Match-Facts-Analyse: Die Rettung des 1. FSV Mainz 05 unter Bo Svensson
Simon Rolfes ist Direktor Sport bei Bayer 04 Leverkusen, hat zwischen 2005 und 2015 insgesamt 288 Bundesliga-Spiele bestritten und trug 26 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. An dieser Stelle schreibt er wöchentlich über die neuen, innovativen Match Facts, die von AWS für die Bundesliga während der Spiele bereitgestellt werden. Diesmal analysiert er, wie es Mainz gelungen ist, eine der größten Aufholjagden der Bundesliga-Geschichte zu schaffen.
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Von Simon Rolfes
Noch nach der Hinrunde lag der 1. FSV Mainz 05 gleichauf mit dem FC Schalke 04 mit nur sieben Punkten abgeschlagen auf einem direkten Abstiegsplatz. Der Abstand zu Rang 16 betrug acht Zähler, zu einem Nichtabstiegsplatz waren es sogar zehn. Dass sich die Rheinhessen bereits am 33. Spieltag retten konnten und letztlich sogar noch zwölfter wurde, ist in der Geschichte der Bundesliga eine nahezu einzigartige Angelegenheit. Nur einmal konnte ein 10-Punkte-Rückstand in der Rückrunde historisch noch aufgeholt werden: Dieses Kunststück gelang Eintracht Frankfurt 1999/2000 unter Felix Magath.
Diese großartige Aufholjagd ist natürlich stark mit Bo Svensson verbunden, der das Team am 15. Spieltag übernommen hat und aus den verbleibenden 20 Spielen noch 33 Punkte einfuhr. Aber was hat der Däne, gegen den ich selbst noch ein paar Mal als Aktiver in der Bundesliga gespielt habe, eigentlich verändert?
Zunächst einmal: Das System. Während Mainz in der Hinrunde noch meist in einem 4-2-3-1 agiert hatte, stellte Svensson auf ein System mit Dreierkette um, vorzugsweise ein 3-4-1-2. Diese Umstellung brachte vor allem defensive Stabilität, denn neben dem Gewinn eines zusätzlichen Innenverteidigers lässt sich Dreier-Abwehrkette in der Rückwärtsbewegung auch schnell auf Fünferkette umstellen. Die Stabilisierung in der Mittelfeldzentrale mit zwei Sechsern bleibt dabei erhalten, in der Offensive fallen hingegen die beiden Außenstürmer-Positionen weg.
Der Unterschied der beiden Systeme wird hier in der Realformation der jeweils ersten Halbzeit der Mainzer gegen Gladbach am 5. Spieltag in der Hinrunde (2:3-Heimniederlage) und gegen Gladbach am 22. Spieltag in der Rückrunde (2:1-Auswärtssieg) deutlich. Auffällig ist dabei aber nicht nur die Systemumstellung, auch die Kompaktheit der neuen Formation ist bemerkenswert.
Eine Umstellung, die sich überaus deutlich in der Statistik bemerkbar machte: Bis zum 15. Spieltag kassierte Mainz im Schnitt 2,2 Gegentore pro Spiel, unter Svensson waren es nur noch 1,2. Auch das xGoals-Modell bestätigt diesen Eindruck: Kamen die Mainzer Gegner vor Svensson durchschnittlich noch auf 1,9 xGoals binnen 90 Minuten, so waren es unter dem 41-Jährigen nur noch 1,3. Mit anderen Worten: Mainz ließ deutlich weniger gefährliche Abschlussaktionen zu.
Gerade auf den Außenbahnen konnte Mainz sich mit seinem neuen Coach deutlich verbessern – und zwar defensiv wie offensiv: Hatte Mainz an den ersten 14 Spieltagen noch acht Gegentore nach Flanken kassiert, so waren es in den 20 Spielen danach nur noch drei. Das variable System gestattete den Außenverteidigern Philipp Mwene und Danny da Costa, zuletzt auch wieder vermehrt Daniel Brosinski, sich höher zu positionieren und dabei auch mehr nach vorne zu machen. Das Resultat zeigt ein Blick auf die Angriffszonen: Während Mainz zu Beginn der Saison nur 64 Prozent über die Flügel in das letzte Drittel vorstieß, waren es unter Svensson schon 69 Prozent der Angriffe.
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Fazit: Bo Svensson hat Mainz vor allem in der Defensive und auf den Flügeln verstärkt. Die Anzahl der gegnerischen Großchancen und der Gegentore wurde drastisch reduziert. Gelichwohl fand Mainz durch die taktische Umstellung aber auch in der Offensive neue Mittel über die höher postierten Außenverteidiger.
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