Gegen alle Widerstände: Auch ohne Guirassy siegt der VfB Stuttgart weiter
Der VfB Stuttgart musste beim 1. FC Union Berlin die Verletzung von Bundesliga-Top-Torjäger Serhou Guirassy hinnehmen. Doch gegen alle Widerstände bewies der VfB, wieso man aktuell zu Recht zur Top-Truppe der Bundesliga gehört. Im Stile eine Spitzenteams siegte man auch in einem schweren Spiel mit 3:0.
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Der Top-Torjäger half zunächst noch dabei, seinen VfB Stuttgart auf die Siegerstraße zu bringen. In der 16. Minute machte Serhou Guirassy ein steiles Anspiel zwischen den Ketten fest, verlagerte nach rechts auf Anthony Rouault und sprintete sofort in die Tiefe – um dort von Rouault perfekt am Elfmeterpunkt gefunden zu werden und den Kopfball im Netz zu versenken.
3:0! VfB setzt seine Siegesserie fort
Doch schon etwas später griff sich der 14-Tore-Mann (alleiniger Bundesliga-Rekord nach acht Spieltagen) an den hinteren Oberschenkel. Er probiert es noch länger, musste aber in der 30. Minute schließlich ausgewechselt werden. Mit einer Muskelverletzung wird der Top-Torjäger den Schwaben nun einige Wochen fehlen. "Wir müssen und werden seinen Ausfall so gut wie möglich kompensieren“, erklärte Sebastian Hoeneß nach der Partie. An der Alten Försterei hat der VfB jedenfalls auch ohne den 14-Tore-Mann alles im Griff. Gute Aussichten also für die kommenden Wochen.
Anderes Personal, gleicher VfB
Nach Rückenproblemen musste Sebastian Hoeneß zumindest in der Startformation auf Hiroki Ito verzichten. Der aktuell als Linksverteidiger gesetzte Japaner wurde von Maximilian Mittelstädt ersetzt. Der gebürtige Berliner und Ex-Herthaner gab gegen den früheren Rivalen Union sein Startelf-Debüt und trug mit einem guten Spiel dazu bei, dass man Ito auf dem linken Flügel kaum vermisste. "Wir haben einen breiten und starken Kader. Das Kollektiv macht uns aktuell stark", mutmaßt Mittelstädt nach der Partie.
Auf rechts spielte Rouault in ungewohnter Position, weil links der gelernte Zentrumsverteidiger Ito gegen Standards und Flanken fehlte. "Die Idee war, dafür rechts einen kopfballstarken Spieler reinzubekommen", erklärt Hoeneß den Wechsel nach der Partie. Der gelernte Innenverteidiger Roualt rückte für Pascal Stenzel auf die Rechtsverteidiger-Position und bewies mit seiner tollen Flanke zum Guirassy-Treffer, dass er diese Position ebenfalls ausfüllen kann. "Dafür dass er die Position noch nicht allzu oft gespielt hat, fand ich ihn stabil, gut und klar in seiner Spielweise."
Und auch Deniz Undav, der für den verletzten Guirassy ins Spiel gekommen war, zeigte sich in guter Form. Manche Elemente eines solchen Top-Spielers sind zwar schwer zu ersetzen, doch im Kollektiv übernahmen Undav und seine Mitspieler die Rolle perfekt. Kein Wunder also, dass sowohl Undav als auch der später eingewechselte Silas - beide spielten dann zusammen in einer Doppelspitze - jeweils noch einmal vor dem Tor erfolgreich waren.
Mit Ruhe und Geduld - im Stile eines Spitzenteams
Dabei war das Spiel lange nicht entschieden und auch der VfB Stuttgart hatte im ersten Durchgang einige Probleme, zu Torchancen zu kommen. Doch durch das Guirassy-Tor hatte Stuttgart den wichtigen Vorsprung, um das Duell gegen Union mit Ruhe und Geduld angehen zu lassen und nichts zu übereilen.
Im ersten Durchgang verteidigte Stuttgart stark, ließ Union immer wieder ins Leere laufen und überhastete den Angriff auf zurückhaltende, auf Stabilität bedachte Berliner nicht. So kam der VfB auf starke 62 Prozent Ballbesitz im ersten Durchgang, auch wenn kein weiterer Torschuss zu Guirassys Tor hinzukam.
Eintauchen in 60 Jahre Bundesliga
In der zweiten Hälfte war der VfB dann bereit, den Offensivdrang der Eisernen weg zu verteidigen und die aufgehenden Lücken für Gegenangriffe zu nutzen. Und wenn es mal gefährlich wurde, dann hatten die Schwaben mit Alexander Nübel einen ausgezeichneten Keeper in ihren Reihen. Der Torwart verzeichnete zwar nur eine Parade, fing jedoch immer wieder Flanken ab und ließ so die Abschlüsse seiner Gegner gar nicht zu. Die Flanke auf Kevin Behrens in der 61. Minute? Nübel war dran. Behrens wollte sich den Ball an Nübel vorbeilegen (66.)? Nübel war dran. Sheraldo Becker suchte per Flanke David Datro Fofana (79.)? Nübel war dran.
Gerade als Urs Fischer dann einen Verteidiger rausnahm, um noch mehr Offensivpower aufs Feld zu bringen nutzte Stuttgart die entstandene Lücke im Abwehrzentrum, um durch Silas die Führung auszubauen. Der Steilpass durchs Zentrum fand den eingewechselten Stürmer perfekt. Und nachdem der später eingewechselte Ito zwei Mal mit vollem Körpereinsatz im Tor klärte, sorgte eine starke Pressing-Aktion Undavs für den nächsten Befreiungsschlag: Der eroberte Ball kam rechts raus zu Wooyeong Jeong, der mit einer butterweichen Flanke genau den Kopf von Undav am Fünfmeterraum fand – 3:0!
Ein Sieg muss nicht immer schön sein
Es war mit Sicherheit nicht das dominanteste oder beste Spiel des VfB in dieser Saison. Doch auch solche Spiele muss eine Mannschaft gewinnen, wenn sie oben dabei sein will. "Es war eine reife Leistung. Wir haben sehr erwachsen gespielt", lobt nach dem Spiel auch Trainer Hoeneß seine Mannschaft. "Dass wir das Spiel am Ende so klar auf unsere Seite ziehen, macht mich stolz."
Damit setzten die Schwaben auch am 8. Spieltag ihren historisch guten Saisonstart fort. 21 Punkte nach acht Spieltagen sind Vereinsrekord. "Es ist natürlich großartig, dort zu stehen. Aber wir bleiben im Hier und Jetzt. Wir haben erst acht Spiele gespielt", möchte Hoeneß noch nicht von Größerem sprechen. Doch er weiß auch: "Wir haben jetzt viele Punkte gesammelt, was uns in eine gute Situation bringt."
"Was uns richtig stark macht, ist unser Teamspirit. Das müssen wir beibehalten", verrät Hoeneß das aktuelle Erfolgsrezept des VfB Stuttgart - und dabei lassen sie sich von nichts aus der Ruhe bringen. Zumal das "Rückspiel" mit Union Berlin nicht lange auf sich warten lässt. Bereits in eineinhalb Wochen reisen die Eisernen nach Stuttgart zum DFB-Pokal-Spiel in der 2. Runde. Zuvor spielt der VfB zuhause gegen die TSG Hoffenheim.
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