Taktik-Analyse: Passkönig Florian Wirtz und Stoßstürmer Victor Boniface verzaubern die Bundesliga
Bayer 04 Leverkusen spielt bislang eine herausragende Saison. In einem starken Kollektiv hat ein ganz besonderes Duo besonders geglänzt: Passkönig Florian Wirtz und Stoßstürmer Victor Boniface haben die Bundesliga verzaubert.
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Bayer 04 Leverkusen hat mit Superyoungster Florian Wirtz ohnehin einen ganz besonderen Zauberer im Team. Doch mit Victor Boniface verpflichtete die Werkself im vergangenen Sommer einen Stoßstürmer, der sich mit Wirtz perfekt ergänzt und in der Hinrunde ein ganz besonderes Tandem gebildet hat.
Dabei ist der Nigerianer eine echte Sturmkante. Er ist bullig und durchsetzungsfähig. Damit kann er steile Anspiele perfekt festmachen und zu seinen Spielmachern weiterleiten - einer davon ist Wirtz. Doch Wirtz ist nicht nur Spielmacher, er schießt auch gerne aufs Tor. Kein Wunder also, dass Boniface immer wieder Tore von Wirtz auflegt - die letzten drei Treffer des Youngsters wurden alle von Boniface vorbereitet.
Eine Szene, die das Zusammenspiel besonders verdeutlicht, gab es im Duell gegen Eintracht Frankfurt: Leverkusen eroberte tief den Ball und befreite sich über einen Steilpass zu Boniface aus dem Druck. Der Stoßstürmer behauptete unter engem Druck von Robin Koch den Ball, drehte auf und schickte Wirtz in die Tiefe. Der Youngster setzte sich im Laufduell gegen Tuta durch und netzte ein.
Boniface besitzt Schnelligkeit und Finesse
Doch Victor Boniface ist nicht nur eine Sturmkante - er ist auch läuferisch extrem stark. Zwar ist er mit 32,93 km/h Spitzengeschwindigkeit (Bundesliga Platz 161) kein Hochgeschwindigkeits-Sprinter, doch er besitzt eine gute Antritts-Schnelligkeit und ist dadurch sehr beweglich. Besonders aufgrund seiner Physis ist seine Beschleunigung ein ganz besonderes Element, das Leverkusen aktiv nutzt, um sich Torchancen zu erarbeiten.
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Dadurch ist Boniface ein guter Dribbler und das weiß er. Mit 53 versuchten Dribblings liegt der Nigerianer ligaweit auf Platz zwei - nur Leroy Sané dribbelte häufiger als Leverkusens Mittelstürmer. Dabei hat er eine starke Erfolgsquote von 64,2 Prozent. Dass Boniface so häufig in Dribblings gehen kann, liegt auch an seinen Mitspielern. Immer wieder ziehen Wirtz und Co. Abwehrspieler auf sich und schicken Boniface dann ins Eins-gegen-Eins. So auch in der folgenden Szene gegen den 1. FC Heidenheim 1846: Wirtz wird im Zwischenraum angespielt und vom Verteidiger angelaufen. Boniface, der sich aktuell seitlich links aufhält, kommt dadurch ins direkte Duell mit dem rechten Innenverteidiger Patrick Mainka, den er ausdribbelt, in den Strafraum eindringt und abschließt.
Steckpasskönig Wirtz befreit Boniface
Doch häufig muss Boniface gar keine Dribblings mehr durchführen, um in Abschlusspositionen zu kommen. Mit Florian Wirtz hat er nämlich den Meister der Steckpässe an seiner Seite. Die Leverkusener sind ohnehin richtig stark in Sachen Pass-Effizienz, doch vor allem Wirtz versucht immer wieder richtig schwierige Pässe - 285 davon spielte er bereits und brachte starke 63 Prozent an den Mann.
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Das nutzt die Mannschaft von Xabi Alonso extrem clever. Immer wieder positioniert sich Boniface etwas seitlich an seinem Gegenspiele, blockt diesen mit seinem Körper und öffnet somit Lücken für Wirtz' Steckpässe. Mit seiner starken Antrittsgeschwindigkeit schüttelt er seine Verteidiger ab und erläuft die Bälle hinter der Kette. Dann kann er frei abschließen.
Beispiele dafür gibt es in nahezu jedem Spiel der Werkself zu sehen. Sehr gut zu sehen war dieses Element aber auch in Verbindung mit Wirtz' gutem Positionsspiel zwischen den Ketten und seiner Ruhe am Ball am 16. Spieltag gegen den VfL Bochum 1848: Wirtz wird zwischen den Ketten angespielt, wo er sich etwas abgesetzt hat. Deshalb kann er aufdrehen und Boniface, der zuvor etwas tiefer stand, in die Tiefe schicken. Boniface bleibt gegen Manuel Riemann cool und trifft zum 4:0.
Meister der Doppelpässe: Wirtz und Boniface kombinieren sich aufs Tor
Doch Florian Wirtz beherrscht nicht nur die Steckpässe wie kein anderer. Der Superyoungster ist Meister der Doppelpässe. 23 Mal kombinierte er sich per direktem Zusammenspiel in die Tiefe, Ligabestwert. Bei der Werkself war dabei Boniface sein häufigster Doppelpass-Partner. Sechs Mal kombinierten beide, kein anderes Bayer-Duo agierte so oft im schnellen Zusammenspiel.
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Immer wieder sorgen die beiden Stars im Zusammenspiel für Topchancen - und nicht selten gibt es mehr als ein Zuspiel zwischen den beiden. Dabei muss es nicht immer der Doppelpass sein. Gerne suchen beide Spieler auch Dribblings, warten auf die Laufwege des anderen und spielen den Ball dann weiter. Gegen den FC Bayern München erarbeitete sich das Duo eine absolute Großchance. Boniface ließ sich weit linsk raus fallen und wurde im Rücken von Noussair Mazraoui angespielt. Über einen Doppelpass mit Wirtz kam der Mittelstürmer an Dayot Upamecano vorbei in die Tiefe. Dann dribbelte er in den Strafraum, zog mehrere Münchner auf sich und legte wieder zu Wirtz, der in die Tiefe gehen und frei vor Manuel Neuer abschließen konnte - doch dem Schuss fehlte es minimal an Präzision, prallte nur gegen den Pfosten.
Die Vielseitigkeit des Duos sorgt für besondere Gefahr
Doch so gut beide Spieler in ihren Stammrollen zusammen harmonieren, so wichtig ist es auch, dass beide extrem vielseitig sind. Boniface ist mit zehn Treffer Leverkusens Toptorschütze, Wirtz steht aber auch schon bei fünf Treffern. Beide haben starke sieben Torvorlagen auf dem Konto - nur Bayerns Sané assistierte häufiger. Dadurch waren sie gemeinsam an 22 der 46 Leverkusen-Tore diese Saison beteiligt. Ignoriert man den Schick-Hattrick, bei dem Boniface als AFCON-Generalprobe nicht auf dem Feld stand, fielen vier der letzten fünf Werkself-Tore durch Koproduktionen von Wirtz und Boniface.
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Das liegt auch daran, dass sie immer wieder die Rollen tauschen können. Mit seinem hohen Tempo und den starken Dribblings kann auch Stoßstürmer Boniface Chancen kreieren und seine Mitspieler in Szene setzen - und Wirtz hat eine so hohe Spielintelligenz, dass er in solchen Situationen in die Sturmspitze stoßen und die Knipser-Rolle übernehmen kann.
Neben Wirtz' Treffer gegen Frankfurt gab es noch zwei weitere Situationen, in denen Boniface direkt für Wirtz auflegte. Bei einem Tor gegen den VfB Stuttgart schickte Granit Xhaka Boniface in die Tiefe, der legte quer zu Wirtz - und der Youngster erzielte das Tor. Doch besonders beeindruckend war die Zusammenarbeit der beiden Angreifer gegen Hoffenheim.
Ähnlich der Großchance gegen die Bayern startete die Zusammenarbeit weit links, diesmal jedoch mit Wirtz am Ball. Da Boniface seine Stärken nicht in engen Zwischenräumen hat, lässt er sich jedoch nicht hinter den Strafraum fallen, sondern sprintet in die Tiefe. Wirtz schickt seinen Stoßstürmer zur Grundlinie und läuft sofort in den Strafraum ein, um anspielbar zu sein. Boniface dribbelt sich durch und spielt Wirtz in bester Stürmerposition am Fünfmeterraum frei. Dort muss der Youngster nur noch einschieben. Eine perfekte Kombination.
Leverkusen vor großer Aufgabe - funktioniert das Duo auch mit Schick?
Nach solch einer starken Hinrunde ist es bitter für den Tabellenführer, dass Starstürmer Victor Boniface den gesamten Januar und möglicherweise auch Teile des Februars verpassen wird. Mit der nigerianischen Nationalmannschaft weilt der 23-Jährige beim Africa Cup of Nations. Damit fehlt Xabi Alonso sein Topscorer der ersten 16 Spieltage.
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Doch die Generalprobe für den Januar lief sehr gut: Patrik Schick erzielte am 16. Spieltag einen Hattrick gegen Bochum und linderte somit die Sorgen, Boniface sehr zu vermissen. Der Tscheche ist ebenfalls ein sehr guter Mittelstürmer, kehrte jedoch in der Hinrunde erst aus einer langen Verletzungszeit zurück - und ist ein etwas anderer Stürmertyp als Boniface.
Bei der Entstehung des ersten Tores zeigten Schick und Wirtz jedoch erste Anlagen, dass auch sie ein kongeniales Sturmduo bilden können: Wirtz wurde im Mittelfeld angespielt, dribbelte sich durch und spielte einen seiner Steckpässe zwischen Innen- und Rechtsverteidiger in die Tiefe. Schick, der sich ähnlich stark wie Boniface nah am Innenverteidiger platziert, um diesen abzublocken, startete in den Strafraum und wurde dort vom herauseilenden Riemann zu Fall gebracht - Elfmeter. Schick verwandelte diesen zum ersten seiner drei Treffer. So gut, wie das aussah, muss sich Alonso möglicherweise ab Februar Gedanken machen, wie er zwei starke Duos zu einem Traumtrio kombinieren kann.
Niklas Staiger