Abflug ins Viertelfinale: Jamal Musiala lässt die DFB-Elf jubeln - © Alex Livesey
Abflug ins Viertelfinale: Jamal Musiala lässt die DFB-Elf jubeln - © Alex Livesey
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Gegen alle Widerstände: Musiala und Co. bringen Deutschland ins EM-Viertelfinale

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Der Traum vom EM-Titel im eigenen Land lebt für die deutsche Nationalmannschaft weiter: Mit einem hart erkämpften 2:0 gegen Dänemark zieht die DFB-Elf ins Viertelfinale der EURO 2024 ein. In Dortmund trotzen Jamal Musiala und Co. nicht nur einem starken Gegner, sondern auch dem widrigen Wetter im Signal Iduna Park.

Kurz und bündig fasste Toni Kroos die Gemütslage der deutschen Nationalmannschaft zusammen. "We move on", postete der Taktgeber der DFB-Elf auf X (vormals Twitter). Wir sind weiter – oder auch: Wir machen weiter. Die Übersetzung der knappen Aussage lässt beide Interpretationen zu. Und das schien auch das vorherrschende Gefühl nach dem hart erkämpften Viertelfinal-Einzug gegen Dänemark gewesen zu sein. Kai Havertz (53., Handelfmeter) und Jamal Musiala (68.) hatten das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann zu einem knappen 2:0-Erfolg geschossen – gegen mutige Dänen, die dem dreimaligen Europameister alles abverlangten.

Spielbericht: Deutschland steht im Viertelfinale

"Es war ein wildes, ein skurriles Spiel", urteilte Julian Nagelsmann nach der Partie. Und hatte damit komplett recht: Das DFB-Team startete furios und traf früh durch den für den gesperrten Jonathan Tah in die Mannschaft gerückten Nico Schlotterbeck. Doch der Jubel kam noch zu früh, das Tor fand wegen eines vorherigen Foulspiels von Joshua Kimmich keine Anerkennung. Der Auftakt in ein Achtelfinale wie eine Achterbahnfahrt: Die Dänen bissen sich zunehmend ins Spiel, das zwischenzeitlich wegen eines heftigen Unwetters über Dortmund unterbrochen werden musste. Danach wurde es ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, den letztlich die deutsche Nationalmannschaft auch mit etwas Glück für sich entscheiden konnte.

Nagelsmann: "Hatten in der ein oder anderen Situation etwas Glück"

"So ein Spiel mit Widerständen zu gewinnen, als Favorit, das macht mich stolz. Die Resilienz der Truppe ist schon stark gewesen", schwärmte Nagelsmann und schob hinterher, dass sein Team oft nicht wisse, wie gut es eigentlich sei. "Ich hoffe, dass wir die alte Festplatte gelöscht kriegen", so der Bundestrainer. Um letztlich den Einzug ins Viertelfinale zu sichern, brauchte die deutsche Nationalmannschaft auch Unterstützung von außen. Einen Treffer der Dänen durch Joachim Andersen nahm Schiedsrichter Michael Oliver nach Rücksprache mit dem VAR zurück (der Ex-Dortmunder Thomas Delaney stand wenige Zentimeter im Abseits), nur wenige Augenblicke später zeigte der Engländer nach einem erneuten Eingriff des Video-Assistenten wegen Andersens Handspiel im Strafraum auf den Punkt – die entscheidenden Sekunden dieser Partie.

Unser Liveblog mit den Stimmen zum Spiel

"Wir hatten in der ein oder anderen Situation etwas Glück", gab auch Nagelsmann unumwunden zu. Aber auch das hatte sich die DFB-Elf mit viel Einsatz und phasenweise powerplay-artigen Zuständen verdient. Das mussten sich das Nagelsmann-Team gegen leidenschaftlich agierende Dänen auch hart verdienen. "Wir sind verdient weitergekommen, auch wenn es nicht glasklar war", betonte der Bundestrainer. Nach Havertz' Elfmeter-Tor machte dann Jamal Musiala den Deckel drauf. Nach Schlotterbecks weitem Schlag war der Youngster des FC Bayern auf und davon, allein vor Dänemarks Keeper Kasper Schmeichel blieb er dann eiskalt und netzte unwiderstehlich zum 2:0. Bereits Musialas drittes Turniertor – Bestwert der EURO 2024 (mit Georgiens Georges Mikautadze) und mit 21 Jahren, vier Monaten und drei Tagen der jüngste Spieler mit drei Treffern bei der EM-Endrunde nach Wayne Rooney (18 Jahre, sieben Monate, 28 Tage).

Spanien wartet im Viertelfinale

Es waren diese Momente, die in einer Partie auf Messers Schneide am Ende Deutschland jubeln und Dänemark weinen ließen. Auch die Unterstützung von den Rängen war von entscheidender Bedeutung für das Team: "Wir hatten wieder wahnsinnig gute Fans hinter uns. Das Stadion hat gebebt. Wir haben im Land was ausgelöst, wir spielen mit Euphorie und Spaß", schwärmte BVB-Star Schlotterbeck von der Atmosphäre in seiner sportlichen Heimat – und witzelte, dass er doch gern mehr Länderspiele im Dortmunder EM-Stadion hätte. Nun geht es für das DFB-Team allerdings erst einmal aus Schlotterbecks Heimstadion in seine persönliche Heimat: Das Viertelfinale findet am kommenden Freitag (Anstoß: 18 Uhr) in Stuttgart statt, für Deutschland geht es dort gegen Spanien.

Deutschlands Weg ins Finale

We move on. Wir sind weiter. Wir machen weiter. Toni Kroos' Worte gelten für die deutsche Nationalmannschaft dann erneut. Auch dann wird wieder die Kombination der Erfolgsfaktoren aus Dortmund gebraucht werden. Viel harte Arbeit, ordentlich Spaß am Spiel, eine Prise Glück und die Unterstützung der Fans auf den Rängen. Der Traum vom Titel bei der Heim-EM: Er lebt für die DFB-Elf weiter. Blitz, Donner und heftige Regenfälle konnten die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann ebenso wenig stoppen wie ein starker Gegner, der dem dreimaligen Europameister alles abverlangte. Für Deutschland heißt es: We move on. Wir sind weiter. Wir machen weiter.

Thomas Reinscheid