Victor Boniface: Über ein Probetraining in Norwegen zum Bundesliga-Topstürmer
Mit nur 22 Jahren hat Victor Boniface schon eine weite Reise hinter sich. Aus Nigeria wechselte er nach Norwegen, von dort nach Belgien und schloss sich im Sommer Bayer 04 Leverkusen an, für die er aktuell überragend abliefert. bundesliga.de beleuchtet seinen ungewöhnlichen Karriereweg.
Verpflichte Victor Boniface im offiziellen Fantasy Manager!
Victor Boniface ist in Akure im Südwesten Nigerias geboren und fand in seiner Jugend eine fußballerische Heimat beim Real Sapphire F.C., einem Verein in der Küstenstadt Lagos. Dort spielte er sich bereits vor seinem 18. Geburtstag auf die Scouting-Listen einiger europäischer Klubs. Einer davon war der FK Bodø/Glimt, ein Topklub aus der norwegischen Elitserien.
Über ein Probetraining nur rund eineinhalb Monate nach seiner Volljährigkeit konnte er sich dort zeigen - und überzeugte sofort. Bei einem Testspiel gegen den Aalesunds FK im Februar 2019 schnürte Boniface einen Doppelpack, das Spiel endete 3:0 für Glimt. "Wir haben ihn in Nigeria das erste Mal wahrgenommen. Seit er bei uns im Probetraining war, waren wir Feuer und Flamme für ihn", erklärte Aasmund Bjørkan, der damalige Sportdirektor Glimts in der Pressemeldung.
Seine Qualitäten zeigte er bereits in ganz jungen Jahren. "Er ist sehr jung, hat aber schon eine Menge Fähigkeiten. Trotzdem glauben wir, dass er sensationelle Entwicklungschancen hat. Er ist ein etwas anderer Spielertyp als die, die wir bereits haben." Schon damals überzeugte Boniface durch hohes Tempo und tolle Dribblings.
Victor Boniface: Auf und Ab in Norwegen
Mit seinen überzeugenden Leistungen erarbeitete sich Boniface einen Vierjahresvertrag beim FK Bodø/Glimt, den er Anfang März 2019 unterschrieb. Doch noch bevor die Saison in Norwegen Ende März richtig losging, folgte ein herber Dämpfer: Boniface riss sich das Kreuzband und fiel für etwa ein halbes Jahr aus.
Am 22. September 2019 folgte dann der große Moment: Das Debüt und gleichzeitig Verletzungs-Comeback für Glimt. Doch obwohl er sich schnell in die Startelf kämpfte, ließ das Debüt-Tor länger auf sich warten. Erst im letzten Saisonspiel, am 1. Dezember 2019 gegen Molde FK, sorgte Boniface in der 90. Minute mit seinem Treffer zum 2:4 für Ergebniskosmetik. Ein statistisch belangloser Treffer, der für ihn persönlich aber ein wichtiger Erfolg war. Spannend: Dabei spielte er an der Seite einer heute bekannter Bundesliga-Gesichter: Jens Petter Hauge (Eintracht Frankfurt) erzielte das zwischenzeitliche 1:2 für Glimt. Zudem spielte mit Linksverteidiger Fredrik Bjørkan (ehemals Hertha BSC) und Innenverteidiger Marius Lode (ehemals FC Schalke 04) zwei weitere Ex-Bundesligisten für Glimt. Bei Molde im Tor: Andreas Linde (SpVgg Greuther Fürth).
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Seine zweite Spielzeit startete erneut lange torlos - und ohne Startelfeinsätze. Doch ein alter Bekannter gab seiner Karriere einen erneuten Kickstart: Im Ligaspiel gegen Aalesund, dem damaligen Probespiel-Gegner, erzielte er sein erstes Saisontor. Es folgten fünf weitere in der Liga sowie jeweils ein Tor und eine Vorlage in zwei Qualifikationsspielen für die Europa League (vor einem bitteren Ausscheiden mit 2:3 gegen die AC Mailand). Doch zum Saisonende kam dann eine erneute Hiobsbotschaft: wieder ein Kreuzbandriss. Diesmal fehlte er länger, verpasste nahezu die komplette Folgesaison (ein Kurzeinsatz am letzten Spieltag).
Seine vierte Saison bei Glimt startete erneut ruhig, wenn auch mit einem Tor am 2. Spieltag. Doch für sein zweites Saisontor musste er drei Monate warten - und erneut war es der europäische Wettbewerb, in dem Boniface glänzte: In der Champions-League-Qualifikation erzielte er einen Dreierpack gegen KI Klaksvik. Es folgt ein Doppelpack drei Tage später in der Liga und ein weiterer Treffer im Rückspiel. Nach zwei Pflichtspielen ohne Tor traf er erneut in der Liga, nochmal in der CL-Quali - und verabschiedete sich schließlich, wie er gekommen war: Mit einem Doppelpack gegen Lieblingsgegner Aalesund in der Eliteserien.
Ein goldenes Jahr in Belgien
Denn Boniface wechselte im Sommer 2022 nach Belgien zu Royale Union Saint-Gilloise. In Norwegen hatte er seine Spuren hinterlassen. Der frühere Nationalspieler Ole Martin Årst sagte etwa, Boniface sei "eines der aufregendsten Talente, das wir in diesem Land hatten" gewesen. Auch Årst hatte sich in jungen Jahren seiner Karriere für einen Wechsel nach Belgien entschieden.
Unter anderem der damalige Saint-Gilloise-Trainer Karol Geraerts, der kürzlich beim FC Schalke 04 übernommen hat, warb intensiv um Boniface. Dort ersetzte er den vorigen Topstürmer Deniz Undav (heute VfB Stuttgart) und spielte eine richtig starke Saison, in der er sich vor allem vielseitig zeigte: Neun Tore sowie neun Vorlagen gab er ausgeglichen in 37 Ligaspielen. Doch erneut war es der Europa-Wettbewerb, in dem er sich nachhaltig in den Vordergrund spielte. Nach seinen fünf Treffern für Glimt erzielte er für die Belgier in der Europa League weitere sechs Tore und gab zwei Vorlagen. Alleine vier der Scorer (zwei Tore, zwei Vorlagen) sammelte er in den vier Partien gegen den 1. FC Union Berlin. Bonifaces Belgier warfen die Eisernen nach einer ausgeglichenen Gruppenphase (jeweils 1:0-Auswärtssiege der Teams) im Achtelfinale mit einem 3:3 An der Alten Försterei und einem 3:0-Sieg im heimischen Stade Joseph Marien aus dem Wettbewerb.
Danach folgte im Viertelfinale das Duell mit seinem heutigen Klub, Bayer 04 Leverkusen. Auch hier überzeugte Boniface: Er ließ sich in der 51. Minute nach links fallen, wurde am Strafraumrand angespielt, machte ein paar Schritte zur Mitte und schoss den Ball rechts flach ins Netz zur 1:0-Führung. "Er spielt eine Top-Saison. Er performt schon seit Monaten auf einem sehr hohen Level und hat große Schritte gemacht", lobte Geraerts seinen Topstürmer nach der Partie.
Doch Florian Wirtz glich später aus und mit einer 1:4-Heimniederlage im Rückspiel schied Bonifaces Team gegen Leverkusen aus. Aber spätestens jetzt hatte er sich eindeutig aufs Radar der Werkself gespielt. Ein überzeugendes Argument waren sicher auch wettbewerbsübergreifend 17 Tore und zwölf Vorlagen in 51 Pflichtspielen für Union SG.
Victor Boniface: Leverkusens Volltreffer
Sieben Tore in sieben Spielen - Boniface in der Bundesliga
"Wir hatten ihn bereits seit längerem auf dem Radar. Sein Auftreten im direkten Duell hat unsere positive Einschätzung dann absolut bestätigt", erklärte Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes bei der Verpflichtung von Victor Boniface. Auch für den Nigerianer war das Aufeinandertreffen ein Wechselgrund: "Ich habe die Atmosphäre hier im Stadion selbst erlebt, habe schon damals die Kapazitäten erahnen können, die dieser Verein hat."
"Victor ist ein sehr präsenter, schwer zu bespielender Mittelstürmer, der allein durch seine Körperlichkeit eine Herausforderung für jeden Abwehrspieler darstellt. Darüber hinaus ist er auch schnell und technisch versiert", erklärte Rolfes die Qualitäten des 22-Jährigen, die die Bundesliga in den vergangenen knapp drei Monaten seit dessen Verpflichtung zu spüren bekommen hat.
Boniface traf sofort in seinem Pflichtspiel-Debüt im DFB-Pokal, gab eine Vorlage beim 3:2-Statementsieg über Leipzig zum Bundesliga-Saisonauftakt und ließ zwei Doppelpacks gegen Gladbach und Darmstadt (plus eine Vorlage) am 2. und 3. Spieltag folgen. Ein weiteres Tor erzielte er am 5. Spieltag sowie einen Treffer im 7. Ligaspiel.
Boniface verzaubert seitdem die Liga und wurde sowohl zum Spieler des Monats als auch zum Rookie des Monates August gewählt. Auch im September wurde er bester Newcomer und er schaffte es erneut in die Auswahl zum Spieler des Monats im September. Zudem arbeitet er mit seinem Treffer gegen Köln im Oktober bereits am nächsten Titel. Mit 112 Punkten ist er der zweitstärkste Spieler im offiziellen Fantasy Manager der Bundesliga. Zudem liegt er ligaweit mit sieben Treffern auf dem geteilten dritten Platz der Torjägerrangliste. Mit neun Scorern (sieben Tore, zwei Vorlagen) liegt er auch hier auf Platz drei der Bundesliga.
Trotz einiger Rückschläge - Victor Bonifaces Weg vom Probespiel gegen Aalesund bis zum Topstürmer des Bundesliga-Tabellenführers Bayer 04 Leverkusen ist eine märchenhafte Erfolgsstory!
Niklas Staiger
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