Ist Trainerfuchs Dieter Hecking der Retter für den VfL Bochum?
Der neue Trainer des VfL Bochum, Dieter Hecking, hat mit seiner Elf das erste Ausrufezeichen gesetzt: Gegen den Deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen gab es einen Punkt. Coacht der Routinier den VfL nun zum Klassenverbleib? Es wird schwer – aber auch machbar.
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Der als Retter beim VfL Bochum 1848 angetretene Dieter Hecking holte am vergangenen Spieltag gegen Meister Bayer 04 Leverkusen direkt seinen ersten Punkt mit dem VfL, den zweiten der Bochumer in dieser Saison. Die Blau-Weißen sind nach Aachen, Hannover, Nürnberg, Wolfsburg und Mönchengladbach seine sechste Bundesliga-Station als Trainer. Mit Ausnahme von Aachen stieg Dieter Hecking bei all seinen Bundesliga-Stationen als Trainer während der Saison ein.
Die Alemannia verließ er 2006 nach nur drei Spieltagen in Richtung Hannover, das zu diesem Zeitpunkt punktlos Tabellenletzter war – am Saisonende belegten die 96er Platz elf. Die folgenden drei Vereine übernahm Hecking jeweils in der Winterpause: den 1. FC Nürnberg 2009/10 auf Rang 17 (am Saisonende Klassenerhalt via Relegation), den VfL Wolfsburg 2012/13 auf Platz 15 (am Ende Rang elf), Borussia Mönchengladbach 2016/17 auf Platz 14 (am Ende Rang neun).
Mammutaufgabe Klassenverbleib
Durchaus ein Hoffnungsschimmer für die leidgeplagten Bochumer. Aber: Trotz des Punktes gegen Leverkusen blieb die Bilanz des VfL historisch schlecht: Erstmals überhaupt stehen die Blau-Weißen in der Bundesliga nach zehn Spieltagen noch ohne Sieg da. Noch schlechter als die Bochumer starteten historisch nur der 1. FC Saarbrücken (1963/64) und die SpVgg Greuther Fürth (2021/22), die beide jeweils nur einen Punkt aus den ersten zehn Spielen holten.
Es bleibt also eine Mammutaufgabe für Dieter Hecking, der Rückstand des Ruhrpott-Vereins auf den Relegationsplatz beträgt sechs Punkte. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel (1995/96) lag nur einmal zuvor ein Team schon nach zehn Spieltagen so weit vom rettenden Ufer (bis 2007/08 Platz 15, ab 2008/09 Relegationsplatz 16) entfernt: Greuther Fürth hinkte 2021/22 sogar acht Punkte zurück - das Kleeblatt stieg dann sang- und klanglos ab.
Die Aufholjagd ist möglich
Heißt aber im Umkehrschluss natürlich auch: Selten zuvor hatte ein Team mit einem solchen Rückstand noch so viel Zeit für den Turnaround, denn aktuell ist nicht einmal ein Drittel der Bundesliga-Saison absolviert. Die Bochumer haben zwar einen veritablen Fehlstart erwischt, doch noch sind 24 Spieltage zu absolvieren, pro Team also noch maximal 72 Punkte zu vergeben. Ein Rückstand wie der aktuelle der Bochumer auf einen Nichtabstiegsplatz (der Relegationsplatz gilt in dieser Rechnung als solcher) wurde in der Bundesliga-Geschichte bereits mehrfach aufgeholt – wie bereits erwähnt binnen kürzerer Zeit.
1999/2000 lag die Eintracht aus Frankfurt nach 18 Spieltagen virtuell sogar zehn Punkte (wegen eines späteren Zwei-Punkte-Abzuges) vom rettenden Ufer entfernt und schaffte dennoch den Klassenerhalt. Es war der größte jemals aufgeholte Rückstand zum rettenden Ufer. Vor gerade mal vier Jahren (2020/21) hatte der 1. FSV Mainz 05 nach 19 Spieltagen zwischenzeitlich sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz (so wie Bochum in dieser Saison auch schon). Die "Nullfünfer" spielten seinerzeit unter Bo Svensson eine furiose Rückrunde und schafften noch den Sprung auf Platz zwölf (am Ende waren es sechs Punkte Vorsprung auf Rang 16).
Die Defensive muss stabiler werden
Bochum blieb als einziges Team in dieser Bundesliga-Spielzeit noch in keinem Spiel ohne Gegentreffer. Saisonübergreifend blieb der VfL sogar in den letzten 26 Bundesliga-Spielen nicht ohne Gegentreffer, trotz Punkt gegen Leverkusen wurde damit zuletzt ein neuer negativer Vereinsrekord in der Bundesliga aufgestellt. Insgesamt stehen für das Hecking-Team bereits 30 Gegentore nach zehn Spieltagen zu Buche. Auch das ist neuer negativer Vereinsrekord für Bochum - historisch kassierten nur sechs Teams an den ersten zehn Spieltagen mehr Gegentreffer.
Aber: Auch hier macht die Partie gegen Leverkusen Mut. Im ersten Spiel unter Dieter Hecking ließ der VfL gegen ein spielstarkes Team wie die Werkself nur elf Torschüsse zu – so wenige wie nie zuvor in dieser Saison – und kassierte erstmals seit Runde eins "nur" einen Gegentreffer.
Was ebenfalls noch für den VfL auf der Mission Klassenverbleib spricht: 2023/24 blieben die Bochumer schon in den ersten neun Bundesliga-Partien ohne Sieg (fünf Remis, vier Niederlagen), 2022/23 den ersten acht Spieltagen (ein Remis, sieben Niederlagen). In beiden Jahren gelang es, nicht abzusteigen. Die Bochumer bestreiten demnach ihre Bundesliga-Spielzeiten getreu dem Motto: "Hinten ist die Ente fett". 2023/24 holten die Bochumer 76 Prozent ihrer Punkte nach dem 10. Spieltag (25 von 33), 2022/23 waren es sogar 89 Prozent (31 von 35). In der Länderspielpause kann Trainerfuchs Hecking den VfL noch weiter stabilisieren – und dadurch auch seinen nächsten Verein zum Klassenverbleib coachen.
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