RB Leipzig begeistert mit seinem überragenden Abwehrbollwerk
Köln - Eigentlich steht RB Leipzig für Offensivfußball. Die Sachsen pressen früh, nutzen ihre Ballgewinne für ihr schnelles Umschaltspiel und kontern nahezu perfekt. Doch in dieser Saison führt das Pressing-System von Coach Ralf Rangnick nicht nur zu vielen eigenen Toren - sondern hat vor allem ein geniales Abwehrbollwerk hervorgebracht. Kein anderer Club kassiert so wenige Gegentore in der Bundesliga wie RB Leipzig.
Vorne hui und hinten häufig pfui - so ließ sich das Spiel von RB Leipzig in der vergangenen Saison oft bezeichnen. Mit ihrem laufintensiven Powerfußball erspielten sich die Sachsen dutzende Chancen und schossen Tore am Fließband. Mit 57 Treffern stellten sie immerhin die fünftbeste Offensive der Bundesliga. Aber hinten... Da standen die eigenen Pforten oft viel zu weit offen. 53 Gegentore hatten die Leipziger am Ende kassiert - nur drei Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel mussten den Ball häufiger aus dem eigenen Netz fischen.
14 Gegentore weniger als im Vorjahr
Vergessen und vorbei. Denn in dieser Saison steht kein Team hinten so sicher, macht kein Team hinten so wenige Fehler wie RB Leipzig. Die Rangnick-Truppe kassierte in den bisherigen 25 Bundesliga-Spielen nur 20 Gegentore - im Schnitt weniger als ein Gegentreffer pro Partie. Der FC Bayern München hat als zweitbeste Abwehr bereits 27 Buden gefangen.
Unglaublich: Vergangene Saison hatten die Sachsen zum selben Zeitpunkt schon 34 Gegentreffer kassiert - 14 mehr als jetzt. Dabei war das Defensivpersonal um Kapitän Willi Orban weitestgehend dasselbe.
Bei Gulacsi stand schon zwölf Mal die Null
Zurückzuführen ist diese Leistungssteigerung im Besonderen auf Schlussmann Peter Gulacsi. In der Vorsaison wehrte der Ungar „nur“ 66 Prozent der Schüsse auf seinen Kasten ab, in dieser Spielzeit liegt er bei überragenden 78 Prozent (Bundesliga-Spitze).
Vierter Auswärtssieg in Folge: Leipzig gewinnt in Nürnberg
Schon zwölf Mal blieb der Leipziger Schlussmann ohne Gegentreffer – das ist alleiniger Bundesliga-Bestwert und schon doppelt so oft wie in der kompletten Vorsaison (sechs Mal). In der Rückrunde stand für Gulacsi und Co. sogar in fünf von acht Partien die Null, er kassierte insgesamt nur drei Gegentreffer! Eintracht Frankfurt als zweitbeste Rückrundenabwehr steht schon bei sieben Gegentoren.
Hinten einfach nicht zu knacken
Aber nicht nur Gulacsi macht in dieser Saison einen astreinen Job, auch seine Vorderleute trugen ihren Teil zur Leipziger Defensivstärke bei. Lediglich 219 gegnerische Torschüsse ließ die Abwehr des derzeitigen Tabellendritten bislang zu. Nur gegen den FC Bayern kommen die Gegner seltener zum Abschluss. Auch kassierten die Leipziger 2018/19 noch kein Gegentor nach einem eigenen Fehler. Das kann sonst in der Bundesliga nur noch Frankfurt vor sich behaupten.
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Vor allem die gegnerischen Stürmer sind bei Orban, Ibrahima Konate, Dayot Upamecano und Co. gut aufgehoben. Leipzig kassierte in der laufenden Saison erst neun Stürmer-Gegentore und damit so wenige wie kein anderer Bundesligist. Dabei spielten die Leipziger hinten keinesfalls auf Sicherheit, stellten den Gegner aber clever bereits 88 Mal ins Abseits, öfter als jeder andere Bundesligist. Und auch über außen ist RB nicht zu knacken. Nur 213 gegnerische Flanken ließ Leipzig bislang zu, einzig der FC Bayern weniger.
Zweikampf-Monster
Ein Grund für die defensive Stabilität ist sicherlich das Zweikampfverhalten von Orban und Co. In absoluten Zahlen führte der Vizemeister von 2017 mit Abstand die meisten Zweikämpfe. 5755 Duelle Eins-gegen-Eins stehen schon zu Buche, davon 2887 in der Defensive.
Das Rennen um die Champions League
Und besonders in der Luft ist die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick eine Macht. 62 Prozent der defensiven Kopfballzweikämpfe werden gewonnen. Das ist Bundesliga-Bestwert. So ganz nebenbei zeichnen sich die Defensivkräfte aus der sächsischen Metropole auch noch durch Torgefahr aus. Acht Treffer wurden von Verteidigern erzielt - Orban vier, Lukas Klostermann drei, Marcel Halstenberg eins - auch da ist Leipzig in der Bundesliga ganz vorne. Der Lohn für die Defensiv-Mühen: RB segelt voll auf Kurs Champions League.
Von Tobias Schild
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