"Mister FC Bayern" Uli Hoeneß: Rückzug nach fast 50 erfolgreichen Jahren
Eine Ära geht zu Ende. Nach fast 50 Jahren als Spieler, Manager, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender zieht sich Uli Hoeneß (67) aus den Führungspositionen beim FC Bayern München zurück. Kein anderer hat im deutschen Fußball so viele Triumphe gefeiert wie Hoeneß.
"Über fünf Jahrzehnte hinweg war Uli Hoeneß ein fester und prägender Bestandteil der Bundesliga. Hier feierte er als Spieler, Sportmanager und Vereinspräsident Erfolge auf höchstem sportlichen Niveau und stand dabei immer auch medial im Fokus. Durch seinen Rückzug vom Präsidentenamt des FC Bayern München gewinnt Uli Hoeneß Zeit für seine Familie und Privates, das gönne ich ihm nach all den Jahren im Rampenlicht von Herzen", sagte Christian Seifert, Sprecher des DFL-Präsidiums.
Schon als Spieler alle großen Titel gewonnen
In seinen neun Jahren als Spieler beim FC Bayern München hatte der in Ulm geborene Uli Hoeneß, den die Fachpresse als "schnellsten Stürmer Europas" feierte, bereits alle großen Titel gewonnen - dreimal die Deutsche Meisterschaft gewonnen, einmal den DFB-Pokal, dreimal den Europapokal der Landesmeister, einmal den Weltpokal. Und mit der Nationalmannschaft war er Europameister (1972) und Weltmeister (1974) geworden.
Nachdem eine schwere Knieverletzung die überaus erfolgreiche Fußball-Karriere des damals erst 27-Jährigen frühzeitig beendet hatte, begann nach 250 Bundesliga-Spielen mit 86 Toren am 1. Mai 1979 Hoeneß' Laufbahn als Funktionär. Statt auf dem Rasen fand sich Hoeneß an der Säbener Straße im Büro von Vorgänger Robert Schwan wieder, der diese Position als erster überhaupt im deutschen Profifußball bekleidet hatte. Uli Hoeneß wurde jüngster Clubmanager der Bundesliga. Der erste Tag war schnell beendet, wie er später berichtete. "Ich habe ein bisschen rumtelefoniert, nach zwei Stunden bin ich nach Hause, weil es nichts mehr zu tun gab." Es war die Ruhe vor dem Sturm. Denn danach stürzte sich Hoeneß in die Arbeit, er hatte noch viel vor mit den "Roten" aus München.
Riesiger Anteil an Entwicklung der Weltmarke FCB
Deren beste Zeiten schienen zu seinem Amtsantritt vorbei zu sein. Franz Beckenbauer hatte sich in Richtung USA verabschiedet, Gerd Müller, Hans-Georg "Katsche" Schwarzenbeck und Hoeneß selbst waren weg, wenig später auch Sepp Maier – die Helden der frühen Siebziger. Die bis dato letzte Deutsche Meisterschaft lag bereits fünf Jahre zurück, der letzte DFB-Pokalsieg sogar acht, selbst der Glanz der drei Erfolge im Europapokal der Landesmeister war verblasst. Den FC Bayern, der damals lediglich ein paar Millionen Mark Umsatz machte und 20 Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle hatte, plagten zudem Schulden.
Heute sieht die Welt des FC Bayern völlig anders aus. Mehr als 1000 Angestellte sind für den FCB tätig, der Umsatz summiert sich auf mehrere Hundert Millionen Euro. Dazu kommt mit der Allianz Arena ein eigenes, hochmodernes Stadion. Die Bayern gehören zu den wohlhabendsten und wertvollsten Fußballclubs der Welt.
An all dem hat Uli Hoeneß einen riesigen Anteil. Denn es waren nicht zuletzt seine Visionen, die den Ende der siebziger Jahre schlingernden Verein zum führenden Club und Rekordmeister in Deutschland gemacht haben.
Unglaubliche Titelsammlung in seiner Ära
Gleich in seiner ersten Saison als Manager baute Hoeneß um Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner eine Spitzenmannschaft auf, die sofort zweimal in Folge Deutscher Meister wurde. Es war der Start für eine einmalige Titelsammlung. Bis heute haben die Bayern in der Ära des Managers, Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden Uli Hoeneß 22 Deutsche Meisterschaften und 13 DFB-Pokalsiege verbucht, je zweimal die UEFA Champions League, den Weltpokal und die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft gewonnen, dazu je einmal den UEFA-Pokal und den UEFA Super Cup sowie je sechsmal den Ligapokal und den deutschen Supercup.
Historische Daten zum FC Bayern München
Hoeneß war der Macher hinter all diesen Erfolgen. Er kombinierte die sportliche Expertise mit der finanziellen. Und er hatte brillante Ideen. "Ich sah meine wichtigste Aufgabe darin, Bayern unabhängiger von Zuschauereinnahmen zu machen. Als ich anfing, machten diese 85 Prozent des Umsatzes aus, jetzt sind es 18 bis 20 Prozent", sagt Hoeneß. Der Sohn eines Metzgermeisters, der nebenbei auch privat mit seiner Firma HoWe Wurstwaren enormes unternehmerisches Geschick bewies, führte den FCB finanziell in ganz neue Sphären. So setzte er etwa schon früh auf Merchandising – Trikots, Schals, Aufkleber oder Tassen mit Bayern-Logo erfreuen sich traditionell großer Beliebtheit. Zudem hatte er große Erfolge bei der Akquise von Sponsoren. Bereits als Spieler hatte er 1978 dem FCB einen Sponsorenvertrag mit Magirus-Deutz vermittelt. Heute wirbt der Club für zahlreiche Weltunternehmen, die zum Teil sogar an der FC Bayern AG beteiligt sind. Mit der Gründung dieser AG im Jahr 2002 und der Ernennung von Karl-Heinz Rummenigge zum Vorstandsvorsitzenden stießen die Bayern noch einmal in ganz andere wirtschaftliche Dimensionen vor.
Ein weiterer Coup war der Bau der Allianz Arena im Münchner Norden, den gerade Hoeneß stark vorantrieb. Rechtzeitig ein Jahr vor der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland fertiggestellt, gehört sie zu den modernsten und mit heute 75.024 Plätzen bei Bundesliga-Spielen größten Fußballstadien der Welt. Auf 340 Millionen Euro belief sich die Gesamtinvestition. Bereits nach neun Jahren hatte der FCB die Arena als alleiniger Besitzer komplett abbezahlt, 16 Jahre früher als geplant.
Polarisierende Persönlichkeit mit Weitblick
Doch die Person Uli Hoeneß ist weit mehr als seine unternehmerischen Meriten und sportlichen Erfolge. Kaum ein anderer Mensch hat rund um die Bundesliga in den vergangenen 40 Jahren so im Zentrum des medialen Interesses gestanden wie der heute 67-Jährige. Mit seinen emotionalen Auftritten und immer wieder auch Streitigkeiten mit den ärgsten Konkurrenten in der Bundesliga wusste Hoeneß immer zu polarisieren. Aber auch mit seinem Blick weit über den Tellerrand hinaus auf soziale Missstände hinzuweisen.
Gerade diese soziale Ader hat Hoeneß immer ausgezeichnet. Ob er Benefizspiele zugunsten in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratener Traditionsclubs organisierte, sich mit persönlichem Einsatz um ehemalige Mitspieler in Not kümmerte oder zu Spenden für Katastrophenopfer aufrief und sich auch selbst mit Millionenbeträgen beteiligte, der Mensch Uli Hoeneß hat stets auch an andere gedacht. Vor allem aber an seine Spieler, die er über all die Jahre wie eine Löwenmutter verteidigt und gegen Kritik von außen geschützt hat.
Eine der prägenden Personen der Bundesliga-Geschichte
Über 40 Jahre hat er nicht nur den FC Bayern zu einer Weltmarke gemacht, sondern mit seinem Engagement letztlich auch die Bundesliga immer weiter vorangetrieben und somit dazu beigetragen, sie auf ihr heutiges, hohes Niveau als eine der besten Fußballligen der Welt zu hieven. Beim Schritt in die Eigenständigkeit des Profifußballs gehörte Hoeneß Anfang des Jahrtausends zu den größten Befürwortern der Gründung von Ligaverband und DFL Deutsche Fußball Liga.
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Auch hat er sich immer wieder für den Solidarpakt im deutschen Profifußball, zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga, ausgesprochen. Ganz zweifellos gehört Uli Hoeneß zu den wichtigsten, prägendsten Personen der Bundesliga-Geschichte.
Von Tobias Schild
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