Themen des 27. Spieltags: Last-Minute-Leverkusen, BVB gewinnt den Klassiker
Last-Minute-Leverkusen bleibt weiterhin unbesiegt, der BVB gewinnt den Klassiker und der VfB erlebt ein wildes 3:3 bei seinem 1000. Bundesliga-Spiel. Die Themen des 27. Spieltags.
1) Sieg der Moral bringt Leverkusen der Schale näher
Lange war Bayer 04 Leverkusen einer Niederlage nicht mehr so nahe wie am Samstagnachmittag gegen Hoffenheim. Bis zur 87. Minute lag die Elf von Trainer Xabi Alonso, der vor dem 27. Spieltag mit seinem Bekenntnis ein Zeichen gesetzt hatte, mit 0:1 hinten. Mehr als 50 Minuten waren die Rheinländer nach dem Gegentreffer von Maximilian Beier aus der 33. Minute dem Rückstand hinterhergerannt. TSG-Keeper Oliver Baumann und fehlendes Abschlussglück hatten einen früheren Ausgleich verhindert. Erst mit dem 34. Torschuss war es dann soweit: Robert Andrich erlöste den Tabellenführer in der 88. Minute mit dem 1:1.
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"Ich habe heute nie daran gezweifelt, dass wir zumindest ein Tor machen. Irgendeiner muss ja irgendwann reinrutschen", erzählte Neu-Nationalspieler Andrich nach Abpfiff freudig strahlend. Leverkusen gab sich mit dem Unentschieden selbstverständlich nicht zufrieden und gewann dieses Spiel wie ein würdiger Meister. "Dann bleiben wir auf dem Gas, dann bleiben wir drauf. Dann wollen wir den Sieg noch. Es ist einfach nur geil", ergänzte Andrich, der das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam.
Leverkusen hatte seinen Gegner Schritt für Schritt zerlegt und wurde für den immensen Aufwand mit dem 2:1-Siegtor durch Patrik Schick belohnt. Nun stehen der 23. Saisonsieg (achter Sieg in Folge), das 39. ungeschlagene Pflichtspiel in Serie und die Punkte 71, 72 und 73, mit denen die Werkself bereits sieben Spieltage vor Saisonende den Vereinsrekord aus der Saison 1999/00 einstellte. Damals reichte die Ausbeute punktgleich mit den Bayern nur zur Vize-Meisterschaft. Nach diesem mental so wertvollen Dreier scheint Bayer 04 endgültig nichts mehr aufhalten zu können. Vier Siege fehlen noch, damit aus Vizekusen Meisterkusen wird.
2) BVB beendet die Klassiker-Durststrecke
Borussia Dortmund hat endlich wieder einen Klassiker beim FC Bayern München gewonnen! Nach zehn Jahren Pause bezwang der BVB den Rekordmeister zum ersten Mal wieder auswärts, zuletzt gelang das im April 2014. Das 2:0 gegen die Bayern ist Borussia Dortmunds vierter Bundesliga-Sieg in Folge - dazwischen gewann der BVB sogar noch das Champions-League-Rückspiel gegen die PSV Eindhoven. Überhaupt hat die Borussia im Kalenderjahr 2024 nur ein einziges Spiel verloren. Doch der Sieg im Klassiker ist noch einmal etwas ganz besonderes. "Es ist Balsam für die Seele und extrem wichtig", resümmierte etwa 1:0-Vorlagengeber Julian Brandt nach der Partie. "Es war sehr wichtig für uns und auch für die Fans", stimmte Torschütze Karim Adeyemi seinem Vorbereiter zu.
Mit Dortmunder Tugenden zum Klassiker-Sieg
"Wir sind extrem zufrieden mit der Leistung, es war ein verdienter Sieg", lobte Coach Edin Terzić den Auftritt seiner Mannschaft. "Das haben wir uns hart erarbeitet. Darauf können wir aufbauen", richtete er seinen Blick aber auch direkt in die Zukunft. Denn im Saisonfinale warten große Aufgaben auf die Borussia. "Wir wissen, was die nächsten Wochen auf uns zukommt", stimmt Brandt mit ein.
Für diesen Spieltag konnte der BVB den Champions-League-Platz verteidigen - mit Überraschungsteam Stuttgart (28. Spieltag), Spitzenreiter Leverkusen (30. Spieltag) und dem direkten CL-Konkurrenten Leipzig (31. Spieltag) warten echte Knaller auf den BVB - und dann geht es auch in der Champions League, in der die Dortmunder im Viertelfinale gegen Atlético Madrid antreten müssen, um alles. Es gilt, den Klassiker-Sieg als Initialzündung zu nutzen, um im Saisonfinale noch einmal das maximal Mögliche herauszuholen.
3) Spektakel im 1000. Bundesliga-Spiel für den VfB
Die vorzeitige Qualifikation für das internationale Geschäft hat der VfB Stuttgart zwar knapp verpasst, den erstmals wieder 60.000 Zuschauern im 1000. Bundesligaspiel in der frisch modernisierten MHPArena aber ein wahres Spektakel geboten. 3:3 hieß es nach insgesamt 98 aufreibenden Minuten im schwäbischen Derby gegen den 1. FC Heidenheim 1846, wobei die Hausherren nur haarscharf an einer Niederlage vorbeischrammten. Deniz Undav rettete den Stuttgartern mit einem Last-Minute-Treffer noch einen Punkt.
Alle Tore und Highlights des Spieltags im Konferenz-Liveticker
Der frisch gebackene deutsche Nationalspieler und sein kongenialer Sturmpartner Serhou Guirassy drückten dem Spiel dabei einmal mehr ihren Stempel auf, nachdem der Mann aus Guinea bereits im ersten Durchgang getroffen hatte. Beide zusammen kommen nun auf 38 Saisontore, womit sie zum besten VfB-Duo der Vereinsgeschichte aufgestiegen sind. In der Saison 1985/86 waren Karl Allgöwer (21 Treffer) und Jürgen Klinsmann (16) zusammen "lediglich" 37 Mal erfolgreich. Guirassy erzielte außerdem zum achten Mal in der laufenden Spielzeit das 1:0 und zog in dieser Kategorie mit dem bisherigen VfB-Rekordhalter Mario Gomez gleich.
Das Fazit nach dem Remis gegen den Aufsteiger aus der unmittelbaren Nachbarschaft fiel dennoch gespalten aus. Nach der zwischenzeitlichen 2:0-Führung hätte Stuttgarts Cheftrainer Sebastian Hoeneß natürlich gerne eine souveränere Schlussphase gesehen und die drei Zähler unter Dach und Fach gebracht, war aber auch stolz auf die Reaktion seiner Truppe nach dem 2:3. "Ich möchte meiner jungen Mannschaft zugestehen, wie überragend wir zum Schluss nochmals zurückgekommen sind. Der Punkt ist für die Moral und Tabellenkonstellation enorm wichtig. Den nehmen wir mit und daraus lernen wir", so der 41-Jährige.
4) Erfolgreicher Start von Streichs Abschiedstour
Die Abschiedstour hat begonnen – und besser hätten seine Spieler sie nicht einleiten können. Nach zwölf Jahren als Cheftrainer des Sport-Clubs Freiburg wird Coach Christian Streich seine Karriere im Breisgau im Sommer beenden. Acht Bundesliga-Spiele vor Saisonschluss hat Streich seinen Abschied bekannt gegeben. Acht Spiele, in denen Freiburg die Europapokal-Plätze noch erreichen kann – und in denen die Spieler ihrem Boss noch einmal alles geben wollen. "Es geht darum, ihm die letzten Wochen so schön wie möglich zu machen. Wir wissen alle, dass das am Besten mit Siegen geht", meinte Michael Gregoritsch nach Spiel eins der Farewell-Tour.
Der Österreicher hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass der Start in Richtung Rente optimal verlief. Mit seinem frühen 1:0 brachte der Stürmer die Freiburger auf den richtigen Weg zum letztlich verdienten 3:0-Sieg bei Borussia Mönchengladbach, dem höchsten in dieser Saison für den SC. Nach einer weniger guten Serie – von den jüngsten acht Spielen hatten die Breisgauer nur eins gewonnen – ist der Schlussspurt in Richtung Europacup eingeläutet. "Herrn Streich gebührt einfach Respekt, dass er diesen Job zwölf Jahre lang gemacht hat", meinte Gregoritsch.
Zumal er ihn immer noch sehr gut macht. "Es ist eine ganz besondere Zeit, mit ihm arbeiten zu dürfen. Ich habe so viel bei ihm gelernt", schickte auch Merlin Röhl, selbst Torschütze zum 2:0, einen Dankesgruß an seinen Trainer. Die Chancen auf Europa sind damit wieder gestiegen. Daran will der baldige Pensionär aber nicht denken. "Jetzt spielen wir gegen Leipzig, das ist alles. Und dann kommt das nächste Spiel", meinte Streich nur, bescheiden bis zum Ende.
5) Unter Hasenhüttl endet Wolfsburgs Negativlauf
Nach einer Bundesliga-Abstinenz von fast vier Jahren hat Ralph Hasenhüttl beim VfL Wolfsburg einen Einstand nach Maß erlebt und dem Negativlauf der Niedersachsen von zuvor elf Spielen ohne Sieg (sechs Remis und fünf Niederlagen) ein Ende bereitet. Beim SV Werder Bremen reichten den Wölfen dazu die Treffer von Maxence Lacroix (45.+4) und Lovro Majer (84.). Letztmals hatte der VfL kurz vor dem Weihnachtsfest mit 1:0 beim SV Darmstadt 98 gewonnen, zu Ostern hat Wolfsburg nun erst einmal zurück in die Spur gefunden.
"Die Serie war erschreckend. Aber wir sind zufrieden, dass wir sie beendet haben. Die Jungs waren gierig und aggressiv", sagte ein erleichterte VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz nach dem Abpfiff bei "Sky" und dürfte sich in seiner Entscheidung, den 56-jährigen Österreicher als neuen Trainer geholt zu haben, bestätigt sehen. Hasenhüttl selbst sprach von einem "verdienten Sieg" und hofft auf einen positiven Push: "Es war heute wichtig, dass die Jungs den Rucksack, lange nicht gewonnen zu haben, verlieren. Das ist überwiegend gelungen."
In der Tabelle verbleiben die Niedersachsen durch den siebten Saisonsieg zwar auf Rang 14, haben ihren Vorsprung nach hinten aber ausgebaut und sind punktemäßig mit dem kommenden Gegner Borussia Mönchengladbach gleichgezogen. Gegen die Fohlen wird Hasenhüttl seine Mannschaft allerdings umbauen müssen, schließlich sah Lacroix gegen die bereits in Unterzahl spielenden Hanseaten wegen einer Notbremse noch die Rote Karte (76.).
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