Angriffsfußball und taktische Kniffe - warum Eintracht Frankfurt so erfolgreich ist
Frankfurt - Am Ende wurde es ein wahres Fest: Eintracht Frankfurts Lauf geht nach dem 3:0 (0:0) gegen den FC Schalke 04 weiter. „Deutscher Meister SG“ sangen die Eintracht-Fans unter den knapp 51 000 Zuschauern am Sonntag euphorisch und „Europas beste Mannschaft: SGE“.
Für gewöhnlich übt sich Adi Hütter in öffentlicher Zurückhaltung. Und so klang das, was der Trainer von Eintracht Frankfurt nach dem Sieg gegen die Königsblauen sagte, für seine Verhältnisse euphorisch: "Momentan ist das schon ein tolles Gefühl.“ Im Vergleich zu den Frankfurt-Fans, die ihr Team für Platz vier in der Bundesliga und den vorzeitigen Einzug in die K.o.-Runde der Europa League frenetisch feierten, mutete diese Aussage eher nüchtern an.
DIE LIGA IST NEIDISCH AUF DEN ANGRIFF
Eintracht Frankfurt hat einen Angriff, auf den fast die ganze Bundesliga neidisch blickt. Einen, den die Gegner fürchten müssen. Wie Schalke: Am Sonntag entschied sich Hütter erneut dafür, seine drei Topstürmer von Beginn an aufzustellen: Hinter Haller, der das 3:0 mit seinem achten Saisontreffer erzielte (81.), und dem zweifachen Torschützen Luka Jovic agierte Ante Rebic als unaufhaltsamer Zehner. Es ist beeindruckend, dem Offensiv-Trio zuzuschauen. Zusammen haben sie bereits 31 Scorerpunkte.
Vor ein paar Wochen hatte Jovic fünf Tore gegen Fortuna Düsseldorf erzielt – nie zuvor hatte das ein Frankfurter in der Bundesliga geschafft. Das Trikot, das der Serbe dabei trug, liegt längst als Erinnerungsstück im Eintracht-Museum. Am Sonntag machte Jovic seine Saisontore acht und neun (61., 73.), niemand traf ligaweit öfter als der wuchtige Alleskönner. Wettbewerbsübergreifend stehen bereits zwölf Buden in seiner Statistik. Trainer Hütter lobt: "Luka ist ein absoluter Knipser.“
Die Eintracht aber nur auf diese drei – zugegeben: außergewöhnlichen – Stürmer zu reduzieren, wäre grundlegend falsch. Die Abwehr mit den Routiniers Makoto Hasebe und David Abraham sowie dem jungen Franzosen Evan N’Dicka verteidigt stark, über außen machen Danny da Costa und Filip Kostic Druck.
TAKTISCHER KNIFF MIT KOSTIC
Den Kniff, Angreifer Filip Kostic im System mit Dreierkette auf der linken Außenban agieren zu lassen, darf sich Hütter in seine Trainervita schreiben lassen. Und im Mittelfeld blüht beispielsweise der 31 Jahre alte Jonathan de Guzmán auf. Der ehemalige niederländische Nationalspieler sagt: "Wir sind auf dem Weg, eine große Mannschaft zu werden. Wir haben einen super Geist.“
Trainer Hütter erklärt: "Es ist mir wichtig, dass man eine Spielidee sieht.“ Und wie die aussieht trug der im Sommer aus Bern gekommene Trainer am Spielfeldrand nach außen: Den Kragen seiner Jacke hatte der Österreicher hochgestellt und demonstrierte so seine Angriffslustigkeit, die sich auf seine Spieler auf dem Platz übertragen hat. Als es am Anfang nicht lief, die Eintracht im Supercup-Finale im eigenen Stadion gegen den FC Bayern mit 0:5 unterging und gegen Regionalligist Ulm aus dem DFB-Pokal ausschied, sei ihm wichtig gewesen, weiter seinen Weg zu gehen, betonte Hütter nach der späten Gala gegen Schalke. "„Wir haben uns selbst aus dem Sumpf gezogen, wir kriegen nichts geschenkt“, sagt Hütter.
In den vergangenen Wochen kam die Mannschaft seinem Ideal vom packenden Offensivfußball sehr nahe. Mit Ball spielt sie geradlinig nach vorne, ohne Ball setzt sie die Gegner oft auch schon an deren Strafraum mit fünf Spielern unter Druck. "In dieser Mannschaft musst du rennen, bis du nicht mehr rennen kannst“, sagt Stürmer Haller. Das zeigte Frankfurt zuletzt in schöner Regelmäßigkeit. Ist die Hütter-Elf damit schon ein Kandidat für höhere Ziele?
Tobias Schächter
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