VfB Stuttgart im Höhenflug: Jung, schnell und richtig gut
Erst in Dortmund fünf Tore geschossen und den vierten Auswärtssieg eingefahren, dann das späte Comeback nach 0:2-Rückstand gegen Union Berlin: Der VfB Stuttgart, der gegen den BVB mit der jüngsten Startelf seit 1967 auflief, begeistert in diesen Tagen mit kompromisslosem Offensivfußball. Die "Jungen Wilden 2.0" um Silas Wamangituka und Co. machen in der Gegenwart Spaß - und versprechen für die Zukunft Großes.
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Auf den Punkt brachte es zu Beginn der englischen Woche der Twitteraccount des VfB Stuttgart: "Diese Jungs machen Spaß. Was für ein starkes Auswärtsspiel", hieß es dort voller Euphorie nach dem Sensationsauftritt beim BVB, den die Schwaben mit 5:1 zerlegt hatten. Weniger diplomatisch, aber dafür genauso voller Freude äußerte sich derweil Thomas Hitzlsperger, einstiger VfB-Profi und mittlerweile Vorstandsvorsitzender beim schwäbischen Aufsteiger, auf dem Kurznachrichtendienst: "Ich könnt Konfetti kotzen, so happy bin ich über das, was ich gerade sehen durfte", schrieb "Hitz" dort kurz nach dem Schlusspfiff im Signal Iduna Park.
Nach allen Regeln der Kunst hatte die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo Borussia Dortmund auseinander geschraubt und einen auch in der Höhe verdienten Kantersieg auf fremdem Platz eingefahren. Der überragende Silas Wamangituka hatte den Außenseiter per Foulelfmeter in Führung geschossen (26.), der durch Giovanni Reynas Ausgleichstreffer (39.) hergestellte 1:1-Halbzeitstand war für den BVB absolut schmeichelhaft. Zu stark trumpfte Stuttgart auf, spielte die Schwarzgelben phasenweise schwindlig. Einzig Dortmunds Torwart Roman Bürki verhinderte weitere Gegentore vor dem Seitenwechsel.
Matarazzo: "Ich bin stolz auf diese Mannschaft"
Die fielen dann allerdings in der zweiten Hälfte: Erst machte Silas seinen zweiten Doppelpack perfekt (53.), danach stellten Tanguy Coulibaly (60.) und Philipp Förster (63.) die Weichen Richtung viertem Auswärtssieg im sechsten Saisonspiel auf fremden Platz. Den Endstand machte dann der eingewechselte Nicolas Gonzalez, der nach Knieverletzung sein Comeback feierte, in der Nachspielzeit perfekt (90.+1). Ein historisch starker Auswärtsauftritt des Aufsteigers: Erstmals erzielte der VfB fünf Tore in Dortmund, es war der erste Sieg der Stuttgarter beim BVB seit Februar 2007.
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"Ich bin stolz auf die Leistung der Mannschaft", war dann auch Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo äußerst zufrieden mit dem Spiel seiner Schützlinge: "Wir wollten uns heute auch ein Stück beweisen, dass wir für ein Top-Team wie Dortmund nicht nur ein unangenehmer Gegner sein, sondern auch gewinnen können", unterstrich der US-Amerikaner die Marschroute seiner Mannschaft: "Wir sind gut ins Spiel reingekommen, haben es in der ersten Hälfte vielleicht verpasst, unsere Führung noch auszubauen. Nach dem Seitenwechsel hat das Team eine enorme Mentalität gezeigt, indem sie genauso dominant, selbstbewusst und mit Überzeugung aufgetreten ist, wie sie es in der ersten Hälfte getan hat. Das beweist auch den Charakter der Mannschaft."
Die "Jungen Wilden 2.0"
Der Charakter einer Mannschaft, die trotz spektakulärer Gegenwart ihre Zukunft noch vor sich hat: Der VfB lief beim Kantersieg mit der zweitjüngsten Startelf seiner Bundesliga-Historie (23,37 Jahre im Schnitt) auf – nur im Mai 1968 waren die Schwaben noch jünger. Hauptdarsteller wie Silas Wamangituka (21) oder Tanguy Coulibaly (19) deuten ihr großes Potenzial bereits an, haben aber noch viel Entwicklungspotenzial. Und auch ohne ihren routinierten Kapitän Gonzalo Castro, der wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt fehlte, behielten die "Jungen Wilden 2.0" wie Borna Sosa (22) oder Mateo Klimowicz (20) auch gegen einen Titelanwärter wie Borussia Dortmund den Glauben an ihre Fähigkeiten.
"Es hat heute großen Spaß gemacht, ich bin stolz auf meine Teamkollegen", lobte daher auch Torhüter Gregor Kobel, mit 23 Jahren noch gerade so im Altersschnitt, seine Vorderleute: "Wir waren mutig und haben den Ball gut laufen lassen. Die Mannschaft hat gezeigt, welches Potenzial in ihr steckt. Dass wir unser Spiel so von der ersten bis zur letzten Minute durchziehen können, war nicht zu erwarten. Dieser Sieg macht Mut und bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, den wir weitergehen wollen", betonte der Schweizer Schlussmann. Schon gegen den FC Bayern hatte der VfB eine starke Leistung gezeigt, sich aber für den couragierten Auftritt wegen schwacher Chancenverwertung nicht belohnen können.
Viel Moral gegen Union - Abschluss in Wolfsburg
Diesmal gelang das dem Aufsteiger, der beim BVB einen blitzsauberen Auftritt hinlegte und nun das beste Auswärtsteam der Bundesliga ist. In allen elf Auswärtspartien konnte der VfB treffen, steht mit 17 Punkten hervorragend da. Doch auch im heimischen Stadion zeigten die "Jungen Wilden" in der englischen Woche viel Charakter. Gegen den 1. FC Union Berlin sorgte der 23-jährige Sasa Kalajdzic mit einem Doppelpack kurz vor Schluss noch für ein 2:2-Remis. Die starken Leistungen sind allerdings kein Grund für größere Euphorie, befand Trainer Matarazzo bereits nach dem Kantersieg in Dortmund: "Aktuell sind wir auf einem guten Weg. Wir sollten aber auf dem Boden bleiben und jedes Spiel demütig angehen, mit dem Respekt vor dem Gegner, aber auch mit der Überzeugung von den eigenen Qualitäten", machte der Erfolgscoach klar.
Zum Abschluss der Hinrunde tritt seine Mannschaft am 13. Spieltag gegen den VfL Wolfsburg an. Es ist ein Auswärtsspiel - der VfB könnte die englische Woche also so erfolgreich beenden, wie er sie in Dortmund begonnen hat.
Thomas Reinscheid
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