Drei Punkte bis zum rettenden Ufer: Der FC Schalke 04 meldet sich im Abstiegskampf zurück
Der FC Schalke 04 hat mit dem 2:1 (2:0) im Kellerduell gegen den VfB Stuttgart ein Ausrufezeichen im Kampf um den Klassenerhalt gesetzt. Nach dem vorherigen, aus S04-Sicht unliebsamen Rekord von vier Unentschieden in Serie belohnten sich die Gelsenkirchener mit dem Dreier gegen die Schwaben. Mit einem Sieg im ersten, kleinen Revierderby gegen Bochum könnten die "Knappen" den 18. Platz abgeben.
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Er hat ihn also erreichen können, den königsblauen Fußballgott. "Es wäre super, wenn sie mir die Nummer vom Fußballgott mal geben würden. Dann würde ich vielleicht auch noch mal ein gutes Wort einlegen", hatte S04-Cheftrainer Thomas Reis zuletzt bei der Spieltagspressekonferenz in Richtung eines Journalisten scherzhaft gefordert. Drei Tage später sprang gegen Union Berlin am 21. Spieltag das vierte 0:0 in Serie heraus. Mit dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart sind das Matchglück und der Glaube an das königsblaue Wunder "Klassenerhalt" endgültig zurückgekehrt.
Nach sieben sieglosen Spielen und dem unerquicklichen Nullnummer-"Rekord" feiert der FC Schalke 04 den dritten Saison- und Heimsieg. Zwar haben die "Knappen" weiterhin die Rote Laterne inne, doch der Schein trügt. Die königsblaue Lampe leuchtet so hell wie lange nicht mehr. Seit dem elften Spieltag steht der Traditionsclub auf Rang 18. Doch Reis, der am 12. Spieltag das Ruder übernahm, hat die Mannschaft stabilisiert, ihr ein Offensivkonzept an die Hand gegeben und so peu à peu Bundesliga-tauglich gemacht. So sind es derzeit nur noch drei Punkte bis zum Relegationsplatz und dem rettenden Ufer Platz 15.
"Danach hat ganz Schalke gelechzt"
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Dort rangiert der am Samstagabend niedergerungene VfB Stuttgart, gegen den Schalke zuvor schon sechs Heimspiele ungeschlagen war. Überhaupt gewann S04 gegen keinen anderen Club so viele Heimduelle wie gegen die Schwaben: 31 sind es nun. Ein eminent wichtiger Erfolg also, um doch noch in den Ring einsteigen zu können im Kampf um den Ligaerhalt. Schalke übt wieder Druck aus auf die sich in Sichtweite befindenden Vereine wie Hertha (14), Stuttgart (15), Hoffenheim (16) und Bochum (17).
Beim Zittersieg in der ausverkauften Veltins-Arena war die Gier nach drei Punkten schlicht zu groß. Mit typischen Schalker Tugenden: harte Arbeit, Leidenschaft und Zusammenhalt. Und ganz wichtig: Toren. Nach 403 torlosen Minuten - zuletzt erzielte S04 beim 1:6 gegen Leipzig den Ehrentreffer - saß gleich der erste Abschluss des Spiels durch Dominick Drexler, der das 1:0 einköpfte. "Wir haben uns mit zwei schönen Toren belohnt, danach hat ganz Schalke gelechzt", klang Reis erleichtert.
Zaubertor von Bülter und Sosa-Flatterball
Das brasilianische 2:0 von Marius Bülter, der nach der Willensleistung und klasse Vorarbeit von Rodrigo Zalazar mit der Hacke veredelte, brachte die in Schalker Kreisen gern umschriebene Donnerhalle zum Kochen. "Das war, glaube ich, ein schönes Tor, aber in erster Linie war es wichtig, dass wir überhaupt ein Tor geschossen haben. Heute sogar zwei. Auch für mich persönlich, weil ich lange ohne Tor war. Es tut einfach gut", erklärte Bülter, der mit vier Saisontoren aktuell Topscorer beim Traditionsverein ist, gegenüber der "Sportschau" bescheiden.
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Nach einer stärkeren, weil zielstrebigeren ersten Halbzeit bei 8:4-Torschüssen wendete sich das Blatt im zweiten Abschnitt in Gänze. Das Team von Bruno Labbadia setzte S04 maximal unter Druck, schoss ab da zwölfmal auf den Kasten von Ralf Fährmann. Zu einer Nervenschlacht wurde es aber erst, als der Schalker Keeper den Distanzschuss von Borna Sosa durch die Beine flutschen ließ. "Der Ball ist beim Gegentor ein bisschen geflattert, aber natürlich habe den Anspruch, dass ich den Schuss souverän halte. Glücklicherweise haben wir bereits mit 2:0 geführt und das Spiel heute gewonnen. In der Situation sah ich nicht so gut aus, aber ich hatte noch andere Aktionen, in denen ich mir das Vertrauen der Mannschaft zurück erarbeitet habe", so Vollblut-Schalker Fährmann, dessen Rückkehr zwischen die Pfosten trotz des zu verzeihenden Patzers Sicherheit verleiht.
Zwei Derbys vor der Brust
In Minute 97 war es dann vollbracht. Schalke siegte im sogenannten Sechs-Punkte-Spiel. Das Aufatmen war in jedem einzelnen Jubelschrei der Königsblauen zu spüren. Nach Abpfiff brüllte Königsblau seine Freude vor der Nordkurve heraus. Von "Kennst du den Mythos vom Schalker Markt" bis zu Liebesbekundungen für den Reviernachbarn Borussia Dortmund, der am 11. März in die Veltins-Arena kommen wird, war alles dabei. "Nach dem Abpfiff hat man gesehen, wie die Fans das honoriert haben. Der Sieg gibt uns Auftrieb, weil es eine satte Belohnung in Form von drei Punkten ist", so Fährmann.
Vor dem großen Revierderby gegen den BVB wartet am 23. Spieltag ein heißer Tanz im Straßenbahn-Derby gegen Bochum, wohlgemerkt Reis' letzte Trainerstation. Ein Duell zwischen dem Vorletzten und Letzten. Mit einem Auswärtsdreier würde Schalke wegen des um vier Treffer besseren Torverhältnisses die Plätze tauschen. Im Hinspiel gewann S04 mit 3:1 gegen den VfL und Reis an der Seitenlinie. Brisanter könnte dieses Rückspiel kaum sein.
"Ich freue mich auf die nächsten Wochen, weil wir wieder im Geschäft sind und gute Leistungen bringen", blickt Mittelfeldmann Tom Krauß auf die von Sportvorstand Peter Knäbel ausgerufenen "Wochen der Wahrheit" voraus. Spätestens nach dem Stuttgart-Sieg scheint Schalke jedenfalls gewappnet für diese prestigeträchtigen Duelle. Ansonsten können Reis und Co. ja noch in der "Kapelle auf Schalke" ein gutes Wort einlegen.