Nick Woltemade mutiert mit "brutaler Präsenz" zum Gamechanger des VfB Stuttgart
Drei Treffer innerhalb von drei Tagen: Nick Woltemade ist in Topform! Der schlaksige Angreifer machte mit seinem Doppelpack aus einem 0:2 in kürzester Zeit ein 2:2 und half dem VfB Stuttgart dabei, den starken 1. FC Union Berlin schließlich 3:2 zu bezwingen.
Welche Stuttgarter hast du in deinem Fantasy-Team?
Schon als Ermedin Demirović den Ball von Enzo Millot zugespielt bekommt, zeigt Nick Woltemade in leicht gebückter Haltung mit der linken Hand an: Hier im Rücken von Leopold Querfeld geht grade ein Raum auf. Der bullige Bosnier behauptet die Kugel und steckt sie dann genau dort in den Strafraum hinein, wo sein großer Nebenmann gelauert hatte. Der 1,98-Meter-Schlaks Woltemade pflückt das Rund mit rechts aus der Luft, verzögert seinen Abschluss gekonnt, lässt den grätschenden Danilho Doekhi ins Leere rutschen und umkurvt Frederik Rønnow rechts herum. Mit seinem rechten Fuß hämmert er den Ball in den rechten oberen Knick – 1:2 aus Stuttgarter Sicht. Schon im Pokal vor drei Tagen hatte der Stürmer des VfB Stuttgart den gegnerischen Keeper umkurvt und zum 3:0 gegen Regensburg getroffen.
Gerade mal acht Minuten später schleicht sich Woltemade schon wieder in den Raum in Querfelds Rücken: Atakan Karazor sieht das und hebelt mit einem tollen Schnittstellenpass die Abwehr aus. Direkt klebt dieser scharfe Pass förmlich auf dem linken Fuß von Woltemade, der Tempo Richtung Tor aufnimmt, und dann nach zwei bis drei Schritten ganz cool mit dem rechten Außenrist flach in die rechte Ecke schiebt. 2:2! Der zweite Bundesliga-Doppelpack in der Karriere des 22 Jahre alten Angreifers, der nicht nur aufgrund seiner Größe, sondern auch wegen seiner enormen Technik an den englischen Kult-Stürmer Peter Crouch erinnert.
"Einfach ein krankes Gefühl"
Und wie einst der 2,01 Meter große Engländer hat auch Woltemade einen Signature Move beim Torjubel: Packte "Crouchie" nach vielen seiner Treffer den Robot Dance aus, formt sein deutsches Pendant mit beiden Händen den Buchstaben "W". W wie Woltemade – oder doch W wie Win? Durchaus möglich, dass der Joker eine Vorahnung hatte, in welche Richtung das temporeiche Spiel am Freitagabend dank seiner Einwechsler kippte: nämlich in die der Schwaben.
Der Stuttgarter Mut, auf zwei Spitzen umzustellen und aggressiver vorne draufzugehen, wurde in der 69. Minute endgültig belohnt, als Karazor im Strafraum des 1. FC Union Berlin einen Pass von Keeper Rønnow abfangen und zum 3:2 einschieben konnte. Das erste Bundesliga-Tor in der Karriere des Kapitäns. "Einfach ein krankes Gefühl, dieses Tor zu machen", freute sich Karazor nach der Partie. "Nicki hat heute eine brutale Präsenz gezeigt. Er hat uns wahnsinnig gestärkt, nachdem er reingekommen ist. Er war heute unfassbar wichtig", fand Karazor nur lobende Worte für Doppelpacker Woltemade.
Die Familie hat Woltemade immer mit dabei
"Bring' Energie rein!", sagte Coach Sebastian Hoeneß in der Pause zum späteren Matchwinner, erzählte Woltemade nach der Partie, der sich vor seinen Einsätzen seine Kraft aus der eigenen Familie holt: Auf seinen Schienbeinschonern ist sie abgedruckt, bevor es auf den Rasen geht, wird das Schutzmaterial nochmal liebkost: "Ich habe meiner Familie alles zu verdanken, deswegen gibt es da immer einen Kuss für sie, bevor ich spiele."
Zum Küssen agierte der Stürmer dann direkt nach seiner Einwechslung als zweite Anspielstation in der Spitze: Immer wieder machte er die Bälle vorne mit seiner Technik gut fest und behauptete die Kugel dann stark – seine langen Gräten erschweren es den Gegnern enorm ans Spielgerät zu kommen, wenn der 1,98-Meter-Mann seinen Körper reinstellt.
"Nick ist in jedem Training mit 100 Prozent dabei und brennt immer auf seinen Einsatz", sagte Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth über den Superjoker, der mit seiner Einstellung zum Spiel das ganze Team am Freitag anzünden konnte. "Ich bin einfach happy heute!", bekannte Woltemade, der kurz nach seinem Interview mit DAZN von der Cannstatter Kurve gefeiert wurde.
"Er hat sofort das Momentum kreiert"
So langsam kommt bei den Schwaben wieder Party-Stimmung auf: Mit nun 20 Zählern ist wieder der Anschluss ans obere Tabellendrittel hergestellt. "Wir knicken nicht weg, wir machen weiter. Wir drehen das Spiel, kommen nach 0:2 zurück: Wir geben zu Hause nicht auf", beschrieb Coach Hoeneß die Leistung seines Teams. Hoeneß verteilte aber nicht nur ein Lob an seine Spieler, sondern auch an die Anhänger des VfB: "Die Fans sind immer voll da und haben uns brutal unterstützt, obwohl wir in der ersten Halbzeit ganz schwach gespielt haben. Sie sind immer positiv und laut geblieben." Die Heimstärke der Schwaben, 14 ihrer 20 Punkte haben sie daheim eingefahren, ist einer der Gründe, warum man auf den Rängen nicht ins Negative abdriftet. Ein weiterer: Hoeneß' Näschen. In Woltemade hat er die Jokertore Nummer sieben und acht in dieser Saison eingewechselt – kein anderes Bundesliga-Team hat mehr!
So lässt es sich optimistisch auf Mittwoch blicken: Dann muss der schlecht in die Champions-League-Saison gestartete VfB gegen YB Bern erneut dreifach zu Hause punkten, wenn es noch was mit dem Überwintern in Europa werden soll. Gut, einen Energizer wie Woltemade in der Hinterhand zu haben: "Nick war der entscheidende Spieler heute: Er hat sofort das Momentum kreiert, das wir in der ersten Halbzeit nie kreieren konnten", adelte Hoeneß seinen Sturmriesen. Der deutsche U21-Nationalspieler könnte am Mittwoch wieder der entscheidende Mann sein, will er sein Torkonto, aktuell sechs Pflichtspieltreffer, doch unbedingt noch auf über zehn schrauben in dieser Saison. In Zukunft wird es wahrscheinlich noch viele "W" zu sehen geben: von Woltemade und den wieder erstarkten Stuttgartern.
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