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Zum ersten Mal seit 20 Jahren teilen sich zwei Spieler die Ehre des Torschützenkönigs - © DFL
Zum ersten Mal seit 20 Jahren teilen sich zwei Spieler die Ehre des Torschützenkönigs - © DFL
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Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku: Zwei Top-Torjäger mit unterschiedlichen Profilen

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Die Saison 2022/23 brachte zahlreiche dramatische Entscheidungen in letzter Minute. Meisterschaft, Champions League, Platz 6, Abstieg - überall war es spannend bis zur letzten Sekunde. Das galt auch für das Rennen um die Torjägerkanone, das ebenfalls erst in der Nachspielzeit entschieden wurde. Mit seinem Treffer in der 95. Minute gegen den FC Schalke zog Christopher Nkunku noch mit Niclas Füllkrug gleich und sorgte für die erste geteilte Torjägerkanone seit der Saison 2002/03.

Die Kollegen des "Kicker" waren vorbereitet und hatten für alle Kandidaten auf die Torjägerkanone vor dem 34. Spieltag eine Trophäe angefertigt. Und es waren einige Spieler, die sich im Saisonfinale noch die Krone aufsetzen wollten. Niclas Füllkrug ging mit zwei Treffern Vorsprung in den letzten Spieltag, aber Serge Gnabry, Vincenzo Grifo, Randal Kolo Muani und Christopher Nkunku waren jeweils nur einen Doppelpack vom Bremer Angreifer entfernt.

Grifo und Kolo Muani schraubten ihr Konto immerhin noch auf 15 Treffer. Nkunku wiederum schloss mit einem ebenso eleganten wie zielführenden Lupfer in der Nachspielzeit noch zum deutschen Nationalspieler auf. Das Tor steht sinnbildlich für die Qualitäten des Franzosen: Kaum ein Spieler in der Bundesliga setzt seine spielerische Leichtigkeit so effizient ein wie der 25-Jährige, der für seine 16 Tore lediglich 25 Einsätze benötigte. Ein Außenbandriss im Knie bedeutete nicht nur das WM-Aus für den französischen Nationalspieler, sondern er verpasste auch die ersten fünf Partien nach der Winterpause. Drei Spieltage später gab es den nächsten Rückschlag und Nkunku musste mit einem Muskelfaserriss vier weitere Partien pausieren. Mit vier Treffern an den letzten fünf Spieltagen schoss er sich dennoch nach ganz oben.

Robust und filigran zugleich

Schon in der Vorsaison hatte Domenico Tedesco den offensiven Mittelfeldspieler erfolgreich zum Stürmer umgeschult und auch Marco Rose setzte den Rechtsfuß zumeist in vorderster Front ein. Trotz seiner Größe von 1,75 Metern weiß sich der Edeltechniker von RB Leipzig auch körperlich gegen die Verteidiger der Bundesliga durchzusetzen und ist auch in der Luft gefährlich. Immerhin zwei Mal war er per Kopf erfolgreich. Nkunku ist zudem bei Kontern extrem gefährlich: Seit Sommer 2021 hat er nach schnellen Gegenangriffen sieben Treffer erzielt. Neben seinen Verletzungen gab es in dieser Saison einen weiteren Grund, warum er seine Ausbeute von 20 Toren aus der Vorsaison nicht erreichte: Gleich vier Mal scheiterte der in Lagny-sur-Marne in Nordfrankreich geborene Franzose mit kongolesischen Wurzeln am Aluminium. Trotzdem steht am Ende einer Saison mit persönlichen Rückschlägen die Torjägerkanone.

Fragen und Antworten – hier geht‘s zum Bundesliga-FAQ

Mit persönlichen Rückschlägen kennt sich auch Niclas Füllkrug bestens aus. Der Bremer Torjäger schien nach unzähligen schweren Knieverletzung nach dem Werder-Abstieg 2021 auf dem sportlichen Abstellgleis. Hinter Sommertransfer Marvin Ducksch war er nur noch Joker und nach einem Disput mit Clemens Fritz wurde er kurzzeitig sogar suspendiert. Es folgte eine fast beispiellose sportliche Auferstehung, die den bulligen Stürmer bis zur WM und zur Torjägerkanone führte. Die Systemumstellung auf zwei Angreifer noch unter Markus Anfang, die Ole Werner später weiterführte, war ein Schlüsselmoment auf dem Weg zurück zu alter Form. Gemeinsam mit Sturmpartner Ducksch schoss Füllkrug Werder erst zurück in die Bundesliga und dann zu einem nie ernsthaft gefährdeten Klassenerhalt.

Füllkrug äußerst effizient im Abschluss

Dabei zeichnen Füllkrug nicht nur seine Qualitäten im Strafraum, sondern auch seine Übersicht, die Ruhe am Ball und auch seine Torgefahr aus der Distanz aus. Gleich den ersten Treffer der Saison in Wolfsburg erzielte er aus knapp 20 Metern Entfernung. Der Werder-Stürmer zeigte über die gesamte Spielzeit außergewöhnliche Abschlussqualitäten. Füllkrug kommt auf einen summierten xGoals-Wert von knapp 13 und erzielte 16 Tore - seine Abschluss-Effizienz von +3,4 war eine der besten in der Bundesliga.

Die Torjägerliste

Während Nkunku der erste Leipziger Torschützenkönig der Historie ist, tritt Füllkrug in die Fußstapfen von Rudi Völler (23 Treffer 1982/83), Mario Basler (20 Treffer 1994/95, gleichauf mit Heiko Herrlich), Ailton (28 Treffer 2003/04) und Miroslav Klose (25 Treffer 2005/06). Er ist der fünfte Torschützenkönig aus der Hansestadt. Auch Füllkrug verpasste sechs Partien und damit ein eventuell besseres Ergebnis. Zumal er an den letzten beiden Spieltagen zwar auflaufen konnte, aber nach fünf Spielen Pause mit Wadenproblemen noch nicht auf dem zuvor gezeigten Niveau agierte.

So teilen sich zwei völlig unterschiedliche Stürmertypen die Ehre des Torschützenkönigs und ein Duo liegt nur einen Treffer dahinter. Insgesamt trafen sogar 18 Spieler in dieser Saison zweistellig. In der Vergangenheit hatten die Torschützenkönige zwar mehr Treffer, aber selten war das Rennen um die Kanone so spannend wie in dieser verrückten Saison 2022/23.