrum agieren. Pavlović durfte an den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen 2024/25 von Beginn an ran und wusste zu überzeugen. In Kiel saß er 90 Minuten auf der Bank, aber nur, um in der Champions League in die Startelf zurückzukehren. Der 20-Jährige war letzte Saison der Aufsteiger beim FC Bayern München, kam zu seinen ersten 19 Bundesliga-Einsätzen (davon 14 in der Startelf).

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Der Neu-Nationalspieler gewann in der laufenden Saison 52 Prozent seiner Zweikämpfe - letzte Saison waren es 49. Mit Pavlovic auf dem Platz hat der FC Bayern 17 der 21 Bundesliga-Spiele gewonnen (ein Remis, drei Niederlagen), ohne ihn gab es seit seinem Debüt drei Siege und fünf Niederlagen. Was ebenfalls für ihn spricht: 2023/24 legte Pavlović im Schnitt 12,8 Kilometer pro Spiel zurück - Bestwert bei den Münchenern.

Leon Goretzka

Der 29-Jährige ist ein klassischer Box-to-Box-Spieler, der sich durch hohe Laufleistungen auszeichnet und konsequent den Weg in Richtung Strafraum sucht. Leon Goretzka kann alle Positionen im zentralen Mittelfeld bekleiden und scheut sich auch nicht vor der Innenverteidigung. Auch wenn Goretzka nach den ersten drei Spieltagen noch auf einen Startelf-Einsatz wartet, ist mit dem ehrgeizigen Mittelfeldmann zu rechnen. Letzte Saison war er in 30 der 34 Bundesliga-Spiele zum Einsatz gekommen (25 Mal Startelf). Die restlichen vier Spiele verpasste er wegen einer Fraktur an der Mittelhand beziehungsweise eines grippalen Infekts.

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Goretzka beging in der Saison 2023/24 in 30 Spielen nur 23 Fouls am Gegenspieler, seine Zweikampf-Bilanz war in etwa auf dem Niveau von Aleksandar Pavlović in der laufenden Saison (52 Prozent gewonnen, 2022/23 waren es sogar 57 Prozent). Außerdem kam er in der letzten Spielzeit auf gute 13 Scorer-Punkte (sechs Tore, sieben Torvorlagen). Zum Vergleich: Pavlović sammelte seit seinem Debüt vier Scorer-Punkte (zwei Tore, zwei Torvorlagen). Seine Torgefahr stellte Goretzka im ersten Spiel der neuen Champions-League-Saison unter Beweis, beim 9:2 gegen Zagreb traf er als Joker zum Endstand.

Konrad Laimer

Der österreichische Nationalspieler hat von den Positionen her ein ähnliches Profil wie Kimmich. Laimers Lieblingsposition ist das zentrale Mittelfeld, doch kommt er durchaus auch im defensiven Mittelfeld oder als rechter Verteidiger zum Einsatz. Unter Kompany durfte er bisher zweimal als Joker ran (an den letzten beiden Bundesliga-Spieltagen). 2023/24 hatte er keines der ersten 27 Pflicht- beziehungsweise 18 Bundesliga-Spiele verpasst, dann zog er sich einen Muskelbündelriss in der linken Wade zu (ein Monat Pause) und danach wurden die Einsätze schon unter Thomas Tuchel sporadischer.

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Laimer bestritt 2023/24 bezogen auf die Einsatzzeit nach Jamal Musiala die zweitmeisten Zweikämpfe beim Rekordmeister (24 pro 90 Minuten), gewann 49 Prozent der Duelle. Seine Kernkompetenz ist es, im Spiel gegen den Ball unangenehm zu sein, er hat sich aber auch fußballerisch immer mehr gesteigert und versteht es, seine Ballgewinne mit gekonnten Offensivaktionen zu veredeln.

Laimer beim Heimspiel gegen den Sport-Club Freiburg - Sebastian Widmann/Bundesliga

Raphaël Guerreiro

Der portugiesische Nationalspieler ist eher auf der Position des linken Verteidigers zuhause, kann aber auch im linken Mittelfeld eine offensivere Rolle einnehmen oder eben im zentralen Mittelfeld mit progressiven Pässen die Fäden ziehen. Guerreiro stand an den letzten beiden Spieltagen in Bayerns Startelf, jeweils aber auf der linken Seite.

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Als Sechser agierte er bei den Bayern zuletzt in der Vorsaison, und das bei acht seiner 20 Einsätze. Der 30-Jährige gewann auf der für ihn ungewohnten Position aber nur 47 Prozent seiner Zweikämpfe (sein Saisonwert lag bei 49 Prozent gewonnenen Duellen). Allerdings entwickelt der offensiv orientierte Guerreiro im zentralen Mittelfeld durchaus Torgefahr. Zwei seiner drei Saisontore 2023/24 gelangen ihm als Sechser.

Guerreiro schüttelt Remberg beim Auswärtsspiel in Kiel ab - Oliver Hardt/Bundesliga

João Palhinha

Kommen wir nun zu Bayerns Wunschtransfer, dessen angestammte Position das defensive Mittelfeld ist. Palhinha stand in Kiel erstmals in der Startelf (zuvor Einwechslungen im DFB-Pokal in Ulm und am 2. Spieltag gegen Freiburg). Bei den "Störchen" führte er die meisten Zweikämpfe auf dem Platz (33), gewann davon 42 Prozent. Nebenmann Kimmich war deutlich häufiger am Ball (137 Mal) als der Portugiese (103 Mal), lief mehr und war auch im Zweikampf erfolgreicher.

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"Er hat jetzt seinen Schritt gemacht. João kommt aus der Premier League, einer anderen Liga. Das sollte man berücksichtigen. Er brauchte Zeit, um sich an alles zu gewöhnen - daran, wie Vinnie (Vincent Kompany, Anm. d. Red.) spielen will", erklärte Sportvorstand Eberl im Interview mit der Münchener "Abendzeitung". Bayerns "Holding Six" benötigt also noch Eingewöhnungszeit.

Könnten in Zukunft die Doppelsechs beim FC Bayern bilden: Kimmich und Palhinha - IMAGO/Gerhard Schultheiß

Kimmich dürfte seinen Platz "sicher" haben

Kompany hat also eine Reihe von Möglichkeiten, die beiden zentralen Positionen vor der Viererkette qualitativ hochwertig zu besetzen. Gleichzeitig sind insbesondere fünf der sechs Kandidaten (Palhinha eher weniger) flexibel einsetzbar. Rotation ist in dem breiten Kader des Rekordmeisters und bei der Dreifachbelastung sowieso immer eine Option. Gerade jetzt, wo nach Josip Stanišić (Außenbandriss) mit Sacha Boey (Meniskusriss) der nächste gelernte Rechtsverteidiger wochenlang ausfällt.

Die Fakten-Vorschau: Kompany mit Top-Start

Zumindest für die kommenden Wochen drängt sich folglich ein festes Duo in Kompanys Schaltzentrale auf: Kimmich, der eine starke Europameisterschaft gespielt hat und mittlerweile zum Kapitän der DFB-Elf aufgestiegen ist, dürfte auf der halbrechten Position vor der Abwehr gesetzt sein. Neben ihm wird es auf die Anpassungsfähigkeit von Palhinha ankommen, sich schnell ins Bayern-System zu integrieren. Doch die Bayern wollten auf der Doppelsechs genau diesen robusten und taktisch gewieften Spieler, sodass er den halblinken Part einnehmen dürfte.

Die Variante Palhinha/Kimmich scheint kurz- und mittelfristig am realistischsten, wenngleich auch Akteure wie Jungstar Pavlović oder Leon Goretzka genügend Qualität und Power mitbringen, um in Kompanys Ensemble sofort zu funktionieren.