Pep Guardiola vs. Thomas Tuchel: Ein Taktik-Battle mit Vorgeschichte
Etwa drei Wochen nach seinem Amtsantritt als Trainer des FC Bayern München wartet auf Thomas Tuchel ein echte Herausforderung: Manchester City und Startrainer Pep Guardiola reisen zum Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League zum FCB . Guardiola gegen Tuchel - das ist ein Taktik-Battle mit großer Vorgeschichte.
Und die ist lang – bereits elf Aufeinandertreffen zwischen Thomas Tuchel und Pep Guardiola gab es in Pflichtspielen. Dabei startete vor allem Guardiola erfolgreich – als Trainer des FC Bayern München besiegte er Tuchels 1. FSV Mainz 05 in der Saison 2013/14 in beiden Duellen. Nach Tuchels Wechsel zu Borussia Dortmund änderte sich das nicht: Zwei Siege und ein Unentschieden verbuchte Guardiola. Das wichtigste Spiel darunter dürfte ein 4:3-Finalsieg im DFB-Pokal 2016 gewesen sein.
Doch dann pausierte das Duell und nahm erst wieder Fahrt auf, als Thomas Tuchel sich dem FC Chelsea anschloss. Im britischen FA Cup schlug er im Halbfinale Peps Manchester City mit 1:0. Auch die zwei folgenden Spiele entschied der heutige Bayern-Coach für sich: Ein 2:1-Sieg in der Premier League und vor allem der 1:0-Finaltriumph Chelseas in der Champions League zeichnen eine Dominanz Tuchels. Doch in der Folgesaison wurde sie gebrochen: Beide Duelle in der Premier-League-Saison 2021/22 gingen an Guardiola, der auch das Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale mit seinen "Cityzens" mit 3:0 für sich entscheiden konnte. Nun gibt es im Rückspiel am 19. April die nächste Runde im Taktik-Battle.
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Pep Guardiola: Der Taktik-Meister bei Manchester City
Er ist zweimaliger Champions-League-Sieger, dreimaliger FIFA-Klub-Weltmeister, hat zehn nationale Meisterschaftstitel geholt (4x Premier League, 3x Bundesliga, 3x La Liga) und sammelte zusätzlich 17 weitere Pokal-Titel ein. Pep Guardiola ist einer der besten Trainer aller Zeiten – und stellt das jede Saison wieder unter Beweis.
Dabei arbeitet der Fußballlehrer auch auf taktischer Ebene sehr fokussiert und versucht in jedem Spiel, seiner Mannschaft durch intensive Vorbereitung und die taktische Einstellung einen Vorteil zu verschaffen. Dabei wird ihm häufiger vorgeworfen, er würde sich "vercoachen", weil er so viel ändere, obwohl es zuvor gut lief. Doch die Wahrheit ist: Bei Pep Guardiola ist kein Spiel gleich. Zu jedem Duell entwickelt er einen neuen Plan – und es fällt vor allem auf, wenn er verliert.
Nicht wenige taktische Trends der vergangenen zehn Jahre wurden von Guardiola maßgeblich mitgeprägt. Einer lässt sich beim FC Bayern derzeit ebenfalls sehen: Der von Manchester City ausgeliehene Joao Cancelo agiert als Linksverteidiger und zieht von dort sehr oft ins zentrale Mittelfeld, so auch in der zweiten Halbzeit gegen den Sport-Club Freiburg im DFB-Pokal. Eine taktische Idee, die sich maßgeblich auf den City-Trainer zurückführen lässt. Aktuell agiert Guardiola wieder in ähnlicher Form.
DFB-Pokal: Freiburg schafft die Sensation gegen Bayern
In den vergangenen vier Pflichtspielen (Leipzig, Burnley, Liverpool, Sothampton) stellte Pep Guardiola eine Dreierkette auf – ein vierter Verteidiger (John Stones oder Rico Lewis) agierte fest im zentralen Mittelfeld. So konnte er in die Abwehrkette zurückfallen und die Viererkette auffüllen, wenn es notwendig war. Davor agierten eine sehr offensiv ausgerichtete Viererkette und ein Mittelstürmer.
In diesem offensivstarken 3-2-4-1 eroberte sich Guardiola die komplette Dominanz im Spielaufbau und zog die gegnerische Verteidigung nur so auseinander. Selbst gegen Jürgen Klopps Liverpool hatten die "Citizens" starke 68 Ballbesitz und dominierten die Partie: 17:4 Torschüsse sorgten für einen ungefährdeten 4:1-Sieg Guardiolas. Wenn Tuchel hier gewinnen möchte, muss er sich einen guten Plan für Manchester Citys Strukturen überlegen.
Thomas Tuchel: Der erste Plan beim FC Bayern geht schief
Der FC Bayern München wird mit etwas Wut im Bauch nach Manchester reisen. Denn im DFB-Pokal-Viertelfinale schied Thomas Tuchels Mannschaft mit 1:2 gegen Freiburg aus. Dabei klappte einiges nicht, was bei Tuchels Debüt im Klassiker noch deutlich besser lief.
Tuchels Mannschaft agierte von Beginn an mit einer flachen Viererkette im Spielaufbau und Joshua Kimmich als einzigem Sechser davor. Gegen Dortmund spielte Leroy Sané als Rechtsaußen und fiel immer wieder ins zentrale Mittelfeld neben Leon Goretzka zurück. Gegen Freiburg spielte Sané als Breitengeber links und Thomas Müller übernahm die abfallende Rolle aus dem Zentrum. Weil dieser nicht mehr wie gegen den BVB rechts in die Breite stoßen konnte, spielte dort Kingsley Coman.
"Taktik-T-Rex" Thomas Tuchel beim FC Bayern München
Doch dieser Plan ging schief! Christian Streich hatte einen klaren taktischen Plan dagegen: "Wir gehen mit einem 4-4-2 ins Spiel und wollen versuchen, Kimmich mit den zwei Stürmer zu zu kriegen", verriet der Coach bereits vor dem Duell – und es klappte. Tuchel reagierte später darauf – und das lief eigentlich gut. Joao Cancelo agierte, wie schon unter Pep Guardiola, als zweiter Aufbauspieler im Mittelfeldzentrum, sodass Bayern eine 3-2-Aufbaustruktur spielte.
Hier bekam Cancelo immer wieder Räume – und dass diese Strategie nicht zum Erfolg führte, ist auf die disziplinierte Abwehrarbeit des SCF zurückzuführen. Doch Guardiola wird mit Sicherheit anders spielen. Offensiver, aktiver. Und Thomas Tuchel bewies in der Vergangenheit, dass er damit umgehen und klare Pläne dagegen entwickeln kann. Im Champions-League-Finale 2021 setzte er auf ein tiefes 5-2-3 und machte Guardiola vor allem im Umschalten Probleme – ein Plan, der auch jetzt wieder möglich wäre. Auch auf die Pokalniederlage gegen Freiburg fand er die richtige Antwort: Im Breisgau konnten die Münchner am Samstag dann mit 1:0 gewinnen.
Denn Citys fünf Offensivspieler ließen sich mit einer Fünferkette gut verteidigen – und im eigenen Ballbesitz könnte Tuchels FC Bayern sich wieder in altbekannte Muster verschieben. Cancelo könnte beispielsweise ins Zentrum ziehen, wenn er als Rechtsverteidiger startet. Alphonso Davies besitzt das Tempo, um im Angriff als Linksaußen zu spielen. Dann wäre Tuchels 3-2-Aufbaustruktur einfach wiederhergestellt - bleibt Cancelo flacher, ist es das gespielte 4-1 - gegen den Ball steht der FCB aber defensiv sicherer.
Pep Guardiola vs. Thomas Tuchel: Das Duell der Taktik-Meister
Beide Trainer sind sehr dafür bekannt, sich einen konkreten Plan für jedes Duell zu überlegen und sich immer wieder anzupassen. Im Champions-League-Finale 2021 setzte Guardiola auf Ilkay Gündogan als "falsche Sechs" im Spielaufbau - ein Schachzug, der ihm auf die Füße fiel und den Titel kostete. Thomas Tuchel agierte clever im tiefen Spiel, ließ Guardiolas Mannschaft kommen und konterte sie aus.
Es wird spannend sein, ob Manchester City im aktuell gespielten 3-2-4-1 aufläuft oder Pep Guardiola sich für dieses Duell noch einmal etwas Besonderes ausdenkt. In den Premier-League-Duellen 2021/22 setzte der Ex-Coach der Bayern jedes Mal auf ein 4-3-3. Obwohl Cancelo als Linksverteidiger spielte, rückte er in beiden Spielen kaum ins Zentrum ein. Offenbar eine klare taktische Anweisung Guardiolas, um Tuchel zu knacken.
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Es dürfte vor allem darauf ankommen, ob es die Bayern schaffen, trotz des Drucks, mindestens drei Tore erzielen zu müssen, die defensive Stabilität aufrechtzuerhalten. Denn bei Tuchels drei Siegen in Folge war vor allem eine Gemeinsamkeit auffällig: Guardiola spielte jedes Mal recht offensiv - und Tuchel fand taktische Lücken für seine Mannschaft, um diese Spielausrichtung zu bestrafen. Obwohl Manchester City als Favorit ins Rennen geht, müssen sie sich in Acht nehmen: Thomas Tuchel weiß, wie man Pep Guardiola schlägt – und er wird es seinen Bayern beibringen.
Niklas Staiger
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