Plötzlich Schiri: Amateur-Kicker Tobias Krull im Bundesliga-Fokus
Beim Bundesliga-Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln hat Tobias Krull seinen überraschenden Einstand im Profifußball gefeiert. Nachdem Schiedsrichter-Assistent Thorben Siewer verletzt ausgefallen war, sprang der Amateur-Kicker als vierter Offizieller ein.
Krull spielte einst selbst für Wolfsburg
Normalerweise hütet er das Tor eines Landesligisten und leitet Begegnungen in der Kreisklasse. Der Samstagnachmittag war für Tobias Krull aber alles andere als normal. Da die Amateur-Kicker in Braunschweig noch die Vorteile einer Winterpause genießen, saß der 32-Jährige im VIP-Bereich des Wolfsburger Stadions bei der Begegnung des VfL Wolfsburg gegen den 1. FC Köln und stand eben nicht zwischen den Pfosten des MTV Gifhorn. Doch den Sitzplatz tauschte der Mitarbeiter eines Autohauses dann schneller wieder ein als gedacht. Als Max Finkgräfe, Verteidiger des 1. FC Köln, seiner Profession nachging und eben gegen die Wölfe mit Leidenschaft verteidigte, traf der Abwehrspieler den Schiedsrichter-Assistenten Thorben Siewer so unglücklich im Gesicht, dass dieser zu Boden ging.
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Nach einer 15-minütigen Behandlung stand fest, dass die Begegnung für Siewer beendet war. Nicolas Wagner, der vierte Offizielle, sprang ein, doch damit fehlte auf dieser Position ein adäquater Ersatz. Da der im Reglement nicht zwingend vorgesehen ist, wurde per Stadiondurchsage ein Zuschauer mit Schiedsrichterschein gesucht - und dann auch in Person von Tobias Krull gefunden. Ganz neu war der Einsatz in einem Spiel mit Wolfsburger-Beteiligung für den 32-Jährigen allerdings nicht. Krull spielte bei den Junioren für die Wölfe, selbst für Wolfsburg II stand der heutige Sportliche Leiter des MTV einige Male auf dem Feld.
Siewer mit Gehirnerschütterung ins Krankenhaus
Krull wechselte also seine Samstags- gegen die sportliche Arbeitskleidung und betrat die große Bühne Bundesliga. "Er war sofort ein vollwertiges Mitglied bei uns", sagte Schiedsrichter Sören Storks später. Kurios: Storks war selbst einst als vierter Offizieller zu seinem Bundesliga-Debüt gekommen, weil sich der damalige Schiedsrichter Felix Brych zur Halbzeit verletzt hatte. Krull habe sich an Diskussionen um strittige Situation beteiligt, habe Protokoll geführt und sei nach dem Spiel natürlich noch mitgegangen in die Kabine, zur Nachbesprechung, sagte Storks später. Und auch die Trainer der Mannschaften waren mit dem Einsatz des 32-Jährigen zufrieden. "Er hat es sehr gut gemacht. Ich hoffe, dass sich der DFB bei der Spesenrechnung großzügig zeigt", sagte FC-Trainer Timo Schultz auf der anschließenden Pressekonferenz.
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Siewer wurde derweil mit dem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht. "Er ist in guter Behandlung, es geht ihm den Umständen entsprechend gut", sagte Schiedsrichter Sören Storks kurz nach der Begegnung und kurz bevor er sich mit seinen Kollegen ins Krankenhaus aufmachte, um Siewer zu besuchen. Für ihn, vor allem aber für Tobias Krull, wird der 19. Spieltag der aktuellen Saison ein unvergessliches Erlebnis bleiben.