Jetzt schon eine große Liebe: Union Berlin und Startelf-Doppelpacker Robin Gosens
Sommer-Neuzugang Robin Gosens hat sich bei seinem Startelf-Debüt für den 1. FC Union Berlin einen weiteren Traum erfüllt: Der deutsche Nationalspieler erzielte sein erstes Bundesliga-Tor und legte gleich noch eines nach. Nach dem 4:1 in Darmstadt grüßen Doppelpacker Gosens und der FCU von der Tabellenspitze.
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"Everardus - ein ausgesprochen seltener Name", steht auf der Internetseite "Vornamen.Blog" geschrieben. "Ein Junge mit dem Namen Everardus ist also etwas ganz Besonderes!", heißt es dort weiter. Auf Robin Everardus Gosens trifft diese Beschreibung durchaus zu. Der gebürtige Emmericher ist kein gewöhnlicher Profi, der ein Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen hätte und in seiner Jugend Verzicht üben musste. Gosens hat sich seinem "Lebensziel" Bundesliga durch andere Wege und in den vergangenen Jahren mit großen Schritten genähert und dieses nun beim 1. FC Union Berlin erreicht.
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"Ich bin eigentlich keiner, der nervös ist. Das war vor Mainz etwas anders. Ich war schon aufgewirbelt, freudig nervös. Ich habe lange darauf hingearbeitet. Ich bin jetzt 29 Jahre bei meinem Debüt. Die meisten Profis arbeiten sich hoch, und debütieren in jungen Jahren in der Bundesliga und gehen dann vielleicht ins Ausland. Bei mir war es genau umgekehrt", sprach Gosens wenige Tage nach dem 4:1 gegen den 1. FSV Mainz 05, wo er in der 66. Minute eingewechselt wurde, zu den Medienvertretern. Knapp eine Woche später wurde sein nächster Traum wahr: ein Tor zu schießen auf der Bühne Bundesliga.
Gosens geht mit Toren voran
Beim nächsten 4:1-Erfolg, diesmal gegen den SV Darmstadt 98, feierte Gosens nun sein Startelf-Debüt. Als konnte er es kaum erwarten, schnappte er sich in der 4. Minute zentral vor dem gegnerischen Strafraum das Leder und haute dieses aus 17 Metern flach links ins Toreck. Dann sah Brenden Aaronson Gelb-Rot (21.) und die Lilien glichen durch Marvin Mehlem aus (24.). Das Pendel drohte in die Richtung des Aufsteigers auszuschlagen. Doch Union hatte den torgefährlichen Gosens, der nur zehn Zeigerumdrehungen später einen Juranovic-Freistoß entschlossen und in der Luft stehend links unten einköpfte - Startelf-Premiere nach Maß!
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"Man hat gesehen, was Union ist und was uns ausmacht. Es hört sich immer so einfach an, aber der Fakt, dass wir ein Team sind, eine Familie, jeder haargenau weiß, was der andere kann und was er selber machen muss, dass wir Widerstände überwinden können, dass wir - egal was passiert - immer wieder zurückschlagen können, das können nur wenige Teams von sich behaupten. Für mich persönlich war es nahe an einem perfekten Nachmittag: zum ersten Mal Starter in der Bundesliga und mein erster Doppelpack", stellte der 29-Jährige gewohnt erst die Teamleistung heraus, ehe er über seine Glücksgefühle sprach.
Flick sieht überragenden Gosens
Gosens hat aus persönlicher Sicht allen Grund zur Freude: Nicht nur, dass er mit seinen ersten beiden Torschüssen direkt doppelt zuschlug, nein, beispielsweise sprintete er auch mit 21 Mal am häufigsten von allen Unionern. Dem Bundestrainer ist diese Leistung nicht verborgen geblieben. Hansi Flick schaute auf der Tribüne wohl mit Argusaugen hin, wie Gosens unermüdlich die linke Seite auf und ab rannte. Ob er die Anwesenheit des DFB-Coaches mitbekommen habe, wollte Sky-Reporter Uli Potofski anschließend wissen. Dem entgegnete der 16-fache Nationalspieler: "Das ist ehrlich gesagt eine neue Info für mich. Deswegen hatte ich keinen Grund, nervös zu sein, weil ich es gar nicht wusste."
Nervös wurden auch seine Mitspieler trotz der Unterzahl nicht. Noch vor der Pause stellte Kevin Behrens, der am 1. Spieltag dreimal gegen Mainz ins Schwarze traf, nach einer Juranovic-Ecke auf 3:1 (39.). In Halbzeit zwei nickte Abwehr-Kante Danilho Doekhi einen Eckstoß von Juranovic zum 4:1-Schlusspunkt ein - bereits das sechste Kopfballtor der Köpenicker in dieser Spielzeit. Urs Fischers Mannen brachten die komfortable Führung im Stile eines Champions-League-Teams über die Zeit.
Leipzig vor der Brust
"Die Standardsituationen waren ein Schlüssel zum Erfolg. Darüber hinaus haben wir sehr diszipliniert agiert, die Räume eng gemacht und immer wieder auf Umschaltsituationen gelauert. Jeder war sich seiner Aufgabe auf dem Platz bewusst und wusste, was er zu tun hat. Am Ende war es ein verdienter Sieg", zog Innenverteidiger Robin Knoche, den Flick ebenfalls auf dem Zettel haben dürfte, ein Fazit.
Union machte aus 1,9 xGoals vier Tore, also deutlich mehr als erwartbar waren - dieser Effizienz war Darmstadt mit 2,5 xGoals, aber nur einem Treffer, nicht gewachsen. Inwieweit die Hauptstädter und ihre neue Führungsfigur Gosens auch RB Leipzig als direktem Konkurrenten um die internationalen Plätze gewachsen sind, zeigt sich am kommenden Sonntag, wenn die Sachsen im Stadion An der Alten Försterei zu Gast sind. Der FCU geht als Tabellenführer in den 3. Spieltag. Mit einem Bundesliga-Tor vor heimischer Kulisse könnte sich der seltene Typ Robin Gosens einen weiteren Traum erfüllen und Union gleichzeitig an der Spitze halten.
Philipp Pachollek