Zirkustrick und Weiser: Der perfekte Werder-Nachmittag in München
Einen Moment musste man fast Angst um die Gesundheit von Michael Zetterer haben. Der Torhüter des SV Werder Bremen hatte in der Schlussphase in München gerade das Kunststück fertiggebracht, einen Kopfball von Mathys Tel aus kürzester Distanz gleich zweimal an den Pfosten zu lenken - erst mit der rechten, dann noch mit der linken Hand. Als Dank für diesen Zirkustrick wurde der gebürtige Münchner von Anthony Jung, Marco Friedl und Niklas Stark wild angegangen. Nur weil die Bayern den anschließenden Einwurf schnell ausführten, ließ die Bremer Dreierkette ihren Schlussmann wieder los. Wenig später tanzten die Bremer nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Marco Fritz ausgelassen über den Rasen.
Der Auswärtssieg beim Rekordmeister war in vielerlei Hinsicht erstaunlich, aber bemerkenswert war vor allem, dass die Bremer bis auf den Doppelpfosten kurz vor Schluss kaum wirklich brenzlige Situationen zu überstehen hatten. Das Tuchel-Team feuerte zwar 21 Torschüsse ab, generierte damit aber lediglich einen xGoals-Wert von 1,52 – der niedrigste Münchner Wert in dieser Saison. "Der Matchplan ist das Eine, aber wichtig ist, wie man reagiert, wenn mal etwas nicht funktioniert. Wenn einer im Eins-gegen-eins geschlagen war, war der nächste da", lobte Trainer Ole Werner vor allem den Teamgeist seiner Mannschaft, die es immer wieder schaffte, den letzten gefährlichen Pass zu unterbinden.
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Zurückgenommenes Tor als Vorteil?
Dabei hätten die Bremer nach einer halben Stunde durchaus hadern können, denn zunächst hatte Jens Stage die frühe Führung auf dem Fuß und dann wurde der vermeintliche Führungstreffer von Justin Njinmah nach herausragendem Zuspiel von Romano Schmid nach Eingriff des Video-Assistenten zurecht zurückgenommen. Werder Bremen warf das an diesem Sonntagnachmittag nicht aus der Bahn. Im Nachhinein konnte Niklas Stark, der in München seinem Namen alle Ehre machte, der Situation sogar etwas Positives abgewinnen: "Ich weiß auch, wenn man hier zu früh ein Tor schießt, ist das auch nicht unbedingt immer gut", sagte der Innenverteidiger mit einem Lächeln.
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Das goldene Tor gelang Mitchell Weiser nach feinem Solo gegen Alphonso Davies dann genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Bremer Flügelspieler wurde nach dem Abpfiff unisono als Spieler des Spiels ausgemacht, lobte aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht die gesamte Mannschaftsleistung. "Ich war durchgehend stolz auf die Jungs", befand der 29-Jährige, der aber auch auf die wechselhaften Bremer Leistungen der bisherigen Saison hinwies und die positive Energie von München nun als Maßstab nehmen möchte. "Ich hoffe, dass wir das in der Rückrunde konstant zeigen können", so Weiser.
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Werder beendet zwei Münchner Rekordserien
Nach der Rekordserie von 32 Pflichtspielen ohne Sieg gegen den FC Bayern spürten die Bremer schon früh, dass es diesmal klappen könnte. "Das war eine brutale Stimmung auf dem Platz - intern und auch von außen. Man hat schon gemerkt, dass es ein besonderes Spiel werden kann", erklärte Michael Zetterer, der am Sonntagnachmittag schaffte, was zuvor in der Bundesliga 65 Mal in Folge keinem Gästekeeper in München gelungen war: die Null zu halten. Es war die zweite Rekordserie, die durch das Bremer 1:0 ein Ende fand. Da sind die Fakten, dass die Bremer den ersten Auswärtssieg seit neun Monaten feierten und Bayern erstmals in dieser Spielzeit zuhause verlor, fast Randnotizen.
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Wichtiger aus Bremer Sicht sind ohnehin die drei Punkte, die derzeit einen beruhigenden Neun-Punkte-Abstand auf den Relegationsplatz bescheren. Eine sorgenfreie Saison scheint in Reichweite. Gesorgt hat dafür der jüngste Trend mit nun fünf ungeschlagenen Spielen in Serie (zwei Siege, drei Remis). Ole Werner wies zudem darauf hin, dass von den letzten zehn Begegnungen nur zwei verloren wurden. Und tatsächlich holten die Hanseaten in diesem Zeitraum mehr Punkte als Dortmund oder Stuttgart und haben in der Formtabelle der letzten zehn Partien lediglich zwei Punkte Rückstand auf die in diesem Zeitraum drittplatzierten Leipziger.
Auch der Betreuerstab liefert ab
Trotz des starken Auftritts der in München ohne die gesperrten Marvin Ducksch und Leonardo Bittencourt angetretenen Bremer war Niklas Stark in der Mixed Zone zum Abschluss seines Interviews mit dem Bremer Club-TV nicht ganz sorgenfrei. “Hoffentlich gibt es paar Bierchen in der Kabine”, so der 28-Jährige, der aber auch in dieser Szene nicht von seinem Team enttäuscht wurde. Ein Mitarbeiter aus dem Betreuerstab war bereits ausgeschwärmt und hatte für den gekühlten Siegestrunk gesorgt. An diesem Nachmittag gab es einfach keine Schwachstellen beim SV Werder.
Florian Reinecke
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