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Sebastian Rode geht als Kapitän von Eintracht Frankfurt voran
Sebastian Rode geht als Kapitän von Eintracht Frankfurt voran - © Christian Kaspar-Bartke/Bundesliga/Bundesliga Collection via Getty Images
Sebastian Rode geht als Kapitän von Eintracht Frankfurt voran - © Christian Kaspar-Bartke/Bundesliga/Bundesliga Collection via Getty Images
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Sebastian Rode im Gespräch: "Manche Probleme liegen direkt vor unserer Haustür. Die müssen wir angehen."

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Schon seit über einem Jahrzehnt setzt sich Sebastian Rode für ein gewaltfreies Leben von Kindern und Jugendlichen ein. Der Kapitän von Eintracht Frankfurt über die Kraft des Sports und Potenziale.

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Herr Rode, Sie setzen sich als Botschafter des Landespräventionsrates Hessen für Gewaltfreiheit bei Kindern und Jugendlichen ein. Wie kam es zu Ihrem Engagement?

Sebastian Rode: Ich habe die Rolle im Jahr 2012 von Ioannis Amanatidis übernommen, einem meiner Vorgänger als Kapitän bei Eintracht Frankfurt. Und sie ist mir zu einer Herzensangelegenheit geworden. Hinter dem Projekt stand als Initiator der frühere Hessische Generalstaatsanwalt Helmut Fünfsinn, der ein glühender Fan der Eintracht war und leider im vergangenen Jahr verstorben ist.

Wie und womit hat er Sie überzeugt?

Rode: Er hat mich bei mehreren Treffen und in guten Gesprächen für die Idee begeistern können, Jugendlichen mit den verschiedensten Biografien dabei zu helfen, ihre Zukunftsaussichten zu verbessern. Viele der jungen Leute, die ich vor allem in Schulen treffe, sind sehr clever und kreativ. Manche von ihnen sind aber – aus welchen Gründen auch immer – auf die schiefe Bahn geraten. Ich bin sicher, dass sie alle etwas draufhaben. Man muss nur die Talente ansprechen, die ihnen innewohnen.

Worauf zielt Ihr Engagement ab?

Rode: Dass Kriminalitätsbekämpfung nicht nur Sache von Behörden und Polizei ist, Eltern oder Schulen mit Prävention nicht alleingelassen werden. Diese Themen gehen uns alle an. In Rotenburg an der Fulda zum Beispiel haben wir das Projekt einer Jugendinitiative ausgezeichnet, bei dem der Sport eine besondere Rolle bei der Konfliktlösung in einem Stadtviertel übernahm. Dort wurde von Freiwilligen, einer Gruppe aus Jugendlichen und Erwachsenen, das Angebot organisiert, Jugger zu spielen. Das ist eine recht neue Ballsportart, die im Team gespielt wird und Elemente aus dem Fechten und vom Ringen übernommen hat und bei der man mit gepolsterten Schlägern den Gegner daran hindern kann, Tore zu erzielen. Das entfaltete eine enorme Anziehungskraft – und die Kids, die früher eher auf dumme Gedanken kamen, waren plötzlich motiviert, ihre Zeit sinnvoller zu verbringen und dabei auch gleich die eine oder andere Emotion abzubauen.

Was heißt das genau?

Rode: Durch die Wettbewerbe im Jugger lösten sich in dem Ort die Missstände auf, die es bis dahin durch Jugendgruppen gegeben hatte. Solche Leistungen zeigen mir die besondere Energie, die gerade der Sport entfalten und die Veränderungen herbeiführen kann. Und mir macht es Spaß, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, ihre Erfahrungen zu hören und selbst Tipps zu geben. Wenn wir anständig miteinander umgehen, profitieren wir alle davon. Dabei ist es egal, welche Sprache man spricht, welche Hautfarbe oder welche Religion man hat.

Was treibt Sie bei Ihrem Einsatz für die gute Sache an?

Rode: Mir ist bewusst, dass ich selbst behütet aufgewachsen bin und auf der Sonnenseite des Lebens stehe. Dieses Glück hat nicht jeder, und ich möchte etwas davon zurückgeben.

Beschreiben Sie Ihr Aufwachsen etwas näher...

Rode: Ich komme aus einem Elternhaus, in dem mir vorgelebt wurde, was es heißt, hilfsbereit zu sein. Das hat mich geprägt. Wie auch meine Herkunft. Ich stamme von der Bergstraße, bin in Alsbach-Hähnlein groß geworden, einem kleinen Ort, wo die Menschen darauf achten, dass man füreinander da ist, wenn in der Nachbarschaft Unterstützung gefragt ist. Mit meinen Schulfreunden von damals stehe ich nach wie vor in Kontakt. Manche Probleme liegen direkt vor unserer Haustür. Die müssen wir angehen.

Wie?

Rode: Zum Beispiel mit Einrichtungen wie dem Heim für kriminelle, aber strafunmündige Kinder im osthessischen Sinntal, bei dem ich schon mehrmals eingeladen war. Es ist dort immer wieder eine Freude, wenn im Laufe meines Aufenthalts über die Gesichter zahlreicher Kinder, die alle gewiss kein leichtes Schicksal zu bewältigen haben, ein Lächeln huscht. Helmut Fünfsinn hatte mir vom ersten Tag an gesagt, dass die Mädchen und Jungen den Botschaften eines bekannten Fußballspielers viel eher Gehör schenken als den Reden eines Anzugträgers. Mittlerweile kann ich bestätigen, dass er recht hatte. (lacht)

In der aktuellen Ausgabe 2/23 des DFL MAGAZINS spricht Sebastian Rode auch über Besuche im Gefängnis und darüber, wie er seinen eigenen Kindern Toleranz und Respekt vermittelt. Das gesamte Gespräch gibt es jetzt im kostenlosen ePaper.