Julian Nagelsmann strebt mit RB Leipzig ambitionierte Ziele an - © Boris Streubel/Bundesliga/DFL via Getty Images
Julian Nagelsmann strebt mit RB Leipzig ambitionierte Ziele an - © Boris Streubel/Bundesliga/DFL via Getty Images
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Julian Nagelsmann: "Ich kann hier meine Fußstapfen hinterlassen"

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Julian Nagelsmann wurde bei der TSG Hoffenheim zum jüngsten Trainer der Bundesliga-Historie. Bei RB Leipzig möchte der 32-Jährige nicht nur den Fußball seiner Mannschaft weiterentwickeln, sondern auch sich selbst. Darüber spricht er im Interview in der neuen Ausgabe des DFL MAGAZINS (6|19), die am heutigen Freitag erschienen ist. Außerdem Thema: seine vielseitigen Interessen außerhalb des Fußballs. Auszüge des Gesprächs.

Herr Nagelsmann, ist Ihr Trainerbüro wie früher bei der TSG Hoffenheim auch in Leipzig fast immer geöffnet?

Julian Nagelsmann: Ja, das ist es, denn ich bin ja ein offener Mensch und verstelle oder verberge mich nicht. Ich wähle in allem, was ich mache, klare Linien und will an meiner Arbeit auch Spaß haben. Mir ist es schon in der Schule schwergefallen, mich für Dinge zu begeistern, an denen ich keinen Spaß hatte.

Authentisch und glaubwürdig zu bleiben, ist Ihnen genauso wichtig. Kommt das bei Ihren Spielern immer noch gut an?

Nagelsmann: Den Eindruck habe ich. Ich teile als Trainer zwar schon mal aus, kann aber genauso gut auch einstecken. Es ist die Kunst des Trainers und des Spielers, zu wissen, wie weit man gehen kann. Ich habe hier wie in Hoffenheim eine Mannschaft mit einem sehr guten Sozialgespür. Die Spieler haben es bisher nicht ausgenutzt, dass ich als Trainer nahbar bin. Andererseits wissen die Jungs schon, wann sie gefordert sind, sich zu konzentrieren.

Was ist anders bei RB Leipzig, nachdem Sie sich neun Jahre lang in Hoffenheim erst zum Fußballlehrer und schließlich zum Bundesliga-Trainer, dem noch immer jüngsten der Geschichte, entwickeln konnten?

Nagelsmann: Wenn du bei einem Club arbeitest, der zuvor sehr erfolgreich war, dauert es eine gewisse Zeit, bis du das volle Vertrauen in deine Ideen spürst. Das ist ganz normal. Hier war mit Ralf Rangnick vor mir ein sehr erfolgreicher Trainer tätig. Und jetzt kommt ein Trainer, der dazu ein paar neue Ideen hat. Da merke ich dann ab und zu, dass ich ein bisschen mehr um das vollendete Vertrauen kämpfen muss, als das in Hoffenheim der Fall war. Dort lag der abstiegsbedrohte Club, sportlich gesehen, ziemlich brach da, als ich 2016 mit 28 Jahren die Chance bekam, Cheftrainer der Profis zu werden.

Die Leipziger stürmten in der Saison 2018/19 als Tabellendritte mit ihrem Umschaltspiel bis in die UEFA Champions League. Was wollen Sie neu einbringen in den Fußball von RB?

Nagelsmann: Die Mannschaft hat unter der Regie von Ralf Rangnick sehr gut Fußball gespielt. Das große Ganze war mit viel Power und Emotionen verbunden. Mir geht es nun darum, dass wir diese Elemente unseres Umschaltspiels weiter auf den Platz bringen, in gewissen Situationen des Ballbesitzes aber auch mal Kräfte sparen. Gegen Mannschaften, die sehr tief verteidigen, bekommt man die Umschaltmomente nicht so oft wie gewünscht. Da muss sich die Mannschaft weitere Komponenten aneignen, um mehr Chancen heraus-zuspielen. Es geht darum, gegen sehr unterschiedlich auftretende Gegner das eigene Spiel mal so, mal anders zu akzentuieren.

Gefragter Mann: Julian Nagelsmann zählt trotz seiner 32 Jahre schon den besten Trainer der Bundesliga - Reinaldo Coddou H./Bundesliga/Bundesliga Collection via Getty Images

Sie trainieren die im Altersschnitt von etwa 24,5 Jahren jüngste Mannschaft der Bundesliga. Wie definieren Sie Ihren Ausbildungsansatz beim Blick auf das Potenzial Ihrer hochbegabten Profis?

Nagelsmann: Meine Aufgabe als Trainer ist nicht nur, erfolgreich zu sein, sondern jungen Spielern auch die Möglichkeit zu bieten, sich ganzheitlich zu entwickeln. Wenn ein Profi nur in einer Art des Spiels entwickelt wird und dabei erfolgreich ist, habe ich als Trainer vielleicht die Clubaufgabe erfüllt, aber die Aufgabe für den einzelnen Spieler nicht immer zu 100 Prozent. Im besten Fall gibt es eine Übereinstimmung. Wenn du gut ausbildest, wird der Spieler ja nicht schlechter. Wir wollen keine reine Ballbesitzmannschaft werden, sondern unsere DNA weiter behalten. Das ist immer eine Gratwanderung. Aber auch Ralf Rangnick hat mir gesagt, dass er meinen Ansatz gut finde, weil wir uns in puncto Ballbesitzphasen weiterentwickeln müssten. So ein Prozess, die richtige Struktur im eigenen Spiel zu finden, kann dauern.

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Was macht Ihre Aufgabe so reizvoll?

Nagelsmann: Dass ich hier meine eigenen Fußstapfen hinterlassen kann. Natürlich war der Club schon vor mir sehr erfolgreich, aber er ist, das haben Verantwortliche wie Geschäftsführer Oliver Mintzlaff auch gesagt, noch nicht da, wo er hinmöchte. Wenn du dich selber noch entwickeln willst und dann zu einem Club gehst, der sich auch noch entwickeln will, ist das nicht die schlechteste Voraussetzung für spannende Jahre.

Trotz seiner erst 32 Jahre blickt Julian Nagelsmann extrem reflektiert auf seinen Job in der Bundesliga. In Ausgabe 6|19 des DFL MAGAZINS spricht Leipzigs Trainer auch über schwere Momente und über seine Ziele für die Zeit nach der Karriere als Coach. 

Das gesamte Gespräch gibt es hier in der kostenlosen E-Paper-App für Smartphones und Tablets.