Hertha BSC bewahrt sich mit 2:1 gegen den VfB Stuttgart die "Minimalchance"
Hertha BSC hat das Do-or-die-Spiel gegen den VfB Stuttgart mit 2:1 gewonnen und damit den Anschluss an die Konkurrenz im Tabellenkeller wieder einigermaßen hergestellt. Gegen die Schwaben überzeugten die Berliner durch aufopferungsvolle Defensivarbeit und eine verbesserte Effizienz. Dennoch müssen die Herthaner in den verbleibenden drei Saisonspielen auf Patzer der Konkurrenz hoffen.
Welche Berliner hast du im Fantasy Manager?
Das Epizentrum des Abstiegskampf in der Bundesliga war an diesem Samstagnachmittag eindeutig das Berliner Olympiastadion. 18. gegen 16.: Hertha BSC gegen VfB Stuttgart. Während fernab des Westends wohl die wenigsten einen Pfifferling auf eine Trendwende der "Alten Dame" gaben, stemmte sich der BSC mit aller Macht gegen den drohenden Abstieg. Im Kellerduell mit dem VfB lastete maximaler Druck auf den Herthaner Schultern. "Es zählt nur ein Sieg", lautete der unmissverständliche Befehl von Cheftrainer Pal Dardai. Und seine Truppe lieferte, errang ein 2:1 gegen den direkten Konkurrenten.
"Das war ein entscheidendes Spiel. Wenn wir nicht gewonnen hätten, wäre es wohl vorbei gewesen – so sind wir am Leben", erklärte Stevan Jovetic nach Abpfiff. Bei drei verbleibenden Spielen und einer Niederlage wäre Hertha BSC neun Punkte hinter dem dann 15. VfB gewesen, bei einem Unentschieden sieben. Nach dem Arbeitssieg gegen die Schwaben sind die Hauptstädter "nur" drei Zähler hinter Bochum (17.) und Stuttgart (16.). "Wir haben uns jetzt eine Minimalchance erarbeitet", blieb Dardai demütig. Denn der Ungar kann die Tabelle lesen: Während der VfL im direkten Duell am 33. Spieltag aufgrund des besseren Torverhältnisses noch theoretisch einzufangen wäre, sieht es im Vergleich zum VfB anders aus. Das Torverhältnis der Stuttgarter ist um zehn Treffer besser.
"Alle haben sich reingeschmissen"
Fragen und Antworten – hier geht‘s zum Bundesliga-FAQ
Die Situation im Abstiegskampf bleibt maximal prekär für die Hertha. Der Dreier gegen die Schwaben macht jedoch Mut, dass der BSC wie im letzten Jahr zumindest die Relegation erreicht. Den direkten Klassenerhalt mag zurzeit keiner bei den Blau-Weißen in den Mund nehmen.
Was war der Schlüssel zu diesem eminent wichtigen Heimerfolg? Die "Alte Dame" knüpfte an die in Sachen Einstellung und geschlossenerem Defensivverhalten verbesserte Leistung in München (0:2) an und präsentierte sich effizienter als zuletzt. 7:16 Torschüsse standen zum Schluss auf dem Chancenzettel. Der BSC netzte bei einem xGoals-Wert von 1,1 und drei Abschlüssen auf den Kasten zweimal, der VfB bei einem xGoals-Wert von 1,7 und vier Abschlüssen auf das Tor lediglich einmal. Zwei Standardsituationen stellten die Weichen auf Sieg.
Diese Zahlen zum 31. Spieltag musst du kennen!
"Wir standen sicher und alle haben sich reingeschmissen, um jeden Ball zu blocken", sagte Keeper Oliver Christensen nach Abpfiff. Teamkollege Maximilian Mittelstädt blies ins gleiche Horn: "Wir haben zusammen verteidigt, zusammen nach vorne gespielt und uns zusammen die drei Punkte verdient."
Kempfs Kopf und Niederlechners Fußspitze bringen den Sieg
Der Führungstreffer durch den früheren VfB-Kapitän Marc-Oliver Kempf, der den zweiten Anlauf einer zuvor weggeköpften Ecke mit Wucht über den linken Innenpfosten ins Netz nickte, hatte die BSC-Brust breiter werden lassen. Zwar ließ der Ausgleich durch Serhou Guirassy nicht lange auf sich warten, doch das Spielglück war an diesem Nachmittag aufseiten der Berliner: Nach einer weiteren Standardsituation - diesmal ein schnittiger Freistoß von rechts durch Dodi Lukebakio - war es die rechte Fußspitze von Florian Niederlechner, die das Spielgerät durch die Beine von VfB-Keeper Fabian Bredlow zum 2:1-Endstand flutschen ließ.
Mit dieser erneuten und psychologisch vorteilhaften Führung unmittelbar vor dem Pausentee war der Glaube an den sechsten Saisonsieg umso größer. Während der VfB Mühe hatte, ins Spiel zurückzufinden, stand der BSC fortan tiefer und lauerte auf Konter. Den Gästen ging die Genauigkeit im letzten Drittel ab, Hertha verteidigte es gut. Erst in den Schlussminuten geriet der Berliner Erfolg noch mal ins Wanken, doch Christensen, eine verpasste Möglichkeit Wataru Endos und ein zweifacher Block gegen den Schuss von Chris Führich in der sechsten Minute der Nachspielzeit sorgten für erleichterte Mienen bei den Hausherren.
"Dann haben wir noch alle Chancen"
"Ich bin stolz auf die Jungs, jeder hat gefightet, genauso muss es sein im Abstiegskampf. Die Stimmung war unfassbar gut, das war richtig geiles Heimspiel, aber wir müssen jetzt am Boden bleiben", zeigte sich Niederlechner überglücklich, dass der erste der vier von Dardai geforderten Siege eingefahren wurde. Dass diese Partie durchaus auch 2:2 hätte ausgehen können, ist den Spreeathener gänzlich schnuppe. Mit der Ostkurve wurde anschließend gebührend gefeiert und sich auf die nächsten drei Finalspiele aus Sicht der Hertha eingeschworen.
Die Trainerstimmen zum 31. Spieltag
"In die nächsten Spiele müssen wir mit genau dieser Mentalität, mit genau dieser Intensität und Geschlossenheit gehen. Dann haben wir noch alle Chancen. Viele haben uns schon abgeschrieben, aber wir haben gezeigt, dass wir leben, noch da sind und mit uns zu rechnen ist. Manchmal ist es auch gut, wenn keiner mehr mit uns rechnet!", bediente sich Mittelstädt einer dieser Tage häufiger verwendeten Botschaft vermeintlich abgeschlagener Teams.
Zweimal noch auswärts
Am kommenden Freitag wartet das nächste Finalspiel auf den BSC in Köln, das mit dem Derbysieg in Leverkusen den Klassenerhalt rechnerisch unter Dach und Fach gebracht hat. Ein Vorteil für die Hauptstädter? Nicht unbedingt, zumal die Berliner in dieser Spielzeit in der Regel zu Hause die Siege einfuhren: 80 Prozent der Punkte holten sie in den Heimspielen (20 von 25), so hoch ist dieser Anteil bei keiner anderen Mannschaft. Einmal treten die Herthaner noch im Olympiastadion an, am 33. Spieltag geht es gegen den direkten Konkurrenten Bochum. Im Saisonfinale steht ein schweres Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg an.
Wie und wo auch immer die "Alte Dame" aus dieser Achterbahnfahrt aussteigen wird, bleibt abzuwarten. Der Glaube an den Klassenerhalt ist nach diesem Pflichtsieg zurückgekehrt. Sinnbildlich die Geste des Eigengewächses und gebürtigen Berliners Jessic Ngankam in der Nachspielzeit, als er einen Einwurf herausholte, die Hertha-Anhänger zum Aufstehen anstachelte und mit seinem Finger auf das BSC-Logo und den Berliner Rasen zeigte. Als wolle er sagen: Dieser Heimdreier bleibt hier, und wenn wir so weitermachen auch der Bundesliga-Fußball in Westend.
Ähnliche News
Lupfer, Schlenzer und Direktabnahme
So schön trafen die Spieler am 10. Spieltag in der 2. Bundesliga.
Dank Erfolgstrio: Der VfB hat sein Mojo zurück
Die Schwaben knüpfen nach holprigen Saisonstart an die Leistungen der Vorsaison an.
Kempf verlässt die Hertha in Richtung Italien
Den Innenverteidiger zieht es zu Como 1907 mit Trainer Cesc Fàbregas.