Tom Bischof beim FC Bayern München: Spielmacher der Zukunft
Der FC Bayern München stellt mit der Verpflichtung von Tom Bischof die Weichen auf die Zukunft. Der junge Spielmacher der TSG Hoffenheim bietet eine enorme Perspektive - und viel Qualität ab Sommer. Der FCB-Transfer in der Analyse.
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2020 gewann der FC Bayern München alle Titel, die die Welt zu bieten hatte: Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League, DFL Supercup, UEFA Supercup und den Weltpokal. Das "Sextuple" wurde befeuert von einem der besten Mittelfeldduos überhaupt Joshua Kimmich und Thiago Alcantara, auch wenn letzterer nach dem Triple wechselte und die drei "kleineren" Titel gar nicht mehr miterlebte.
Ein Blick in die Zukunft könnte ein ähnliches Paar ergeben: Zusätzlich zum defensivstarken, strukturgebenden Aleksandar Pavlović aus der eigenen Jugendakademie verpflichtete der FCB ab Sommer Top-Talent Tom Bischof von der TSG Hoffenheim. Im Sommer wird Kimmich 30 Jahre alt sein - mit dem 21-jährigen Pavlović und dem 20-jährigen Bischof steht die neue Generation in den Startlöchern.
Top-Talent Tom Bischof wechselt nach München
Tom Bischof: Druckresistent, clever und spielfreudig
Der zentrale Mittelfeldspieler ist schon in jungen Jahren eine riesige Stütze für seine Mitspieler in Hoffenheim. Für die Sinsheimer läuft es in dieser Spielzeit nicht sehr gut, doch Bischof gibt seinen Kollegen immer eine Möglichkeit, den Ball abzugeben - denn Bischof ist nahezu immer anspielbar. Er positioniert sich clever in den Zwischenräumen und kann eigentlich jeden Ball verarbeiten.
Und Druck? Den hat der 19-Jährige zwar mächtig, doch er meistert ihn mit Bravour. 249-mal wurde Bischof in dieser Spielzeit von den Gegnern in Drucksituationen gebracht - für einen zentralen Mittelfeldspieler eine enorme Marke. Der einzige Spieler, der noch häufiger in engen Räumen agierte: Granit Xhaka (283-mal). Dabei ist Bischof längst nicht auf dem Level des Meister-Regisseurs (81 Prozent erfolgreiche Drucksituationen - Bundesliga-Bestwert), doch aus starken 65 Prozent der Situationen löste er sich, ohne den Ball zu verlieren. Damit gehört er schon jetzt zu den Top-Stars der Bundesliga in Sachen Druckresistenz (Platz 9 unter den ZMs mit mindestens 100 Drucksituationen) - trotz der Vielzahl an Situationen. Beim FC Bayern noch stärker: Joshua Kimmich mit 76 Prozent erfolgreichen Situationen (187-mal unter Druck).
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Doch Bischof löst nicht nur die Probleme seiner Mitspieler - er kreiert ihnen gleichzeitig hervorragende Offensivaktionen, denn der Youngster hat ein Auge für gefährliche Situationen. Der 19-Jährige kann schon jetzt gegnerische Defensiven lesen wie ein Buch, findet immer wieder Lücken in der Defensive und schickt seine Angreifer in Räume, aus denen sie zu Torchancen kommen. 31 Torschussvorlagen sind Platz 1 bei der TSG - und ein geteilter 12. Platz in der Bundesliga. Und das, obwohl sein Team tief im Abstiegskampf steckt. Erneut zeigen die ZM-Konkurrenten, wie gut Bischof eigentlich ist: Nur Kimmich (44), Xhaka (35) und Angelo Stiller (34) legten mehr Abschlüsse auf. Nicht einmal eine Handvoll Spieler kommt hinzu, wenn man auch die Zehner-Konkurrenz inkludiert, da Bischof teils offensiver spielte. "Meine Kreativität kann der Mannschaft helfen", prognostizierte Bischof schon vor der Saison im Vereinsinterview - und machte seine Sache war. Er ist die Kreativwaffe Nummer 1 bei der TSG Hoffenheim.
Bayerns Spielgestalter der Zukunft
Überhaupt ist Tom Bischof ein sehr spielfreudiger Zentrumsspieler. Mit seinem sauberen und guten Passspiel glänzt er im Mittelfeld der TSG Hoffenheim. Seine 719 in dieser Saison gespielten Pässe sind Platz 5 unter den zentralen Mittelfeldspielern, die nicht auch in der Abwehr ausgeholfen haben. Davon bringt er gute 83,9 Prozent an den Mann.
Bischof bewegt sich vor allem in den offensiven Halbräumen, lässt sich dort den Ball in den Fuß spielen und verteilt ihn dann weiter. Zieht der Gegner sich weit zurück, ist es der junge Spielmacher, der mit cleveren Schnittstellenpässen oder Spielverlagerungen die Angriffe einleitet. Dabei erinnert er stark an Bayerns Joshua Kimmich, der ebenfalls die offensivere Rolle der "Doppelsechs" bevorzugt und sich gerne in ähnlichen Räumen positioniert. Mit seinem starken linken Fuß wurde er zudem zum Standard-Experten der TSG - sein erster direkter Freistoß landete direkt im Netz, auch seine Ecken kommen scharf in den Strafraum. Auch hier tritt er mit Sicherheit in Konkurrenz zu Kimmich - oder ergänzt ihn hervorragend, schließlich ist Kimmich als Rechtsfuß für andere Positionen besser geeignet als Linksfuß Bischof.
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Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass der FC Bayern mit dem im Sommer 20-jährigen Bischof als perspektivischen Nachfolger für den dann 30-jährigen Kimmich plant. Ob sofort (Kimmichs Vertrag läuft im Sommer aus) oder erst in Zukunft, ist dabei noch offen. Denn sollte Kimmich verlängern, könnten die beiden auch gemeinsam auf dem Feld stehen. Der Linksfuß bevorzugt auf der linken Seite der Doppelsechs (kann aber auch von rechts agieren). An der Seite von Kimmich müssten sich beide Spieler situativ in eine etwas ungewohnte, defensivere Rolle begeben - doch dass sie das können, haben sie bereits gezeigt.
Denn Bischof ist abseits seiner starken Rolle mit dem Ball am Fuß auch ein richtig guter Defensivspieler. Mit seiner jungen Energie läuft er starke 12,1 Kilometer pro 90 Minuten, füllt damit eine Menge Lücken - und geht beherzt in Zweikämpfe. Seine 339 bestrittenen Duelle sind Platz 16 in der Bundesliga, davon gewinnt er wiederum gute 54 Prozent. Nur drei Spieler ligaweit bringen es auf mehr Duelle UND eine bessere Quote, darunter zwei Innenverteidiger. Eine Doppelsechs mit Bischof und Kimmich wäre riskant, aber nicht unmöglich - besonders wenn die Bayern zum Spielende ein Tor brauchen und auf Chancenjagd gehen müssen.
Bischof ist mehr als ein Kimmich-Nachfolger
Abseits davon bringt Bischof ein ganz anderes Profil an Alternativ-Positionen mit als Kimmich. Während der aktuelle Bayern-Spielmacher vor allem im zentralen Mittelfeld - in offensiveren Achter- oder defensiveren Sechser-Rollen - ausgebildet wurde und von Pep Guardiola zum Innen- und Rechtsverteidiger umgeschult wurde, wo er seinen Weg zur Weltklasse bestritt, war Bischof bisher vor allem offensiver unterwegs.
In der U19 der TSG lief Bischof vor allem als Rechtsaußen und Zehner auf - sammelte in der A-Junioren-Bundesliga 22 Torbeteiligungen in eben so vielen Spielen (zwölf Tore, zehn Assists) und wurde zum Offensivstrategen. Für die U23 in der Regionalliga Südwest konzentrierte er sich auf die Zehner-Position und brachte es auf neun Torbeteiligungen (fünf Tore, vier Assists) in 19 Spielen. Und so kam Bischof auch bei den Profis zunächst offensiver zum Einsatz.
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Erst in der laufenden Saison rückte Bischof eine Reihe zurück - auch, weil die Zehner-Position mit Andrej Kramarić prominent besetzt war. Bischof wich aus und fand eine Rolle, die ihm noch besser auf den Leib geschnitten war. Doch wenn er bei den Bayern offensiver gebraucht würde, könnte er auch dort aushelfen: Einsätze auf der Zehn oder den Flügeln - vornehmlich rechts - sind im Rahmen des Möglichen. Auch so könnte Bischof früh zu Spielzeit kommen und mit Spielpraxis für Entwicklung sorgen, sollte der FCB weiter mit Kimmich gehen wollen.
"Tom ist ein außergewöhnlicher Spieler, der ein unfassbar großes Potenzial besitzt", lobt Sportvorstand Max Eberl bei der Verpflichtung. "Eines der größten deutschen Talente aktuell", legt Sportdirektor Christoph Freund noch einen drauf. "Er ist ein Leader auf dem Feld. Mit 19 Jahren noch sehr jung, aber viele Bundesligaspiele auf dem Buckel und schon internationale Erfahrung." Die langfristige Zukunft der Spielmacher-Rolle beim FC Bayern, sie gehört dem jungen Tom Bischof.
Niklas Staiger
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