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Freude und Emotionen nach dem 5:1 Sieg für Magdeburg. Der vierfache Torschütze Martijn Kaars sich den Spielball gesichert und steht jubelnd und tanzend mit der Mannschaft vor den feiernden Fans
Freude und Emotionen nach dem 5:1 Sieg für Magdeburg. Der vierfache Torschütze Martijn Kaars sich den Spielball gesichert und steht jubelnd und tanzend mit der Mannschaft vor den feiernden Fans - © IMAGO/Maximilian Koch
Freude und Emotionen nach dem 5:1 Sieg für Magdeburg. Der vierfache Torschütze Martijn Kaars sich den Spielball gesichert und steht jubelnd und tanzend mit der Mannschaft vor den feiernden Fans - © IMAGO/Maximilian Koch
2. Bundesliga

Kaars-Show gegen Schalke: Vier Tore, ein Lächeln und ein Hauch Wehmut

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Martijn Kaars hat mit seinem Viererpack beim 5:2-Auswärtssieg auf Schalke zusammen mit Magdeburg Geschichte geschrieben und gerade seinen einsteigen Förderer, S04-Coach Kees van Wonderen, zur Verzweiflung gebracht. Ein denkwürdiger Abend in Gelsenkirchen - und eine neue Bestmarke für den Mann des Abends.

Fast schon mit einem schlechten Gewissen zeigte sich der Mann des Spiels, Martijn Kaars, nach der Partie. Nur wenige Minuten zuvor hatte er sich vor dem ekstatischen Gästeblock von seinen Teamkollegen hoch leben lassen, den Spielball - sein wohlverdientes Souvenir - immer mit mindestens einer Hand fest an sich gedrückt. Vier Tore hatte der 25-jährige Niederländer beim 5:2-Auswärtssieg des 1. FC Magdeburg gegen den FC Schalke 04 erzielt und damit nicht nur die Partie entschieden, sondern auch Geschichte geschrieben.

Doch trotz des Triumphs mischte sich unter dem Schalker Nachthimmel auch ein Hauch von Wehmut in sein Lächeln. "Ich hätte die vier Tore lieber gegen einen anderen Trainer erzielt", gab Kaars mit einem verschmitzten Grinsen zu. Denn auf der gegnerischen Trainerbank saß mit Kees van Wonderen ausgerechnet sein einstiger Förderer aus der niederländischen U18-Nationalmannschaft.

"Kees van Wonderen ist ein toller Mensch und ein sehr guter Trainer“, sagte Kaars nach dem Spiel. Der Stürmer, der in der Sommerpause von Helmond Sport zum 1. FC Magdeburg gewechselt war, berichtet auch mit einem kurzen Austausch vor dem Spiel mit van Wonderen. "Wir haben kurz vor dem Spiel miteinander gesprochen. Er hat mir viel Glück gewünscht, und nach dem Spiel gratulierte er mir und meinte, ich solle so weitermachen“, erzählte Kaars.

Vor der Partie gegen das auswärtsstärkste Team der Liga hatte sich FC Schalke 04-Coach Van Wonderen noch durchaus zuversichtlich gezeigt: "Meine Spieler wissen genau, was auf sie zukommt und wie der Gegner agiert." Doch weder er noch seine Mannschaft ahnten, was an diesem Abend auf sie zukommen sollte.

Der Torjubel von Martijn Kaars nach seinem Treffer zum 3:0 - IMAGO/Maximilian Koch

Magischer Abend für Kaars

Die Voraussetzungen für ein großes Fußballfest waren am Samstagabend gegeben: Die Veltins-Arena: ausverkauft, das Flutlicht: gleißend, die Atmosphäre: elektrisierend. "Ich habe gehört es ist eines der besten Stadien in Deutschland. Die Vorfreude auf das Spiel ist sehr groß", hatte sich Kaars schon einige Tage vor Spielbeginn gefreut und genau diesen Willen zeigte er von Beginn an.

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Schalke hatte sich viel vorgenommen, wollte das Spiel kontrollieren. Doch Magdeburg hatte eine andere Idee. Vor allem hatte Magdeburg Martijn Kaars. Nach 29 Minuten versetzte der eiskalte Vollstrecker die Schalker Fans erstmals in Schockstarre. Ein schneller Einwurf, ein cleverer Pass von Livan Burcu - und Kaars startete in die Tiefe. Mit beeindruckender Ruhe lupfte er den Ball über den herausstürzenden Justin Heekeren ins Netz. Die Magdeburger Bank sprang jubelnd auf, während Schalke noch gar nicht wusste, dass dies erst der Anfang war.

Kurz vor Pausenpfiff war es wieder Kaars, der den Hausherren den nächsten Stich versetzte. Bei einem blitzschnell ausgeführten Freistoß aus der eigenen Hälfte schaltete er erneut schneller als alle anderen: ein tiefer Lauf, ein wuchtiger Abschluss - 2:0.

Das Stadion verstummte für einen Moment, konnte in der Pause aber immerhin mal kurz durchatmen. Als Alexander Nollenberger kurz nach Wiederbeginn von links scharf nach innen passte, ging ein Raunen durch die Arena, doch Kaars streckte sich vergeblich und verpasste die Kugel um wenige Zentimeter. Acht Minuten später: gleiche Aktion, nächste Chance, ein Sprint, eine perfekte Grätsche - 3:0. Ein Stürmer, der alles in sich vereint: Instinkt, Präzision, Kaltblütigkeit.

Van Wonderen bleibt nur die Anerkennung

Während Kaars an der Seitenlinie von seinen Mitspielern gefeiert wurde, stand Schalke-Trainer Kees van Wonderen regungslos an seiner Coaching-Zone. Er kannte ihn, diesen Martijn Kaars. Er wusste, wozu er fähig war. Doch das Wissen half an diesem Abend nichts. "Mit seinen tiefen Läufen haben sie genau die Räume gefunden, womit sie uns geschlagen haben. Er hat sehr gute Läufe, ein exzellentes Timing - als Innenverteidiger hast du dann nicht viele Möglichkeiten“, musste van Wonderen nach der Partie anerkennend eingestehen.

Seine Spieler hingegen waren ratlos. "Die Hauptursache war, dass wir Martijn Kaars nicht in den Griff bekommen haben“, bilanzierte Ron Schallenberg frustriert. "Vom Gefühl her war das Spiel nicht so deutlich, wie es das Ergebnis aussagt. Aber ihr Stürmer war eine Klasse besser und hat den Unterschied gemacht. Wir wurden hergewienert von ihm.“

Nach der Pause ließ sich Magdeburg nicht mehr aufhalten. Zwar kam Schalke zwischenzeitlich zum 1:4, doch Kaars erstickte in der 74. Minute alle Schalker Hoffnungen im Keim. Wieder ein perfekter Lauf, wieder ein eiskalter Abschluss - diesmal ließ er Heekeren aussteigen und schob aus spitzem Winkel ins leere Tor. Das 5:1, sein vierter Treffer, sein Meisterwerk. "Der überrascht mich nicht“, meinte Magdeburgs Baris Atik zur Leistung des Angreifers. "Was er abzieht, ist schon der Wahnsinn. Er ist ein Topstürmer. Der Typ hat eine Pferdelunge. Wie oft er sprinten kann, ist schon abartig. Das tut uns gut." 

"Vier Tore in einem Spiel hatte ich noch nie - höchstens als Kind, mit zwölf oder dreizehn Jahren“, scherzte Kaars nach dem Spiel und fügte hinzu: "Es ist das zweite Mal, dass ich den Ball mit nach Hause nehme. Es war das erste Mal, dass ich vier Tore in einem Spiel geschossen habe. Wir haben eine tolle Mannschaft, ich habe super Mitspieler, sagte der Niederländer am Sky-Mikrofon. Sein Trainer Christian Titz war begeistert: "Du bist froh, wenn du einen Spieler hast, der unbedingt die Dinge umsetzen will. Der ist unermüdlich, arbeitet so an sich. Er bringt sich unglaublich in die Mannschaft ein.“ 

Im Mittelpunkt: Martijn Kaars feiert sein viertes Tor mit Alexander Nollenberger und Mohammed El Hankouri - Christof Koepsel

Der beste Torjäger der Liga

"Unglaublich! Ich freue mich für Martijn Kaars, weil er viel arbeitet", so FCM-Keeper Dominik Reimann. Dank neun Toren in den letzten drei Auswärtsspielen ist Kaars nun alleiniger Spitzenreiter der Torschützenliste, hat Moussa Sylla überholt und seine persönliche Saisonbestmarke von 14 Treffern erreicht. "Ich hatte mir vor der Saison 14 Tore vorgenommen. Jetzt hoffe ich, dass es so weitergeht“, sagte er mit einem breiten Lächeln. 

>>> Die Torschützenliste der 2. Bundesliga

Und nicht nur er: Magdeburg gewann zum dritten Mal in Folge auswärts mit 5:2 - das gab es in der Zweitliga-Historie noch nie. Mit neun Siegen, 28 Punkten und 32 erzielten Treffern in der Fremde nach 20 Spieltagen hat der FCM eine Rekordsaison hingelegt. "Es ist Wahnsinn, dass wir wieder 5:2 gewonnen haben“, staunte Magdeburgs Außenbahnspieler Alexander Nollenberger. "Aber dafür gibt es auch nur drei Punkte, auch wenn uns das natürlich unglaublich viel Selbstvertrauen gibt."

Die Spieler feierten ausgelassen mit den mitgereisten Fans. Kaars, der an diesem Abend über sich hinausgewachsen war, winkte noch einmal in die Kurve, bevor er in den Kabinentrakt verschwand. Ein Viererpack, ein magischer Auftritt, ein Abend, der nicht nur für ihn unvergesslich bleiben wird.