Der Weltmeisterteil ist der Höhepunkt in Müllers Nationalmannschaftskarriere - © imago sportfotodienst
Der Weltmeisterteil ist der Höhepunkt in Müllers Nationalmannschaftskarriere - © imago sportfotodienst
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Danke, Thomas! Müller verabschiedet sich von der deutschen Nationalelf

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Die deutsche Nationalmannschaft hat viele große Namen hervorgebracht, doch nur wenige haben sich so tief in die Herzen der Fans gespielt wie Thomas Müller. Der "Raumdeuter" hat nun nach 14 Jahren seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben. Es ist ein Moment, der nicht nur das Ende einer Ära markiert, sondern auch eine Gelegenheit bietet, auf eine Karriere zurückzublicken, die voller Höhepunkte, Leidenschaft und unvergesslicher Momente war.

Anführer und Symbolfigur

Was nach der bitteren 2:1-Niederlage im Viertelfinale der EURO 24 gegen Spanien schon viele vermutet hatten, ist nun Realität: Thomas Müller beendet seine Karriere in der Nationalmannschaft nach 131 Länderspielen und 45 Toren. Auch wenn er bei diesem Turnier nur zu zwei Kurzeinsätzen kam und nicht mehr an seine besten Zeiten anknüpfen konnte, steht er als einer der prägendsten Spieler in der ewigen Rangliste der deutschen Nationalmannschaft auf Platz drei. Nur Lothar Matthäus (63 Tore in 150 Einsätzen) und Miroslav Klose (46 Tore in 137 Spielen) haben mehr erreicht als der Dauerbrenner des FC Bayern. 

EM-Bilanz: DFB-Team verzaubert das Land

Er war mehr als nur ein Spieler; er war ein Symbol für den deutschen Fußball, ein Anführer und ein Vorbild. Seine Leistungen auf dem Platz waren herausragend, doch seine menschlichen Qualitäten machten ihn zu einem wahren Helden und Publikumsliebling im DFB-Dress. Bundestrainer Julian Nagelsmann lobte Müller vor der EM in Deutschland als "Connector", ein Bindeglied zwischen den verschiedenen Spielergruppen im Kader. Müller sei das "Schmiermittel", das sowohl mit den traditionellen Spielern als auch mit den modernen, kreativen Köpfen gut umgehen könne. Während wir uns von ihm als Nationalspieler verabschieden, bleibt die Erinnerung an die unzähligen Momente, die er nicht nur Deutschland, sonder der gesamten Fußballwelt geschenkt hat.

Ein Stern geht auf

Es war 2010, ein Sommer, den wohl kein Fußballfan je vergessen wird. Südafrika war der Schauplatz und ein junger, frecher Thomas Müller betrat die große Bühne des Weltfußballs. Kaum jemand hatte diesen schlaksigen Burschen aus Pähl auf dem Radar, doch was dann folgte, war magisch. Müller schoss Tore, als wäre es das Natürlichste der Welt, und holte sich bei seiner ersten Weltmeisterschaft den Goldenen Schuh und den Titel des besten jungen Spielers des Turniers. Bereits im ersten Gruppenspiel gegen Australien traf er zum zwischenzeitlichen 3:0. Als er dann im Achtelfinale mit einem Doppelpack die Titel-Hoffnungen der Engländer zerschlug,  wussten alle: Hier ist ein ganz Großer geboren.

Deutschland fand in ihm nicht nur einen neuen Star auf dem Feld, sondern auch einen schlagfertigen Entertainer, der neben Grüßen an die Großeltern auch den großen Diego Maradona verstummen ließ. Noch vor der WM debütierte Müller im DFB-Trikot gegen Argentinien. Nach dem Spiel saß er bei der Pressekonferenz, doch Gästetrainer Diego Maradona erkannte ihn nicht und hielt es für unter seiner Würde, mit einem Balljungen über das Spiel zu sprechen – also verließ er den Raum. Später entschuldigte er sich mit den Worten: "Ich wusste nicht, dass das ein Spieler war." Vier Monate später sollte Maradona nach Müllers Führungstreffer gegen Argentinien und dem deutschen 4:0-Triumph dann verstehen, was das für ein Spieler ist. Thomas Müller nach dem Spiel: "Ich glaube, er weiß jetzt, wer ich bin."

Gegen Pepe musste Thomas Müller 2014 hart einstecken - Stu Forster

Der Gipfel des Erfolgs: Weltmeister 2014

Vier Jahre später, in Brasilien, erlebte Müller den Höhepunkt seiner Karriere. Das Halbfinale gegen die Gastgeber, das legendäre 7:1, bleibt wohl für immer in den Geschichtsbüchern des Fußballs verankert. Müllers Eröffnungstor nach nur elf Minuten setzte den Ton für einen der denkwürdigsten Abende, den der Weltfußball wohl je gesehen hatte. Doch auch schon in den Spielern zuvor spielte der charismatische, damals 24-Jährige, eine entscheidende Rolle. Bereits in der ersten Gruppenpartie gegen Portugal lieferte er mit drei Toren eine echte One-Man-Show ab. Beim 4:0-Kantersieg Deutschlands streckte ihn Pepe mit einer Kopfnuss nieder, der Portugiese sah die Rote Karte, Müller blutete, ließ aber wieder einmal eine unheimliche mentale und körperliche Bereitschaft erkennen. 

Bunte Fan-Momente bei der EM 2024

Auch wenn es diesmal nicht zur Torjägerkanone reichte, krönte er sich im Finale gegen Argentinien schließlich mit seinen Teamkollegen in Rio de Janeiro zum Weltmeister. Es war die Erfüllung eines Traums, nicht nur für Müller, sondern für ein ganzes Land. Seine unbändige Leidenschaft, sein Kampfgeist und seine unnachahmliche Art, das Spiel zu lesen, machten ihn zu einem unverzichtbaren Teil der Mannschaft. Er war der Spieler, der immer lachte, immer kämpfte und immer alles gab. Ob als Torschütze, Vorbereiter oder Motivator – Müller war stets zur Stelle.

Aufs und Abs

Nach dem frühen WM-Aus 2018 in Russland verlief Müllers Nationalmannschaftskarriere turbulent. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw berücksichtigte ihn ab März 2019 nicht mehr. Doch trotz seiner willkürlich anmutenden Ausbootung nach der desaströsen WM 2018 kämpfte sich Müller zurück in die Auswahl und war bei der EM 2021 wieder dabei. Löws Nachfolger Hansi Flick verzichtete zunächst ebenfalls auf ihn, doch zur WM 2022 war der Angreifer zurück im Kader. Nach dem erneuten Vorrunden-Aus in Katar lieferte Müller dann schon eine Art Rücktritterklärung in einem TV-Interview: "Es war ein enormer Genuss, liebe Leute. Vielen Dank. Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt. Ich hab in jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen." 

Fragen und Antworten – hier geht‘s zum Bundesliga-FAQ

Bei der Heim-EM sollte dann doch noch der Europameister-Titel in Müllers Vitrine Platz finden, doch gegen Spanien endete dieser Traum im Viertelfinale. Er wurde dabei zum 27. und letzten Mal eingewechselt, stand insgesamt 104-mal in der deutschen Startelf. Nach dem Ausscheiden weinte der Routinier auf dem Spielfeld und ließ danach verlauten: "Realistisch betrachtet ist es schon möglich, dass das mein letztes Länderspiel gewesen ist." Einige Tage später ist das die Realität und nach vier Weltmeisterschaften und ebenso vielen Europameisterschaften ist nun Schluss.

Während wir uns von ihm als Nationalspieler verabschieden, bleibt die Erinnerung an die unzähligen Momente, die er allen Fans und ganz Deutschland geschenkt hat. Die Freude, die er bereitet hat, und die Art und Weise, wie er das Trikot mit Stolz und Ehre getragen hat, werden unvergessen bleiben. Bleibt nur noch eins zu sagen: Danke, Thomas!