2. Bundesliga

Zurück im Rennen! Schafft es der Hamburger SV dieses Jahr wieder in die Bundesliga?

xwhatsappmailcopy-link

Der Hamburger SV hat einen perfekten 32. Spieltag erlebt und steht nun wieder in Schlagdistanz zum direkten Aufstieg in die Bundesliga. Zumindest der Relegationsplatz scheint gesichert. Schafft es der HSV dieses Jahr wieder zurück ins Oberhaus?

Bereits am Samstagabend im Topspiel der 2. Bundesliga schaute man beim Hamburger SV ganz genau hin. Doch beim Aufeinandertreffen der beiden Verfolger auf Platz vier und fünf trennten sich der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf mit einem torlosen Unentschieden. Somit konnte keiner Druck auf den HSV ausüben, beide lagen über Nacht drei Punkte hinter den Hanseaten. Am Sonntag des 32. Spieltags kam es dann zum riesigen Aufstiegs-Clash: Mit dem HSV, dem 1. FC Heidenheim 1846 und dem SV Darmstadt 98 spielten die Teams aus den Top-3 der Tabelle alle zeitgleich, jedoch keiner gegeneinander.

HSV gewinnt in Regensburg und träumt von Platz 2

Und für den HSV lief alles perfekt: Tabellenführer Darmstadt verlor mit 1:2 bei Hannover, verpasste dadurch in der zweiten Woche in Folge den sicheren Aufstieg. Heidenheim kämpfte sich zwar aus einem 0:1-Rückstand zurück und drehte das Spiel auf ein 2:1, verlor aber dank eines Paderborner Doppelschlags in der 50. und 52. Minute trotzdem mit 2:3 beim SCP. Der HSV ließ in Regensburg nichts anbrennen, traf in bereits in der fünften Minute und führte zur Halbzeit schon 4:0. Am Ende stand ein 5:1-Auswärtssieg beim SSV Jahn.

Der HSV hat die Jägerrolle angenommen

Die aktuelle Saison unterscheidet sich dabei deutlich von den Vorjahren. Während der HSV in den ersten drei Saisons nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga jedes Mal lange an der Tabellenspitze weilte und durch ein Leistungstief rund um den März jedes Mal alles verspielte, war man in der vergangenen Saison nie in Schlagdistanz zur Tabellenspitze. Zum Saisonende kämpfte man sich zwar auf den dritten Platz, verpasste aber den Aufstieg in der Relegation gegen Hertha BSC.

Doch dieses Jahr kombinierte der HSV die starke Saison mit dem Annehmen der Rolle als Jäger. Am 11. Spieltag lagen die Hamburger zuletzt auf dem ersten Platz, seitdem steht Darmstadt an der Spitze und geht als Gejagter voran. Die Hanseaten konnten sich also früh genug darauf einstellen, Verfolger zu sein. Angriff nach oben statt Verteidigung nach unten.

Dabei blieb der HSV ruhig, hielt beharrlich an Tim Walters Erfolgskonzept des Fußballs fest und überwand das übliche Formtief zur selben Jahreszeit rechtzeitig zum Saisonendspurt. Nun stehen die Rothosen mit fünf Punkten Vorsprung relativ gesichert auf dem Relegationsplatz und können mit einem Punkt Abstand zu Heidenheim sowie vier Punkten auf Tabellenführer Darmstadt an den letzten zwei Spieltagen noch einmal angreifen und möglicherweise sogar den direkten Aufstieg erkämpfen.

Hamburgs Erfolgscoach Tim Walter

Der Trainer zeigte sich nach dem Spiel beeindruckt von seiner Mannschaft, bescheinigte ihnen einen "furiosen Auftritt" und möchte nun oben angreifen. "Jetzt fahren wir mit stolzgeschwellter Brust nach Hause und wollen nachlegen", richtete er eine Kampfansage an das Spitzenduo der 2. Bundesliga. Einen Teil des Erfolgs in Regensburg erklärt Walter mit der "nötigen Geduld", die sich beim Hamburger SV durch die gesamte Zeit unter dem Erfolgscoach zieht.

Denn Tim Walter bevorzugt seinen dominanten, ballbesitzorientierten Spielstil und lässt sich nicht davon abbringen. Auch als die Hanseaten in der Vorsaison im März auf den sechsten Tabellenplatz abrutschten, bewies Walter Kontinuität und setzte auf seinen Fußball, wollte beim HSV langfristig etwas etablieren, von dem nun profitiert werden kann.

Aufstellungen, Taktik und mehr – im Bundesliga-FAQ

Walters Mannschaft hat mit 58,8 Prozent die zweithöchste Ballbesitzquote der 2. Bundesliga (Paderborn 59,4) und dabei die beste Passquote der Liga (85,8 Prozent). Im Spielaufbau besonders: Torwart Daniel Heuer Fernandes rückt extrem weit auf, spielt quasi wie ein Libero und sorgt damit für andauernde Überzahl in der Spieleröffnung. Jeder Abwehrspieler darf dabei nach vorne stoßen, es gibt eine konstante Rotation und der Gegner weiß nie, wer als nächstes angreifen wird. Und dieser Fußball kann sich sehen lassen: Mit 67 Toren ist der HSV das offensivstärkste Team der gesamten Liga.

In der Defensive musste der HSV zwar einen Rückschlag zur Vorsaison in Kauf nehmen (aktuell 44 Tore, 2021/22 insgesamt nur 35), doch dabei überstand Walters Mannschaft einige Rückschläge wie die lange Sperre für Stamm-Innenverteidiger Mario Vuskovic (seit dem 16. Spieltag), eine doppelte Gelb-Rot-Sperre für den als Ersatz geholten Francisco Montero (24. und 26. Spieltag) sowie den Kreuzbandriss bei Außenverteidiger Noah Katterbach.

Mit einer Rekordsaison zurück in die Bundesliga?

Wie schon in der Vorsaison, als Tim Walters Mannschaft die letzten fünf Spieltage alle gewann, könnte der HSV nun mit dem Sieg am 32. Spieltag eine Serie zum Saisonende starten. Mit den aktuell gesammelten 60 Punkten stellten die Rothosen schon jetzt den Vereinsrekord für Punkte in der 2. Bundesliga ein, kann diesen in den übrigen zwei Spielen gegen die SpVgg Greuther Fürth und den SV Sandhausen noch torpedieren.

Setzt der HSV seine aktuelle Punkteausbeute weiter fort, sollten aus den übrigen zwei Spielen vier Punkte herausspringen. Mit 64 Zählern wäre man in jeder der vergangenen fünf Spielzeiten direkt aufgestiegen (2020/21 wäre man punktgleich mit dem Zweitplatzierten Fürth), in zwei Saisons hätte die Punkteausbeute sogar zur Meisterschaft in der 2. Bundesliga gereicht.

2. Bundesliga: Das Restprogramm aller Clubs im Saisonfinale

Doch die Spieler schauen noch nicht so weit. Für sie heißt es weiter: Geduldig bleiben und das eigene Spiel in den Fokus stellen. "Das nächste Spiel ist jetzt das Wichtigste. Es ist unsere Aufgabe, an die heutige Leistung anzuknüpfen", forderte Kapitän Sebastian Schonlau sein Team auf. Auch Toptorjäger Robert Glatzel setzt den "vollen Fokus jetzt auf das nächste Spiel. Wir müssen weiter unseren Job machen und auf uns schauen." Vielleicht reicht es diese Saison dann sogar zum direkten Aufstieg. Der einstige "Bundesliga-Dino“ könnte bald wieder im Oberhaus kicken.

Niklas Staiger