RB Leipzig gegen Bayer 04 Leverkusen: die Schlüsselduelle
RB Leipzig gegen Bayer 04 Leverkusen: Der Vierte empfängt den Ersten. Das Topspiel des 18. Spieltags trägt seinen Namen absolut zu recht. Wir zeigen, auf welche Duelle auf dem Platz es am Samstagabend besonders ankommen wird.
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Mohamed Simakan gegen Patrik Schick
Die "Werkself" muss derzeit auf Topstürmer Victor Boniface verzichten, der sich in der Vorbereitung auf den Afrika-Cup verletzt hat. Umso wichtiger ist die Patrik Schicks Leistung, der Tscheche soll die Offensivgewalt des Nigerianers ersetzen. Verletzungsbedingt kam der Mittelstürmer in den vergangenen eineinhalb Saisons nur selten zum Einsatz, doch mit sechs Saisontoren in 333 Spielminuten ist Schick trotzdem immer noch auf höchstem Level unterwegs. Dabei ist er gerne ein Unterschiedsspieler: Schon drei Mal traf Schick dreifach oder häufiger - dabei erzielte der 27-Jährige schon zwei lupenreine Hattricks. Schick ist ein etwas anderer Spielertyp als Boniface, ist stärker im Anspiel bei hohen wie flachen Bällen, dafür ist er nicht ganz so spritzig im Tiefenlauf wie sein Teamkollege, der im Hinspiel das wichtige 1:0 auch durch sein Tempo einleitete. Nun wird Leverkusen wohl etwas anders agieren als beim 3:2-Sieg am 1. Spieltag.
Leipzig gegen Leverkusen: ein Topspiel, das seinen Namen verdient
Schick stoppen will vor allem Leipziger Abwehrmann Mohamed Simakan. Der Franzose spielte in der vergangenen Saison meist als Rechtsverteidiger, doch in dieser Spielzeit ist er die Konstante auf seiner gelernten Position im Abwehrzentrum. 16 der bisherigen 17 Spieltage agierte er von Beginn an. spielte aber immer. Dabei kam er 15 Mal als Innen- und nur zweimal als Rechtsverteidiger zum Einsatz. Das personifizierte Abwehrbollwerk der Sachsen gewann in dieser Saison starke 62 Prozent seiner Zweikämpfe - Bestwert beim amtierenden DFB-Pokalsieger. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 34,1 km/h kann er auch Schicks Tempo gut verteidigen. Doch auch Simakan bietet eine Aufgabe für den Stürmer der "Werkself": Sein Aufbauspiel ist stark, er bringt 92 Prozent seiner Pässe an den Mann. Mit einer Torvorlage - im Hinspiel zum 2:3-Anschlusstreffer - und einem Tor am 15. Spieltag zeigte Simakan: Auch ihn muss Leverkusen verteidigen.
Xaver Schlager gegen Florian Wirtz
Ähnlich Simakan in der Abwehr ist Xaver Schlager die Konstante auf der Doppelsechs der Leipziger. Immer wieder wechseln seine Mitspieler, doch Schlager spielte in 15 Partien von Beginn an. Dabei kann er sowohl in der defensiven Sechser- als auch in der etwas offensiveren Achter-Rolle agieren. Vor der Winterpause war er zusammen mit Amadou Haidara eher als Defensivmann auf der halblinken Position unterwegs - da dieser jedoch beim Afrika-Cup weilt, wird Schlager voraussichtlich neben Kevin Kampl halbrechts agieren. Dabei trifft er im direkten Duell auf Leverkusens Superyoungster Florian Wirtz, der links hinter der Spitze agiert.
Den Steckpass-König Wirtz zu verteidigen, wird nicht leicht. Der 20-Jährige spielt immer wieder Pässe in die Tiefe oder kommt per Doppelpass selbst in gute Abschlusssituationen. Nur Bayerns Leroy Sané sammelte mehr als Wirtz' sieben Torvorlagen. Dazu traf der Nationalspieler fünfmal selbst - und es hätten noch mehr sein können. Mit drei Aluminiumtreffern ist er der zweitgrößte Pechvogel der Liga (Stuttgarts Deniz Undav traf viermal den Torrahmen). Dabei ist Wirtz mit wie ohne Ball sehr viel unterwegs. Immer wieder sucht er das Dribbling und will seinen Gegner überwinden. Doch mit 12,3 Kilometern und 34 Sprints pro 90 Minuten bei einer Topgeschwindigkeit von 34,4 km/h ist er sehr schwer aufzuhalten.
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Doch Schlager weiß, wie er solche Spieler stoppen kann. Er ist mit 53 Prozent gewonnen Zweikämpfen (Wirtz 44 Prozent) richtig stark im direkten Duell und schafft es ebenfalls auf 11,3 km in 90 Minuten. Er sollte jedoch aufpassen: Bereits fünfmal wurde der Österreicher getunnelt (zweithöchster Wert der Liga) - Wirtz könnte dabei einen gefährlichen Tiefenpass spielen. Doch Schlager ist ein echter Terrier und Wirtz das Leben über 90 Minuten schwer machen.
Benjamin Henrichs gegen Alejandro Grimaldo
Auf einer der beiden Außenbahnen wird im Topspiel am Samstagabend mächtig Torgefahr aufeinanderprallen. Auf der einen Seite steht Leverkusens Alejandro Grimaldo. Der spanische Neuzugang sammelte zwar nur 3,0 Expected Goals, erzielte daraus aber überragende sieben Tore. Damit besitzt er die viertbeste Abschluss-Effizienz der gesamten Bundesliga sowie den BMF-Skill Finisher. Doch er ist nicht nur im Abschluss brandgefährlich. Mit sechs Torvorlagen kommt er auf starke 13 Scorerpunkte - der beste Leverkusener Wert, der im Topspiel auflaufen wird (Boniface mit 17 Scorern fehlt verletzt). Dabei muss Leipzig vor allem aufpassen, Standards zu verursachen: Vier seiner 13 Torbeteiligungen sammelte er aus ruhenden Bällen. Zweimal versenkte er einen Freistoß unhaltbar im Winkel, zweimal flankte er eine Ecke erfolgreich vor das Tor. Doch auch defensiv hat Grimaldo einiges drauf: Mit 54 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ist er im Eins-gegen-Eins richtig gut. Dabei agiert er vor allem fair: In der gesamten Saison verursachte er bisher nur sieben Fouls. Er wäre also wohl selbst sein bester Gegner.
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Doch auch Leipzigs Rechtsverteidiger Benjamin Henrichs ist im direkten Duell sehr stark - und ebenfalls fair. Mit 56 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ist er noch effektiver als Grimaldo, foulte dabei jedoch zwölfmal. Für seine aggressive Spielweise ist das ein richtig guter Wert. Mit 21 Torschüssen zielte Henrichs in dieser Saison so oft aufs gegnerische Tor wie kein anderer Verteidiger. Mit seinem guten Pressing gegen Stuttgarts Keeper erzielte er bereits ein Saisontor, legte zudem drei weitere auf. Der flexible Defensivspieler kam in 81 Bundesliga-Partien für die Sachsen auf richtig gute 15 Torbeteiligungen (sechs Tore, neun Vorlagen). Auf Leipzigs rechtem beziehungsweise Leverkusens linkem Flügel wird es am Samstagabend also ein echtes Kracher-Duell geben.
David Raum gegen Jeremie Frimpong
Doch auch der andere Flügel wird von zwei echten Maschinen beackert. Im weißen Trikot wird die Flankenmaschine David Raum antreten - mehr als seine 78 Hereingaben aus dem laufenden Spiel brachte kein anderer Spieler in dieser Saison in die Mitte. Doch obwohl davon nur 19 ankamen und keine einzige zu einem Tor führte, zeigt sich der deutsche Nationspieler torgefährlich: Zwei Tore und drei Torvorlagen verbuchte Raum in der bisherigen Saison. Das Arbeitstier war bei Leipzig am häufigsten am Ball - 1.384 Mal führte er das Leder in der Hinrunde übers Spielfeld. Das ergibt 83 Ballbesitzphasen pro 90 Minuten. Im Topspiel könnte vor allem Geschwindigkeit wichtig werden: Mit 34,9 km/h Spitze ist Raum Leipzigs zweitschnellster Spieler.
Sein Gegner ist jedoch noch schneller: Jeremie Frimpong sprintete in dieser Saison überragende 35,96 km/h. Damit ist er einer der schnellsten Stars der Bundesliga und besitzt dem BMF-Skill Sprinter. Nur vier Spieler waren minimal schneller unterwegs - drei davon brachten sogar nur 0,01 km/h mehr auf den Tacho. Zudem ist Frimpong oft in dieser Geschwindigkeit unterwegs: MIt 613 Sprints zog er mit Abstand am häufigsten an den ersten 17 Spieltagen das volle Tempo an. Mit seinen vielen Tiefenläufen schoss er starke fünf Tore, legte zudem sechs weitere Treffer auf. Er ist klarer Stammspieler, startete alle 17 Partien. Doch um ihn frisch zu halten, wechselte Xabi Alonso ihn zwölfmal aus. Sein Gegenüber Raum spielte 14 seiner 17 Startelf-Einsätze durch, verpasste dabei nur 48 Minuten der regulären Spielzeit.
Die Fakten-Vorschau zum 18. Spieltag
Spannend wird vor allem, wie gut die beiden Offensivmonster sich defensiv schlagen. Denn die Abwehrarbeit ist jeweils nicht die Stärke von Frimpong und Raum. Der Leipziger verbesserte seine Zweikampfquote in dieser Saison zwar von 47 Prozent im Vorjahr auf 52 Prozent, doch in seinen 77 Spieltagen für die Sachsen folgten auf fünf seiner Ballverluste direkte Gegentore, er schoss schon ein Eigentor und verursachte einen Strafstoß. Leverkusens Frimpong leistete sich nicht ganz so viele extreme Fehler, kommt dabei aber auch nur auf eine Zweikampfquote von 46 Prozent und ist daher einfach insgesamt etwas defensivschwächer. Die Offensivpower der zwei Flügelsprinter könnte also auf beiden Seiten voll durchschlagen.
Xavi gegen Exequiel Palacios
Selten starten junge Neuzugänge so stark in die Saison wie Leipzigs Xavi. Der Leihspieler von Paris Saint-Germain stand in allen 17 Partien in der Startformation. Dabei gab es immer alles - und musste 14 Mal ausgewechselt werden. Kein Spieler ging öfter vom Feld. Doch in seiner Spielzeit ist der Niederländer dauerhaft unterwegs und sorgt für Action, gab starke sieben Torvorlagen - zweitbester Wert der Bundesliga hinter Sané - und schoss selbst vier Tore. Von Xavi bekommt Trainer Marco Rose das komplette Paket: 43 Mal schoss er aufs Tor, 41 Mal legte er Torschüsse seiner Kollegen auf. Er ist extrem dribbelstark und gewann damit 54 Prozent seiner Duelle, von denen er bei den Sachsen zudem am meisten führte. Seine kombinationsfreudig mit starken 22 Doppelpassbeteiligungen werden nur von Leverkusens Wirtz (23) knapp überboten. Satte 40 Mal wurde er gefoult - kein Bundesliga-Spieler wurde häufiger unfair gestoppt.
Xavi vs. Wirtz: das Duell der Super-Youngster
Doch auf demselben Niveau liegt auch Exequiel Palacios, der mit ebenfalls 40 gezogenen Fouls an der geteilten Spitze steht. Mit 110 Ballbesitzphasen pro 90 Minuten ist der argentinische Weltmeister sehr oft am Ball - ligaweit liegt er damit auf dem dritten Platz. Dabei zeigt er sich zielgenau im Passspiel, brachte 93 Prozent seiner Pässe zum Gegner. Drei Torvorlagen sind schon jetzt ein persönlicher Saisonrekord - dazu schoss er drei Tore. Dabei macht er es gerne spannend: Gleich zwei Mal versenkte er einen Treffer in der Nachspielzeit, kein anderer Spieler der "Werkself" traf nach den regulären 90 Minuten. Doch auch gegen den Ball ist Palacios nahezu unüberwindbar. Starke 59 Prozent seiner Zweikämpfe gingen an den Leverkusener. Das Eins-gegen-Eins mit dem dribbelstarken Xavi am Samstagabend wird immer wieder spannend werden.
Loïs Openda gegen Jonathan Tah
Zusammen mit Xavi bildet Leipzigs zweiter Sommerneuzugang, Loïs Openda, ein furioses Duo im Umschaltspiel. Die beiden Angreifer sind vor allem in Kontersituationen richtig gut. Ein entscheidender Punkt dabei ist Opendas hohes Tempo - in der Spitze ist der Belgier mit 35,7 km/h unterwegs gewesen. Nach Raum zog er bei Leipzig die zweitmeisten Sprints an (457) und stieß damit immer wieder in die Tiefe. Mit elf Toren ist Openda mit weitem Abstand Toptorschütze bei den Sachsen. Abgesehen vom verletzten Leverkusener Boniface ist Openda mit 71 Torschüssen der Spieler, der ligaweit am häufigsten abzog. Und das, obwohl er pro 90 Minuten gerade einmal 29 Ballbesitzphasen hatte. Doch wenn er das Leder am Fuß hat, wird es extrem gefährlich. 14 Großchancen spielte er sich bereits heraus. Doch hier gibt es klare Verbesserungsmöglichkeiten: Nur sieben der 14 Topchancen waren im Netz.
Ihm gegenüber steht die durchgewürfelte Abwehr von Leverkusen. Vor allem Abwehrchef Jonathan Tah wird es in der Tiefenverteidigung immer wieder mit Openda zu tun bekommen. Kommt es zum Eins-gegen-Eins, hat der 27-jährige Defensivspieler einen klaren Vorteil: Tah gewann 63 Prozent seiner Zweikämpfe, Openda liegt hier gerade einmal bei 47 Prozent.Dabei kommt Tahs starke Duellquote nicht überraschend, in acht seiner bisher neun Bundesliga-Saisons lag er über der 60-Prozent-Marke (in der Neunten lag er bei 59,5 Prozent). Doch er ist auch clever im Positionsspiel und läuft mit seinem hohen Tempo viele Bälle ab. Mit 35,81 km/h Spitzengeschwindigkeit bringt der Verteidiger sogar noch mehr Tempo mit als Openda.
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Eine Herausforderung wird es jedoch sein, die Wendigkeit des Leipziger Stürmers bestmöglich abzufangen - denn hier liegt bei Tahs Tempo und Physis dennoch eine Schwäche. Deshalb profitiert Tah besonders von der Dreierkette - durch die defensive Fünfer-Abwehr hat er einen engeren Raum zu verteidigen. Doch Tah hat auch offensiv enormen Wert - seine drei Bundesliga-Tore sind Bestwert für einen Verteidiger. Im direkten Duell mit Leipzigs Umschalt-Assen bringt Tah zudem enorme Ballsicherheit: 96 Prozent seiner Pässe bringt er an den Mitspieler - Ligabestwert. Er wird Leipzig also wenig Chancen geben, in Kontersituationen zu kommen.