So macht Min-jae Kim die Bayern-Abwehr besser
Min-jae Kim soll die Münchner Defensive stabilisieren - und auch nach vorne Akzente setzen. Mit Neapel wurde der Südkoreaner in seinem ersten Jahr italienischer Meister. bundesliga.de nimmt Bayerns neue Abwehr-Kante unter die Lupe.
"Defense wins championships" gilt auch beim FC Bayern München. Doch Dejan Ljubicic hatte etwas dagegen, dass der FCB die alleinig-beste Defensive der Liga stellte. Mit seinem verwandelten Elfmeter beim dramatischen 2:1-Sieg des FC Bayern am letzten Spieltag stellte der Mittelfeldspieler des 1. FC Köln den Gegentorzähler der Münchner auf 38. Weil der 1. FC Union Berlin bei seinem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen die Null hielt, musste sich der Rekordmeister den inoffiziellen Titel der besten Abwehr der Liga zum zweiten Mal in Folge teilen: 2021/22 waren es 37 Gegentreffer gewesen, ebenso viele wie RB Leipzig.
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Dass sich der Ligaprimus in dieser Disziplin im hohen 30er Raum einpendelt (unter 30 Gegentoren blieb man mit 28 zuletzt in der Saison 2017/18) schmeckt niemandem an der Säbener Straße. Darum erhält die Hintermannschaft in diesem Sommer einen neuen Anstrich. Mit Min-jae Kim verpflichtet der FCB einen Hochkaräter für die Abwehr.
"Monster" ohne Anlaufzeit
Der 26-jährige Südkoreaner wechselt als frischgebackener italienischer Meister über die Alpen. In seinem ersten Jahr in Italien schwang sich der 49-fache Nationalspieler gleich zum Stammspieler auf. Er war der defensive Garant des ersten "Scudetto" für die Süditaliener seit über 30 Jahren und wurde zum besten Verteidiger der Saison gewählt.
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In seiner asiatischen Heimat firmiert der 1,90 m große Kraftprotz unter dem Spitznamen "Monster", der neben seiner beeindruckenden Erscheinung auch auf seine Zweikampfführung anspielt. Gierig auf Ballgewinne und ohne Angst vor Schmerzen stürzt sich Kim in die Zweikämpfe, frisst seine Gegenspieler förmlich auf. Er antizipiert gut und verteidigt mit starker Risiko-Abwägung mutig nach vorne.
Spielmacher und Anpassungskünstler
Doch Eisenhärte allein hätte Kim wohl nicht zu einem der gefragtesten Innenverteidiger des Transfersommers gemacht. Der Mann aus Tongyeong beherrscht ebenso die feine Klinge. Vor allem mit seinem starken rechten Fuß übernimmt er viel Verantwortung im Aufbauspiel, aber auch sein linker ist keinesfalls "schwach", sondern einfach nur nicht der dominante Fuß. Diese "Spielmacher-Qualitäten" in der hintersten Abwehrreihe gingen dem FC Bayern nach Ende der Ära mit erstklassigen "Spieleröffnern" wie David Alaba, Jerome Boateng oder Mats Hummels zuletzt ab.
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Ein weiterer Pluspunkt des Südkoreaners ist seine Anpassungsfähigkeit und -geschwindigkeit. Nach zweieinhalb Jahren auf seiner ersten Auslandsstation in China meisterte er 2019 problemlos den Schritt nach Europa, wurde bei Fenerbahce sofort Stammspieler, verpasste auf dem Weg zur Vizemeisterschaft nur fünf Spiele verletzungsbedingt sowie eines gesperrt.
Nur zwölf Monate später ging es weiter in eine europäische Top-Liga. Auf Neapels Triumphzug durch die Serie A kam er - bei erneut einer Sperre - auf 35 von 38 möglichen Einsätzen, alle von Anfang an.
Viererketten-Spezialist
In Neapel und bei seiner Nationalmannschaft spielte Kim in den letzten Jahren fast ausschließlich als Teil einer Viererkette. Diese war in München Basis der Triple-Formationen sowohl 2013 als auch 2020. Dabei agierte der beidfüßig starke Kim in der abgelaufenen Saison viel auf der linken Innenverteidiger-Position, spielte jedoch auch immer wieder auf der rechten Seite. Dieselbe Variabilität bieten auch die neuen Abwehrkollegen Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano, die zwar ebenfalls einen dominanten rechten Fuß haben, aber auf beiden Seiten zuhause sind.
Für die südkoreanische Nationalmannschaft spielte Kim etwa bei der Weltmeisterschaft nur rechts. Er passt sich also seinen Teamkollegen an. Bei Napoli agierte er meist neben Rechtsfuß Amir Rrahmani auf der linken Seite. Rückte aber Linksfuß Juan Jesus in die Abwehrkette, verschob Kim auf die halbrechte Position.
Doch auch eine Dreierkette ist ihm kein fremdes System. Vor allem in der Hinserie seiner Fenerbahce-Saison setzte der damalige Coach Vitor Pereira viel auf die Abwehrreihe mit drei Innenverteidigern, ehe sein Nachfolger Ismail Kartal in der Rückrunde die Viererkette bevorzugte. In der Dreierkette bildete der Südkoreaner meist den Mittelmann, wich aber vereinzelt auch nach rechts oder links aus. Er kann also alles spielen - und der FC Bayern braucht sich keinerlei Gedanken zu machen, welchen Innenverteidiger man mit ihm paaren muss. Zu Min-jae Kim passt jeder, weil Kim sich an jeden anpassen kann.
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