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Endlich wieder ein "Eiserner": Steffen Baumgart wird demnächst häufiger in der Alten Försterei an der Seitenlinie stehen
Endlich wieder ein "Eiserner": Steffen Baumgart wird demnächst häufiger in der Alten Försterei an der Seitenlinie stehen - © IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Luciano Lima
Endlich wieder ein "Eiserner": Steffen Baumgart wird demnächst häufiger in der Alten Försterei an der Seitenlinie stehen - © IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Luciano Lima
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Steffen Baumgart wieder ein "Eiserner": Warum er mehr ist als nur der neue Trainer des 1. FC Union Berlin

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Steffen Baumgart kehrt als Trainer des 1. FC Union Berlin an die Alte Försterei zurück – eine Heimkehr, die nicht nur eine sportliche Bedeutung hat. Der ehemalige Kapitän der "Eisernen" bringt nicht nur Bundesliga-Erfahrung und einen offensiven Spielstil mit, sondern auch eine tiefe emotionale Verbundenheit zum Verein. Mit seiner klaren Philosophie und bodenständigen Art soll er Union nach zuletzt neun sieglosen Spielen zurück in die Erfolgsspur führen.

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Es schließt sich mit Steffen Baumgarts Rückkehr ein Kreis beim 1. FC Union Berlin - für die "Eisernen" und für den gebürtigen Rostocker. Von 2002 bis 2004 stand der neue Coach der Köpenicker als Profi bei den Union in der 2. Bundesliga auf dem Platz und führte das Team sogar als Kapitän an. Mit seinem Einsatz und seiner leidenschaftlichen Spielweise wurde er zum absoluten Fanliebling und sicherte sich in seinen beiden Spielzeiten die vereinsinterne Auszeichnung "Unioner des Jahres".

Sportlich rund lief es für sein Team damals allerdings nicht: Die Köpenicker stiegen in der Saison 2003/04 aus der 2. Bundesliga ab. Nach zwei Spielzeiten, 68 Einsätzen und 21 Toren wechselte der damals 32-Jährige ablösefrei zu Energie Cottbus. Über 20 Jahre später kehrt Baumgart als Cheftrainer zurück, um Union Berlin wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Nach zuletzt neun sieglosen Spielen hatte sich der Verein nach Weihnachten von Bo Svensson getrennt.

Auch alte Liebe zu den "Eisernen" rostet nicht

Die Beziehung zum 1. FC Union Berlin ist für Baumgart durchaus etwas Festes. Als er in der Bundesliga-Saison 2022/2023 als Trainer des 1. FC Köln an die Alte Försterei zurückkehrte, musste die Liebe allerdings für 90 Minuten ruhen. Trotzdem schwärmte er anlässlich des Spiels im Interview mit dem "RBB", dass er als Spieler die schönste Fußballerzeit bei den "Eisernen" gehabt habe. Am Erfolg kann es – wie eingangs beschrieben – nicht gelegen haben, da muss also noch etwas anderes sein.

Äußerlich sichtbar für alle: Seine Schiebermütze mit der Nummer 72, hinter der sich nicht nur sein Geburtsjahr 1972 verbirgt, sondern auch seine Mitgliedsnummer bei den Köpenickern. Unterhalb der Mütze ist es die emotionale Bindung zum Verein und zu dessen Mitarbeitern: "Viele Leute, die ich damals kennengelernt habe, kenne ich heute noch, sie arbeiten noch beim Verein, und wir sind weiterhin verbunden", betonte er im rbb-Interview. Baumgart lebt nach wie vor in der Nähe der Alten Försterei, pendelte für seine Jobs in Paderborn, Köln und Hamburg und wird seinen Lebensmittelpunkt "wohl auch nicht mehr aus Köpenick wegbewegen".

Schon als Spieler emotional unterwegs: Steffen Baumgart im Dress des 1. FC Union Berlin - IMAGO

Der Mensch Steffen Baumgart

Der 52-Jährige ist nicht nur durch seine Emotionalität als Spieler und Trainer bekannt, sondern auch durch seine offene und bodenständige Art. Baumgart ist eher der Fußball-Handwerker als ein Theoretiker. Passend dazu: Der einstige Bundesliga-Profi hat zunächst eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker absolviert, aber seine Leidenschaft für den Sport auch aus der Montagegrube heraus immer im Blick behalten: "Ich habe mich von Anfang an nur um den Fußball gekümmert. Jede freie Minute hatte mit dem Ball zu tun", so Baumgart.

Seine Herkunft und sein Werdegang prägen bis heute seine Art, mit Spielern und Mitarbeitern umzugehen. "Ich hatte nie Angst davor, hart zu arbeiten, und das erwarte ich auch von meinen Spielern", so Baumgart. So steht der Rückkehrer an die Alte Försterei für Authentizität und Nähe - Eigenschaften, die ihn sowohl bei seinen Mannschaften als auch bei den Fans seiner bisherigen Stationen beliebt gemacht haben. Eigenschaften, die seine Teams auch auf dem Platz verkörpern sollen. Eigenschaften, die ihn auch für die "Eisernen" so attraktiv gemacht haben.

Der Zampano an der Seitenlinie: Steffen Baumgart ist für sein lautstarkes, aktives Coaching bekannt - IMAGO/Eibner-Pressefoto/Sascha Walther/IMAGO/Eibner

Baumgart bleibt seiner Linie treu

Baumgarts Linie ist die Außenlinie - ständig hat man das Gefühl, dass der einstige Angreifer am liebsten mitspielen würde. Das ist aber nur der für jeden sichtbare Teil. Mit Teams wie dem SC Paderborn oder dem 1. FC Köln bewies er, dass er Mannschaften und Spieler verbessern kann: "Ich habe Freude dabei, Potenziale oder auch Schwachstellen bei Spielern zu erkennen", beschreibt Baumgart seine Herangehensweise. Paderborn führte er im Durchmarsch von der 3. Liga bis in die Bundesliga und knackte unterwegs mit 90 Toren den Drittliga-Torrekord.

Dass er am zweiten Spieltag der Bundesliga-Saison 2019/20 als Erster die neu eingeführte Gelbe Karte für Vereinsoffizielle sah, passt auch zu ihm. Horst Heldt, Geschäftsführer des 1. FC Union Berlin, hebt hervor, was er an Baumgart schätzt: "Er ist ein Trainer, der keine lange Anlaufzeit braucht und einer Mannschaft schnell eine klare Ausrichtung geben kann", so Baumgarts neuer Chef, der ihn auch 2021 nach Köln holte. Auch der neue Mann an der Seitenlinie selbst blickt optimistisch auf die kommenden Aufgaben: "Union bietet sehr gute Voraussetzungen, um erfolgreich sein zu können", so Baumgart, der mit seiner emotionalen Art, seiner Erfahrung und seinem klaren offensiven Spielstil der Mannschaft neue Impulse geben und den Verein in seiner Entwicklung weiter voranbringen soll. 

Abstiegskampf oder Europaträume?

Auch Baumgart weiß, dass die "Eisernen" noch in der vergangenen Saison in der Champions League spielten - einschließlich der zwei historischen Partien gegen Real Madrid vor einem Jahr. Damals hatte Union die "Königlichen" zweimal am Rande einer Niederlage und hätten in der Summe mit etwas Glück die K.o.-Phase durchaus erreichen können. Und trotz des Abstiegskampfes, der in der Bundesliga letztes Jahr folgte: Der aktuelle Tabellenplatz zwölf kann nicht der Anspruch der Köpenicker sein.

Sieben Punkte Abstand sind es auf den Relegationsrang und den 1. FC Heidenheim, aber auch nur acht Zähler auf die internationalen Plätze. Als Neu-Trainer des 1. FC Köln brachte er einen vermeintlichen Abstiegskandidaten direkt in die Conference League – also träumen ist an der Alten Försterei erlaubt. Baumgart sieht die kurze Vorbereitungszeit auch nicht als Hindernis, sondern als Chance: "Wir […] werden mit den Spielern intensiv arbeiten, um für die vor uns liegenden Aufgaben gewappnet zu sein", gibt der 52-Jährige die Marschroute vor. Mit dieser Einstellung möchte er das Team auf die Rückrunde vorbereiten und die Grundlage für eine erfolgreiche Saison legen. Die Fans an der Alten Försterei können sich auf einen Trainer freuen, der gefühlt zu Hause angekommen ist.