Neues Glück unter Thomas Tuchel? Leroy Sane soll beim FC Bayern München zum X-Faktor im Titelrennen werden
Leroy Sane schwankte beim FC Bayern München oft zwischen uneingelöstem Versprechen und erfolgsversprechendem Feingeist in der Offensive. Im Klassiker gegen Borussia Dortmund zeigte er, wie wichtig er unter Thomas Tuchel werden könnte – und warum er ein X-Faktor für den Rekordmeister im Titelrennen ist.
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Wie gut Leroy Sane im Dress des FC Bayern München sein kann, zeigte das Tor zum 4:0 beim souveränen 4:2-Erfolg im Klassiker gegen Borussia Dortmund. Mit einem traumhaften Zuspiel, das die Abwehrkette der Schwarzgelben perfekt durchschnitt, ermöglichte der Nationalspieler den Treffer von Kingsley Coman, der endgültig den Deckel auf das Prestigeduell zwischen dem Rekordmeister und dem Herausforderer aus dem Westen machte. Schon vor der frühen Führung war es Sanes Tiefenlauf, der Gregor Kobels schlimmen Torwartfehler erst ermöglichte. Doch es waren nicht nur diese Szenen, die zeigten, welche Rolle der 27 Jahre alte Offensivallrounder bei den Münchenern spielen kann – und im besten Falle auch soll.
Der FC Bayern hat nach Klassiker-Sieg den elften Meistertitel fest im Visier
Mit einem seiner zahlreichen Sprints an diesem Samstagabend (35, nur Kingsley Coman war häufiger im schnellsten Tempo unterwegs) arbeitete Sane engagiert nach hinten und bereinigte eine Kontersituation der Dortmunder durch seinen Einsatz. Die Intensität gegen den Ball: häufig ein großer Kritikpunkt am Nationalspieler, an dem sich mitunter die Geister scheiden. Fußballerisch ist der gebürtige Gelsenkirchener vermutlich über jeden Zweifel erhaben, doch an seiner Einstellung auf dem Platz – ob bei eigenem oder gegnerischem Ballbesitz – verzweifeln oft genug nicht nur Außenstehende.
Tuchel: "Es liegt hauptsächlich an ihm"
Das sah auch Bayerns neuer Trainer nach dem ersten Einsatz in seiner Ägide so: "Er hatte Licht und Schatten, viele gute Aktionen, auf denen wir aufbauen können", betonte Thomas Tuchel nach dem souveränen Erfolg gegen seinen Ex-Club. Es gäbe allerdings für alle noch Luft nach oben, das gelte ebenso für Sane, der unter dem ehemaligen Trainer von Paris St. Germain und des FC Chelsea die nächste Bewährungschance erhält. Das unterstrich Tuchel nach dem Klassiker einmal mehr: "Leroy ist in einem Alter, wo sich die Weichen jetzt gnadenlos stellen. Es liegt hauptsächlich an ihm, das komplett auszuschöpfen. Wir werden ihn dabei unterstützen."
Am Super-Samstag gibt es die nächste Runde im Titelrennen
Mit den ersten Eindrücken dürfte Tuchel daher durchaus zufrieden sein. Sane gab gegen den BVB seine fünfte Torvorlage – nur Jamal Musiala und Thomas Müller verbuchten 2022/23 in der Bundesliga mehr Assists für den FC Bayern. Und nicht nur fußballerisch stimmte es beim 27-Jährigen: Der Offensivallrounder führte 26 Zweikämpfe (Bayern-Bestwert, nur Jude Bellingham aufseiten der Dortmunder mehr) und legte 782 Meter im Sprint zurück (mehr als jeder andere Spieler). Besonders in den wichtigen Szenen zeigte sich Sane hochkonzentriert: 67 Prozent seiner 18 Drucksituationen löste der Bayern-Star erfolgreich auf, kam dabei auf eine Passquote von 75 Prozent unter Druck.
Sane kann der FCB-Offensive eine ganz neue Qualität verleihen
Leroy Sane – der Unterschiedsspieler. Das ist, was die Verantwortlichen an der Säbener Straße in ihm sahen, als sie den hochtalentierten Nationalspieler 2020 von Manchester City loseisten. Das ist, was die meisten Fans des Rekordmeisters sich erhofften und auch erwarteten, aber der 27-Jährige bis jetzt noch zu selten zeigte. Das könnte sich nun unter Thomas Tuchel ändern, hält der neue Trainer des FC Bayern doch große Stücke auf den Offensivallrounder, der mit seinem Tempo und seiner Spielfreude der "Abteilung Attacke" der Münchener noch einmal eine ganz andere Qualität verleihen kann. Nicht umsonst rangiert Sane unter den zehn besten Spielern als Initiator und Sprinter zugleich.
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"Es ist grundsätzlich der Wunsch, jeden an sein Leistungsmaximum zu bringen“, formuliert Tuchel seine Devise, sieht aber auch ganz besonderes seine Schützlinge in der Pflicht: "Am Ende ist es immer der Spieler selbst, der den Antrieb haben muss. Wenn du beim FC Bayern unterschreibst, erfordert es mentale Stärke und einen außergewöhnlichen Sportsgeist. Der Spieler muss täglich ans Limit gehen. Es geht immer darum, wie nutze ich den Tag, wie nutze ich die Trainingseinheit, um mich ans Limit zu bringen", so der 49 Jahre alte Coach, der sich vor dem Klassiker mit der Einstellung des Teams zufrieden zeigte: "Diese Woche waren alle am Start, jeder wollte sich zeigen. Das wollen wir auch nutzen, um den Rückenwind in die nächsten Wochen mitzunehmen."
Die nächsten Wochen werden für den FC Bayern zu den entscheidenden in dieser Saison, die nun langsam, aber sicher auf die Zielgerade einbiegt. Wie stark der Rekordmeister in der Crunchtime einer Spielzeit sein kann, das ließ er die schwarzgelbe Konkurrenz aus Dortmund im Klassiker deutlich spüren. Auch Sane präsentierte sich in starker Verfassung, die die Münchener gerne auch bei den anstehenden Aufgaben sehen würden. Am "Super-Samstag" trifft der Nationalspieler mit seinem Team auf den SC Freiburg, schon zuvor bekommen es die Tuchel-Schützlinge im DFB-Pokal mit den Breisgauern zu tun. Und danach wartet mit Manchester City im Viertelfinale der Champions League ein echter Brocken auf Leroy Sane und Konsorten.
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Den 27 Jahre alten Feingeist dabei in Bestform zu erleben: Das dürfte die Erfolgschance des FC Bayern im Saison-Endspurt gewaltig erhöhen. Wie gut er sein kann, das hat Leroy Sane im Klassiker und in vielen anderen Spielen zuvor schon bewiesen. Jetzt gilt es, das neue Glück unter dem neuen Trainer zu verstetigen. Damit Highlights wie der Assist zum 4:0 gegen Borussia Dortmund, aber auch die zumeist unbemerkt bleibenden Aktionen im Rückwärtsgang nicht mehr besondere Erwähnung finden, sondern zum Alltag des Offensivallrounders zählen. Dann dürfte aus dem uneingelösten Versprechen auch im kritischen Blick so mancher Zweifler der X-Faktor im Titelrennen und sogar vielleicht der Erfolgsgarant im Endspurt werden.
Thomas Reinscheid
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