Klettert der 1. FC Union Berlin an die Tabellenspitze?
Das Saisonziel ist erreicht: Die 40-Punkte-Marke hat der 1. FC Union Berlin mit dem Sieg im Topspiel bei RB Leipzig geknackt. Und nun? Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer ist weiter Bayern-Jäger Nummer eins und damit - ob sie wollen oder nicht - ein Titelkandidat.
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Und mit einem Sieg gegen Schalke winkt den Eisernen am 21. Spieltag sogar nach dem 2:3-Ausrutscher des FC Bayern München in Gladbach die Tabellenführung.
Auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Sonntag konnte Trainer Urs Fischer diesen Umstand noch nicht kennen. Auf des Saisonziel angesprochen, sagte der Schweizer: "Wir versuchen, uns zum dritten Mal in Folge für das europäische Geschäft zu qualifizieren." Es bleibt auf jeden Fall spannend mit den unaufgeregten Unionern...
Vorbild Atletico Madrid?
2014 gelang Atletico Madrid eine kleine Sensation: Erstmals nach 2003/04, als der FC Valencia ganz oben stand, wurde die spanische Meister-Phalanx der übermächtigen Clubs Real Madrid und FC Barcelona durchbrochen. Mit einem Titel des "kleinen" Hauptstadt-Clubs konnte vor der Saison 2013/14 niemand rechnen – dennoch setzten sich die "Colchoneros", die Matratzenmacher, wie sie aufgrund der Rot-Weiß-gestreiften Trikots genannt werden, gegen die beiden Übermächte durch. Mit einer überragenden Defensiv-Ordnung, gesunder Aggressivität in den Zweikämpfen und großer Effizienz im Abschluss, gerne nach Standardsituationen.
Der vermeintlich "kleinere" Club aus der Hauptstadt, Trikots in Rot-Weiß gestreift, von den Gegnern meist als "ekelhaft" zu bespielen tituliert und dennoch überraschend konstant und erfolgreich punktend – all das trifft auch auf den 1. FC Union Berlin zu.
Der Klassenverbleib war vor der Saison das klare Ziel der Köpenicker, mit nun bereits 42 Zählern nach 20 Spieltagen ist dieser bereits eingetütet. Wer die Mannschaft von Urs Fischer seit dem Aufstieg 2019 genauer beobachtet hat, weiß, dass diese sich jetzt keinesfalls zurücklehnen wird. Diese Powertruppe wird bis zum Ende der Saison alles geben und durchziehen.
"Wenn wir jetzt alles gewinnen, dann werden wir Deutscher Meister"
"Der Wahnsinn geht weiter!", sagte Urs Fischer am vergangenen Samstag, nachdem seine Eisernen das Topspiel des 20. Spieltages bei RB Leipzig mit 2:1 gewonnen hatten. Die 18 Spiele zuvor ungeschlagen gebliebenen Leipziger führten bereits mit 1:0, doch die nie aufgebende Fischer-Truppe drehte das Spiel noch, Janik Haberer mit einem äußerst sehenswerten Volley von der Strafraumgrenze und Robin Knoches eiskalt verwandelter Elfmeter führten zum 13. Saisonsieg des FCU. "Was die Mannschaft wieder für eine Moral und Mentalität gezeigt hat, verdient großen Respekt", zeigte sich Fischer unglaublich stolz auf seine Mannschaft. "Dass die Mannschaft das Spiel am Ende noch drehen konnte, spricht für die Solidarität und das Unermüdliche", sagte Fischer. "Wenn wir jetzt alles gewinnen, dann werden wir Deutscher Meister", scherzte Niko Gießelmann und schob aber direkt hinterher: "Aber ob das realistisch ist? Ich glaube, da greifen wir ein bisschen zu hoch."
Aber ist das so unrealistisch? Die Köpenicker haben einen Punkteschnitt von 2,1. Auf 34 Spieltage gerechnet wären das 71,4 Zähler. Weil die Bayern in den vergangenen Jahren derart konstant punkteten, hätten 71 Zähler letztmals 2010 zur Meisterschaft gereicht – damals triumphierte der FCB mit 70 Punkten. Wegen Unions guter Platzierung sei es laut Coach Fischer schon möglich, Meister zu werden. "Aber aufgrund der Tatsache, dass wir ein ganz junger Bundesligist sind, ist es schon wichtig, dass wir nicht vergessen, wo wir herkommen."
"Wir wollen uns oben festbeißen"
Ja, die Berliner spielen erst ihre vierte Bundesliga-Saison. 2019/20 wurde Union Elfter. 2020/21 dann schon Siebter. Und in der vergangenen Saison ging es auf Platz 5. Aufstieg, souveräner Platz im Mittelfeld, Qualifikation für die UEFA Conference League, dann die Qualifikation für die Europa League – es geht stetig nach oben mit dem FCU. Wenn man sich diese Klimax ansieht, dann müsste nach dieser Saison mindestens ein Champions-League-Platz für Fischer und seine Spieler herauskommen. "Wir wollen uns oben festbeißen. Wir haben schon einen guten Abstand", bekannte Gießelmann.
Welche Unioner hast du im Fantasy Manager?
Auf einen Nicht-Champions-League-Platz beträgt der Abstand starke sechs Zähler. Bevor es am kommenden Sonntag aber in der Bundesliga mit dem Duell gegen den FC Schalke weitergeht, kommt es am Donnerstag in der Europa League zum Duell mit den niederländischen Rekordmeister: Die Köpenicker reisen zu Ajax Amsterdam, die Playoff-Runde der Europa League steht an. "Wenn du in Leipzig gewinnen kannst, kannst du das auch in Amsterdam", legte sich Gießelmann selbstbewusst fest.
Union hat die ersten sechs Pflichtspiele des Jahres allesamt gewonnen, die Gegner beißen sich ob der clever verschiebenden und leidenschaftlich verteidigenden Köpenicker reihenweise die Zähne an den Eisernen aus.
Ob Fischers Team tatsächlich ein Meisterschaftskandidat ist, zeigt sich in den kommenden beiden Wochen: Nach Hin-und Rückspiel gegen Amsterdam, unterbrochen vom Duell gegen Schalke, geht es am 26. Februar nach München, zum FC Bayern. Ein Sieg dort wäre ein weiterer Schritt in Richtung der kleinen Sensation, die auf ähnliche Art und Weise 2014 in Spanien zu bestaunen war.
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