Taktik, Tore und mehr: Die Trends der Saison 2019/20
Die Bundesliga-Saison 2019/20 ist beendet und sie wird als eine der speziellsten in die Geschichte eingehen. Die Corona-Pause und das Saisonende vor leeren Rängen sorgten für eine ungewohnte Situation und für das späteste Saisonende seit 1971/72. Insgesamt war es eine faire Spielzeit mit so vielen eingesetzten Spielern wie nie zuvor - das sind die zehn Trends der Saison 2019/20.
1. In dieser Saison war alles anders
Die Bundesliga-Saison 2019/20 wird als die „Corona-Saison“ in die Geschichte eingehen, vom 11. März bis zum 16. Mai musste die höchste deutsche Fußballiga eine Spielpause einlegen und die letzten neun Spieltage ohne Zuschauer spielen. Erstmals seit 1995 gab es wieder Bundesliga-Spiele im Juni. Der späteste letzte Spieltag der Geschichte fand aber sogar noch einen Tag später statt als diese Saison: 1971/72 am 28. Juni (nach der Europameisterschaft).
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Die Bundesliga hat mit dem erfolgreichen Re-Start ein positives Zeichen gesetzt. Die ganze Welt hat von Mitte Mai bis Mitte Juni auf die Bundesliga geschaut, ehe es auch in den anderen großen Sportligen nach und nach weiter ging. Die Befürchtung, dass Geisterspiele nur lustloses Gekicke ohne Intensität bieten würden, kann ins Reich der Fabel verwiesen werden; ob Zweikämpfe, Fouls, Laufdistanz oder Sprints, die Werte haben sich in den Partien ohne Zuschauer nicht nennenswert verändert.
2. Kontinuität an der Spitze
Der FC Bayern München feierte seine achte Meisterschaft in Folge, ließ sich auch von der dritten Herbstkrise in Folge (Trennung von Carlo Ancelotti 2017, neun Punkte Rückstand 2018, Trennung von Niko Kovac 2019) nicht vom Erfolgsweg abbringen, sondern spielte dann stets Mega-Rückrunden.
Dortmund wurde Zweiter, Leipzig Dritter, all das war in der Spielzeit 2018/19 genauso. Mönchengladbach (4.) und Leverkusen (5.) tauschten gegenüber der letzten Saison die Plätze.
3. So viele Tore wie zuletzt vor 33 Jahren
Die Bundesliga bleibt die torreichste große Liga in Europa: 982 Treffer bedeuten 3,2 Tore pro Spiel – so viele waren es zuletzt 1986/87. Es gab lediglich zwölf torlose Remis, weniger waren es einzig in der Saison 1972/73 (1964/65 und 1981/82 gab es ebenfalls zwölfmal ein 0:0). Besonders die Stürmer zeigten sich mal wieder in einer absoluten Top-Verfassung.
Die Torjägerliste der Saison 2019/20
4. Saison der Super-Torschützen
Die Torflut hat einige herausragende Protagonisten, allen voran natürlich Robert Lewandowski, der als dritter Bundesliga-Spieler nach Gerd Müller und Dieter Müller 34 Treffer in einer Saison erzielte. Der Pole wurde zum fünften Mal Torschützenkönig.
Aber auch Timo Werner (36 Scorer-Punkte) und Jadon Sancho (33) zogen grandios auf (Lewandowski kam auf 38). Werner stellte mit 28 Treffern einen neuen persönlichen und einen neuen RB-Saisonrekord in der Bundesliga auf. Mit 17 Auswärtstoren stellte er gar den historischen Bundesliga-Rekord von Jupp Heynckes (1973/74) ein.
Torschützenkönig Lewandowski in der Analyse
Allrounder Sancho (17 Tore, 16 Torvorlagen) wurde zum ersten Bundesliga-Spieler seit Beginn der Datenerfassung (1992/93), der in einer Spielzeit mindestens 15 Tore und 15 Torvorlagen gab.
In der Rückrunde traf Erling Haaland fast genauso oft (13-mal) wie Lewandowski (15-mal). Das kann nächste Saison ein heißes Torjäger-Duell „Jung gegen Alt“ werden…
5. Rekorde an Auswärtssiegen
Schon vor der Corona-Pause war die Bundesliga auf Kurs Auswärtssieg-Rekord, in den Partien ohne Zuschauer wurde dieser dann locker aufgestellt. 15 Spiele gewannen die Gastmannschaften in dieser Saison, nie zuvor waren es mehr als 102 (diese Marke wurde 2010/11 aufgestellt). 123 Heimsiege waren nur acht mehr als die Gäste feierten und bedeuteten die Einstellung des Minusrekords aus den Spielzeiten 1990/91 und 1995/96 (1964/65 gab es 122 Heimsiege, allerdings in einer 16er-Liga, das heißt bei 66 Spielen weniger als in einer 18er-Liga).
Die Gästeteams schossen 474 Tore, der bisherige Bundesliga-Rekord stand bei 432 Treffern der Auswärtsmannschaften. Sieben Bundesligisten holten auswärts mehr Punkte als zu Hause, darunter die nächstjährigen internationalen Starter Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim.
Alle Statistiken zur Bundesliga-Saison 2019/20
6. Wenige Strafstöße
73 Strafstöße wurden den Bundesliga-Teams in der abgelaufenen Saison zugesprochen. Das war der geringste Wert seit fünf Jahren (in den vorherigen drei Spielzeiten waren es jeweils mehr als 90) und der zweitniedrigste der letzten zehn Jahre. 18 der 73 Strafstöße wurden wegen Handspiels gepfiffen, das ist ein hoher Wert, 2018/19 waren es aber sogar 31 Handelfmeter (klarer Bundesliga-Rekord).
7. Faire Bundesliga
In der Bundesliga wurde weiter weitgehend fair agiert, 7043 Fouls waren zwar etwas mehr als in der letzten Saison, aber die zweitwenigsten seit Beginn der Datenerfassung 1992 (um die Jahrtausendwende herum waren es sechs Jahre in Folge über 12.000 Fouls pro Spielzeit).
Trotzdem gab es mit 1152 Gelben Karten deutlich mehr als in den letzten beiden Jahren (1014 bzw. 1009). Die 35 Gelb-Roten Karten waren sogar die meisten seit 2003/04! 20 glatt Rote Karten bestätigen das niedrige Niveau der letzten Jahre. In den 90er Jahren gab es zwei Saisons mit je 46 Roten Karten, von solch wilden Zeiten ist die Bundesliga weit entfernt.
Die Fantasy-Top11 der Saison 2019/20
8. Rekord an Eckballtoren
167 Kopfballtore waren die meisten seit sieben Jahren. Kein Wunder, denn die Ecken waren so erfolgreich wie nie zuvor seit Beginn der Datenerfassung 1992: Nach Eckbällen fielen 97 Treffer!
Die Spezialisten von Eintracht Frankfurt erzielten zwölf Eckballtore (alleine sieben durch Martin Hinteregger), der SV Werder Bremen stand auch wegen seiner 13 Gegentreffer nach Ecken unten drin.
Ausbaufähig hingegen war die Statistik nach Freistoß-Situationen, 73 Treffer nach Freistößen (direkt oder per Zuspiel) bedeuten nur einen Schnitt von vier pro Bundesligist. Lediglich 17 von 301 direkt aufs Tor geschossenen Freistößen fanden den Weg ins Netz.
9. Es wurde erfolgreich gekontert
Von den Treffern, die aus dem laufenden Spiel heraus fielen (mit 76 Prozent knapp über drei Viertel), fielen relativ viele nach Kontersituationen: 152 Kontertore waren die meisten seit sechs Jahren, damit wurde der Aufwärtstrend aus der letzten Saison fortgesetzt (145 Kontertore in 2018/19 nach nur 109 im Spieljahr 2017/18).
Die meisten Kontertore erzielten dabei keineswegs die Teams, die defensiv agierten und geringe Spielanteile hatten: Dortmund traf 18-mal nach Kontern, Leverkusen 15-mal und Leipzig 14-mal (kein anderes Team mehr als zehnmal). Wenn Qualitätsspieler wie Jadon Sancho Platz haben, können sich die Fans schon zum Jubeln fertig machen.
Alle Sommerwechsel im offiziellen Bundesliga-Transfermarkt
10. So viele eingesetzte Spieler wie nie zuvor
Auch die Möglichkeit der fünf Wechsel nach der Corona-Pause machte es möglich: 487 Spieler wurden in dieser Bundesliga-Saison eingesetzt, das sind mehr als je zuvor in einer Spielzeit.
56 Prozent der eingesetzten Spieler waren Ausländer (so wie auch in den letzten beiden Jahren), die Legionäre erzielten 61 Prozent der Tore (2018/19 waren es sogar 63 Prozent).
Besonders beliebt sind momentan Spieler aus unserem Nachbarland Österreich: 28 Fußballer aus der Alpenrepublik kamen zum Einsatz. Es folgt Frankreich mit 25 Spielern, darunter viele Top-Talente wie Konate, Upamecano, Mukiele, Zagadou, Ndicka, Diaby, Nkunku oder Thuram (alle sind maximal 22 Jahre alt, die 24-jährigen Benjamin Pavard und Kingsley Coman wurden zudem mit den Bayern Meister).