Duell der Gegensätze zwischen Paderborn und Bayern
Klein gegen Groß, David gegen Goliath - oder: Der SC Paderborn 07 empfängt den FC Bayern München. In der Bundesliga gibt es dieses Duell nun zum dritten Mal. Das Besondere beim ersten Aufeinandertreffen im September 2014: Der SCP reiste als Tabellenführer in die Allianz Arena.
In einer fließenden Bewegung lässt Moritz Stoppelkamp einen abgewehrten Freistoß von der Brust auf den Boden abtropfen und dreht sich dabei nach vorne auf. Der Mittelfeldmann des SC Paderborn 07 fackelt nicht lange und schießt - von der eigenen Strafraumgrenze aus!
Vier Mal berührt die Kugel noch den Boden und hoppelt ins leere Hannoveraner Tor, Torwart Ron-Robert Zieler war zum Freistoß zuvor mit aufgerückt. Stoppelkamp gelang so ein Bundesliga-Rekord: ein Treffer aus rund 82 Metern Torentfernung. "Ich wusste gar nicht, dass ich so weit schießen kann", sagte der Rekordschütze, der die Benteler Arena in ein Tollhaus verwandelte, nach dem Spiel lachend.
"Tabellenführer! Boah!"
Die direkte Folge aus dem Tor beziehungsweise Paderborns 2:0-Sieg: Die Ostwestfalen erklimmen am 4. Spieltag der Saison 2014/15 die Tabellenspitze. "Tabellenführer! Boah!", platzte es aus Stoppelkamp nach der Partie gegen Hannover heraus.
"Es ist für uns wirklich ein Traum, vier Spiele in Folge nicht verloren und den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte eingefahren zu haben. Ja, wir haben eine breite Brust", sagte Andre Breitenreiter, der damalige Coach des Aufsteigers.
Und als ob das Ganze nicht schon märchenhaft genug gewesen wäre, folgte am 5. Spieltag die Sahne auf der Kirschtorte: Der kleine, frech aufspielende SC Paderborn reiste als Tabellenführer zum großen FC Bayern München, der zu diesem Zeitpunkt auf dem 4. Rang weilte.
1:21 Tore
Der laut Breitenreiter "krasseste Außenseiter der Bundesliga-Geschichte" holte aus den ersten vier Spielen acht Punkte und forderte den Rekordmeister, der ebenfalls acht Zähler aufwies, in der Allianz Arena zum Spitzenspiel des 5. Spieltages heraus.
"Alles kann passieren. Sie sind da, sind sehr aggressiv. Man hat gemerkt, warum sie auf dieser Position sind", warnte Pep Guardiola seine Bayern vor dem Tabellenführer.
Robert Lewandowskis Traumstart
Guardiolas Mannen hörten wohl gut zu, gewannen das Spitzenspiel mit 4:0. Im Rückspiel setzte es gar einen 6:0-Erfolg für die Münchner.
Das Duell am kommenden Samstag wird das insgesamt fünfte Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften sein. Neben den beiden Partien in der Saison 2014/15 trafen beide Clubs zwei Mal im DFB-Pokal aufeinander. Im Februar 2018 setzten sich die Bayern im Viertelfinale des Pokals mit 6:0 durch. 2001 gab es in der ersten Runde des Pokals ein 5:1 für den deutschen Rekordmeister - auch der heutige FCB-Coach Niko Kovac war in diesem Spiel unter den Torschützen. Für Paderborn traf Krzysztof Karpowicz.
Altbewährte Innenverteidigung
Vor vier Jahren: Lewandowskis Fünferpack gegen Wolfsburg
Samstag folgt nun also das dritte Bundesliga-Duell zwischen den Ostwestfalen und den Bayern - die Vorzeichen haben sich im Vergleich zu vor fünf Jahren geändert: Die Paderborner stehen mit einem Punkt auf Platz 18, der FCB grüßt von Rang zwei und hat elf Zähler.
Was allerdings schon 2014 so war: Uwe Hünemeier und Christian Strohdiek bildeten die Innenverteidigung des Aufsteigers, dem zwischen 2017 und 2019 der Durchmarsch von der 3. Liga bis in die Bundesliga gelang. 2014 auch schon dabei: Robert Lewandowski. In drei Spielen traf der Pole vier Mal gegen die Ostwestfalen. Aktuell steht Lewandowski mit neun Toren nach fünf Spieltagen vor einem nächsten Bundesliga-Rekord: Zehn Treffer nach sechs Partien - das gab es noch nie!
Mit Aggressivität und Tempo gegen den FCB
Was spricht für die Paderborner, die alle fünf Spiele gegen die Bayern bei einem Torverhältnis von 1:21 verloren haben?
"Ich habe wechselvolle Zeiten erlebt" - Steffen Baumgart im Interview
Die Mentalität, aber auch die Spielweise, die der SCP-Trainer Steffen Baumart seit mehreren Jahren predigt: "Wir werden fighten." Das aggressive Pressing der Paderborner, gepaart mit ihrem schnellen Umschaltspiel kann auch dem Münchner Starensemble Probleme bereiten. Die Ostwestfalen müssen die sich bietenden Möglichkeiten dann nur konsequenter als zuletzt nutzen.
"Wir spielen nach vorne und gucken, dass wir unsere Tore machen", sagt Baumgart. "So wie in Berlin, so sollten wir es auch gegen die Bayern angehen", was am Ende dabei herauskomme, werde man sehen. Oder um es mit den Worten Guardiolas zu sagen: Dann kann alles passieren.
Patrick Dirrigl
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