Nervenkrimi: Augsburg, Hertha, Arminia und Stuttgart kämpfen um den Klassenerhalt
Der Kampf um den Klassenerhalt wird zu einer echten Nervenschlacht. Noch zwei Spieltage stehen aus, und noch dürfen sich der FC Augsburg, Hertha BSC, der VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld Hoffnung auf den Bundesliga-Verbleib machen. Es wird ein enges Rennen, in dem bereits am kommenden Spieltag die ersten Entscheidungen fallen können.
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Für den FC Augsburg verlief der 32. Spieltag denkbar schlecht. Mit 1:4 verlor das Team von Trainer Markus Weinzierl zuhause gegen den 1. FC Köln, hat zwei Partien vor Ultimo sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationrang, auf dem der VfB Stuttgart (29) steht. Eine bittere, aber aufgrund der Stärke der "Geißböcke" in Summe gerechte Niederlage, die der Coach so kommentierte: "Es war die ersten zwölf Minuten unser Spiel. Der Doppelschlag hat uns das Genick gebrochen. Wir haben nicht mehr ins Spiel gefunden, da hat man auch die Klasse von Köln gesehen." Und doch könnten die Fuggerstädter zu den Profiteuren der Ereignisse auf den anderen Plätzen werden. Das 1:1 zwischen Bielefeld und Hertha dürfte die Augsburger gefreut haben, ebenso die Tatsache, dass Stuttgart lediglich ein 1:1 gegen Wolfsburg schaffte. Im Kampf um den Klassenerhalt hat der FCA von den vier Teams, die noch hoffen dürfen, die besten Chancen, sich rechtzeitig aus der Affäre zu ziehen.
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Selbstverständlich hätte Trainer Weinzierl den Bundesliga-Verbleib schon im Heimspiel gegen Köln dingfest gemacht: "Wir wollten aus eigener Kraft den Klassenerhalt schaffen und feiern. Das haben wir nicht geschafft, deshalb bin ich enttäuscht. Aber wir werden es noch schaffen." Der 47-Jährige fand, wie alle Beteiligten auch, dass es ein verdienter Sieg der Kölner gewesen war. Mittelfeldspieler Niklas Dorsch forderte deshalb eine ganz andere Vorstellung am kommenden Spieltag: "In Leipzig müssen wir definitiv ein anderes Gesicht zeigen. Dieses Spiel wollen wir wieder erfolgreich gestalten und auswärts den Klassenerhalt eintüten."
Augsburg reicht ein Punkt für den sicheren Klassenerhalt
Stürmer Florian Niederlechner, dem im Köln-Spiel lediglich der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:3 (73.) gelungen war, ergänzte: "Insgesamt waren wir zu ängstlich und müssen mutiger spielen. So dürfen wir nicht auftreten. Jetzt heißt es Mund abputzen und es nächste Woche in Leipzig besser zu machen, um den Klassenerhalt definitiv zu sichern." Ein Punkt reicht den Schwaben, dann sind sie frei von sämtlichen Abstiegssorgen. Gibt es in Leipzig nichts zu holen, muss im Heimspiel gegen bereits abgestiegene Fürther alles klargemacht werden. Die Weinzierl-Elf hat es selbst in der Hand.
Auch Hertha BSC kann es aus eigener Kraft schaffen
Luca Wollschläger war am Boden zerstört, doch sein Trainer warf sich schützend vor den 19-jährigen Angreifer. Nach dem 1:1 bei Arminia Bielfeld machte sich der Bundesliga-Debütant offenbar Vorwürfe, weil er an der größten Chance der Berliner beteiligt war, sie aber hatte liegen lassen. Hertha BSC führte auf der Alm nach dem Treffer Lucas Tousart (54.) mit 1:0, und alles sah danach aus, als würde die Alte Dame einen großen Schritt Richtung Bundesliga-Klassenerhalt gehen. Dann liefen Wollschläger und Maximilian Mittelstädt auf das Tor der Arminen zu, der Youngster legte einmal quer, rechnete wohl aber nicht mehr damit, dass der Verteidiger den Ball noch einmal zurückpassen würde. Wie auch immer: Die Chance war verpufft, und in der Nachspielzeit gelang Joakim Nilsson der 1:1-Ausgleich.
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"Ich habe keine Ahnung, warum er bedröppelt sein sollte", sagte Trainer Magath und lobte den Debütanten: "Mit seiner Leistung war ich sowas von zufrieden, das können Sie sich gar nicht vorstellen." Auch Routinier Kevin-Prince Boateng nahm das unglückliche Duo aus der Schusslinie: "Es gibt keinen Vorwurf an einen Spieler. Die Jungs werden genug über diese Szene nachdenken."
Hertha-Trainer Magath: "Die Ausgangslage ist unverändert"
Niemand aus dem Lager der Berliner wollte sich länger mit verpassten oder nicht genutzten Chancen aufhalten. Im Gegenteil: Unmittelbar nach dem Abpfiff ging der Blick gleich wieder nach vorn und auf die verbleibenden Partien gegen Mainz und in Dortmund. "Schade, dass wir den Sack nicht zugemacht und den Matchball aus der Hand gegeben haben. Das können wir nun aber gegen Mainz tun. Die Ausgangssituation ist unverändert – wir haben es in der eigenen Hand", kommentierte Magath, unter dem Hertha erstmals remis gespielt hatte.
Dass die Ostwestfalen in letzter Sekunde noch zum Ausgleich gekommen waren, ging für den Coach sogar in Ordnung: "Das Publikum pusht die Mannschaft nach vorne und mit großem Enthusiasmus und Einsatz hat Arminia einen gerechten Endstand erzielt. Ich bin zufrieden mit unserer Leistung. Jetzt geht es noch zwei Spiele weiter."
"Irgendwie fühlt sich der Punkt nicht so gut an"
Während Hertha den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen kann, ist der VfB Stuttgart auf Schützenhilfe angewiesen. Die Schwaben stehen auf dem Relegationsplatz, haben 29 Zähler und damit vier weniger als Hertha (33). Immerhin: Die jüngere Historie des Clubs gibt Hoffnung. In der Saison 2014/15 stand der VfB ab dem 20. Spieltag auf einem Abstiegsplatz, befreite sich aber in den letzten beiden Partien und sicherten sich so den Klassenerhalt. Damals hatte es aber noch Erfolge gegen Mainz und Hamburg gegeben, am letzten Spieltag schlugen die Stuttgarter Paderborn und machten so alles klar. In dieser Saison hingegen gab es vor dem Schlussspurt lediglich einen Teilerfolg, wie Angreifer Sasa Kalajdzic nach dem 1:1 gegen den VfL Wolfsburg anmerkte: "Wir haben alles gegeben, haben gearbeitet, auch für die Fans, die heute wieder super waren. Das ist auch das Mindeste, was man von uns verlangen kann. Aber irgendwie fühlt sich der Punkt nicht so gut an."
Das Restprogramm der Bundesliga
In der 89. Minute war Chris Führich der 1:1-Ausgleich gelungen, nachdem John Brooks in der 13. Minute früh für Wolfsburg getroffen hatte. "Wenn man am Schluss noch ein Tor schießt und so das Unentschieden holt, ist das immer gut für die Moral. Aber in unserer Situation ist der Punkt zu wenig", bilanzierte Kalajdzic. VfB-Sportdirektor Sven Mislintat gab sich dennoch froh und optimistisch für den Endspurt: "Wir haben eine gute zweite Halbzeit gespielt und sind froh, dass wir uns noch mit einem hochverdienten Punkt belohnt haben. Es beweist die Einstellung der Truppe, dass sie sich zurückkämpft."
Wie gut das Erlebnis für die Moral war, wird sich an den kommenden beiden Spieltagen zeigen. Zunächst ist Stuttgart beim Deutschen Meister FC Bayern München zu Gast. Anschließend geht es gegen den 1. FC Köln, der um den Einzug in den Europapokal kämpft. Trainer Pellegrino Matarazzo: "Wir haben uns den Mut und die Entschlossenheit erarbeiten müssen im Laufe des Spiels. Der Ausgleich war verdient. Nur ein Punkt, das tut ein bisschen weh, aber wir machen weiter und versuchen, in München anzugreifen." Zur Motivation dürfte ein Blick auf die Vereinsgeschichte helfen.
Später Ausgleich lässt Bielefeld an das große Ziel glauben
Mit einem Auge schauten Trainer Marco Kostmann, Torschütze Joakim Nilsson und Routinier Gonzalo Castro schon auf die anderen Plätze. Gerade hatte Arminia Bielefeld vor eigenem Publikum das 1:1 gegen Hertha BSC erzielt und somit die Chance auf den Klassenerhalt gewahrt. "Wenn man auf die anderen Ergebnisse guckt, kann das noch wertvoll sein. Vor allem das Zustandekommen am Ende war typisch Arminia. Das Publikum hat uns zu diesem Punkt getragen", bemerkte der Coach, für den vor allem das 1:1 des VfB Stuttgart gegen Wolfsburg interessant war. Castro wiederum hofft bereits jetzt auf Schützenhilfe von der Tabellenspitze: " Ich glaube immer noch fest an den Klassenerhalt, die Jungs glauben an sich. Am Freitag in Bochum können wir einen Riesenschritt machen, Stuttgart muss nach München."
Die besten Zahlen aus 2000 Bundesliga-Spieltagen
Nilsson, umjubelter Mann in der Nachspielzeit und Garant für das 1:1 im Duell mit dem direkten Konkurrenten aus Berlin, erinnerte sich an das Hinspiel gegen den VfL, das die Ostwestfalen mit 2:0 gewannen: "Es war vielleicht nicht unser bestes Spiel, aber wir haben hart gekämpft und das müssen wir auch im nächsten Spiel bringen. Daher sind wir selbstbewusst, dass wir auch dort etwas reißen können. Positiv stimmt mich zudem unsere Kämpfermentalität, die wir gezeigt haben."
Die wird noch zweimal gefragt sein. Einmal im bereits erwähnten Auswärtsspiel an der Castroper Straße, wo seit dem geschafften Klassenerhalt seit Samstag Volksfeststimmung herrscht. Und schließlich im Heimspiel gegen RB Leipzig. "Wir freuen uns auf die nächsten Spiele und werden weiter alles reinhauen!"
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