Manuel Neuer vom FC Bayern München: Immer noch Weltklasse
Köln - Im vergangenen Herbst mehrten sich die Stimmen, die großen Zeiten des viermaligen Welttorhüters Manuel Neuer könnten langsam vorbei sein. Doch der Keeper des FC Bayern München bewies zum Ende der Saison noch einmal eindrucksvoll, dass er auf der Torhüter-Position noch immer das Maß aller Dinge ist.
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Es lief die 48. Minute im DFB-Pokalfinale zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München als Emil Forsberg plötzlich alleine auf das Bayern-Tor zulief und nur noch zum 1:1 Ausgleich einschieben musste. Sein durchaus platzierte Schuss fand aber nicht den Weg ins Tor. Manuel Neuer wehrte den Ball mit einer phänomenalen Parade ab, zuerst per Fuß, schließlich noch mit dem Arm. Eine Abwehr, zu der lediglich die besten Schlussmänner auf diesem Planeten in der Lage sind. Bereits nach elf Minuten hatte Neuer in der frühen Leipziger Druckphase eine Kopfball von Angreifer Yussuf Poulsen sensationell vereitelt. "Wenn er nicht so einen Tag gehabt, wäre das Spiel wohl auch nicht so ausgegangen", urteilte Poulsen nach der Partie.
Mit anderen Worten: Der Double-Gewinn des FC Bayern geht in dieser Saison - zumindest was das Pokalfinale betrifft - zu großen Teilen auf das Konto Neuers. Dabei hatten viele Experten den 33-Jährigen schon angezählt. Ungewöhmlich verletzungsanfällig war Neuer in den letzten Jahren geworden: Ein Mittelfußbruch kostete ihn nahezu die gesamte Saison 2017/18. Als er schließlich wieder fit war, zeigte er im Herbst des vergangenen Jahres einige Schwächen, die zu Gegentoren führten, wohingegen Glanzparaden nur noch selten zu sehen waren. Als beim Rekordmeister dann mächtig Sand im Getriebe war und Borussia Dortmund in der Tabelle bisweilen auf neun Punkte davon geeilt war, hatte Neuer in der Statistik zeitweise mehr Gegentreffer als gehaltene Bälle aufzuweisen. Der Tiefpunkt: Im Klassiker-Hinspiel gegen den BVB verschuldete er schließlich auch noch einen Elfmeter gegen Marco Reus, der mitentscheidend für die Niederlage gegen den direkten Konkurrenten war. Kein Wunder, wurden auch die Stimmen lauter, die den bisweilen überragenden Marc-Andre ter Stegen vom FC Barcelona als Nummer eins im Tor der Nationalmannschaft forderten.
"An ihm ging das auch nicht ganz spurlos vorbei, was geschrieben wurde", sagte Mats Hummels im Anschluss an das DFB-Pokalfinale. Doch Neuer, alles andere als ein Dampfplauderer, fand sich langsam wieder in die Spur. Keine Giftpfeile gegen seine Kritiker, keine Krise, die der siebenmalig Deutsche Meister, der Weltmeister und Champions League-Sieger und der jetzt auch fünffache Pokalsieger nicht meistern könnte. Die Bayern fanden langsam auch dank Neuer wieder zu alter Stärke zurück und nutzen im Frühjahr die Schwächephase von Borussia Dortmund zu einer imposanten Aufholjagd.
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Neuer kassierte in der Bundesliga letztlich nur 23 Gegentreffern und hielt elf Mal seinen Kasten sauber. Am 28. Spieltag stand er beim 5:0-Kantersieg im Klassiker gegen Dortmund noch im Kasten. Es war jenes Spiel, als der Rekordmeister endgültig in der Tabelle am BVB vorbeizog und den Platz an der Spitze bis zum letzten Spieltag nicht mehr hergeben sollte.Schon eine Woche später folgte dann der erneute Rückschlag: Mit Wadenproblemen musste Neuer am 29. Spieltag ausgewechselt werden - das frühzeitige Saisonaus.
Umso erstaunlicher, dass der Keeper nach nahezu zwei Monaten Pause schließlich in der Startelf beim so wichtigen DFB-Pokalfinale zu finden war. "Die Mannschaft vertraut mir, der Trainer vertraut mir. Ich war vom Kopf her bereit", sagte Neuer im Anschluss. Dass er dabei eines seiner vielleicht besten Spieler seiner großen Karriere zeigen würde, ließ all jene Kritker verstummen, die ihn bereits im Spätherbst seiner Laufbahn sahen. "Wir hatten im Tor einen Giganten stehen, der zu Recht das Tor der Nationalmannschaft hütet", sagte Karl-Heinz Rummenigge nach der Partie. Franck Ribery ließ es sich selbst auf der Feier am kommenden Tag am Münchner Marienplatz nicht nehmen, den Schlussmann zu huldigen: "Manuel Neuer ist für mich die Nummer eins der Welt, der beste Torwart."
Doch Neuer, bescheiden wie eh und je in seinem Auftreten, verzichtete auf große Worte und wollte den Fokus ohnehin nicht allzu sehr auf sich selbst lenken: In der Mixed-Zone nach dem Pokalfinale trug er stattdessen das Trikot seines Kumpels Rafinha huldigend durch die Gegend. Der Brasilianer satnd zum letzten Mal im Bayern-Aufgebot. Seine Antwort gab Neuer bereits zuvor mit Weltklasse-Paraden auf dem Platz. Und davon werden wir in Zukunft gewiss noch viele sehen.