"Schönster Tag, seit ich in Köln bin" - Jhon Cordoba dreht beim 1. FC Köln voll auf
Köln – Erst nach der Partie schien Jhon Cordoba seine Rolle etwas unangenehm zu sein. Mit drei Toren hatte der Kolumbianer zuvor den 1. FC Köln zu einem fulminanten 4:1-Heimsieg gegen Aufstiegskonkurrent FC St. Pauli geschossen und wurde dementsprechend von den Fans gefeiert. Von der Mannschaft nach vorne geschoben, feierte der Angreifer etwas zögerlich mit dem Kölner Anhang, der die außergewöhnliche Leistung des 25-Jährigen zu würdigen wusste.
Zu keiner Zeit konnte der wuchtige Stürmer des 1. FC Köln von den Abwehrspielern der Gäste an diesem Freitagabend gestoppt werden. Nachdem Cordoba Mitte der ersten Halbzeit erst noch an St. Paulis Keeper Brodersen gescheitert war, schob er wenige Minuten später im Nachsetzen nach Simon Teroddes Lattentreffer zur Kölner Führung ein – und gab so den Startschuss zu seiner beeindruckenden Toregala. Nach dem Seitenwechsel vollendete er eine sehenswerte FC-Kombination per trockendem Rechtsschuss zum 2:1, kurz darauf war er nach Freistoßflanke von Neuzugang Johannes Geis mit dem Kopf zur Stelle.
Köln gewinnt das Spitzenspiel gegen St. Pauli deutlich
Drei Tore: Das war Cordoba zuvor im Profifußball noch nie gelungen. "Das war der schönste Tag, seit ich in Köln bin", strahlte der Kolumbianer nach dem Abpfiff – und nahm den Spielball als Erinnerung direkt mit nach Hause. Seine Teamkollegen, die auf dem Ball unterschreiben sollten, waren voll des Lobes über den Stürmer, der in dieser Saison so richtig in Köln angekommen zu sein scheint. "Ein Mann hat heute ein Sonderlob verdient", schrieb Torwart Timo Horn später auf Instagram und verlinkte den Kölner Hattrick-Helden, der auch auf dem dazugehörigen Bild zu sehen war.
fc.de: Die Geschichte des Jhon Cordoda
Und wahrlich ist Cordoba aktuell so stark wie nie zuvor. Während ihm in der vergangenen Saison nach seinem Wechsel vom 1. FSV Mainz 05 in die Domstadt praktisch nichts gelungen war - in 18 Bundesliga-Spieler erzielte Cordoba keinen Treffer - spielt der Kolumbianer aktuell überragend und trifft in allen Lagen. Zehn Tore hat er nach 20 Spielen bereits auf dem Konto, so viele wie in seinen drei Bundesliga-Jahren in Mainz und Köln zusammen. In den jüngsten acht Ligaspielen erzielte Cordoba dabei acht Treffer. Seit Anfang November 2018 traf nur Vereinskollege Simon Terodde (zehn Treffer) häufiger in der 2. Bundesliga als der Südamerikaner.
"Wenn du vorne im Sturm zwei Ochsen drin hast, die fast jeden Ball halten, ist das für unser Spiel enorm wichtig. Und wenn sie sich dann darüber hinaus mit Toren belohnen, ist es umso schöner", war Nationalspieler Jonas Hector begeistert vom Sturmduo Cordoba-Terodde, die alle vier Treffer an diesem Abend erzielt hatten. Neben dem 23-Tore-Mann, den die Abwehrreihen in der 2. Bundesliga nicht in den Griff bekommen, scheint auch der Kolumbianer nach seiner äußerst schwierigen Debütsaison endlich in Fahrt zu kommen. Zumal er auch sehr effektiv ist und in dieser Saison im Schnitt mit jedem vierten Schuss ein Tor erzielt hat. Kaum verwunderlich, dass ihm der Dreierpack sehr gut tat – und auch bei den Verantwortlichen für Freude sorgte.
Das Restprogramm des 1. FC Köln in der 2. Bundesliga
"Es waren nicht nur seine Tore, sondern er hat die Bälle auch noch richtig gut angenommen, behauptet und verteilt. Das war eine überragende Leistung", kam FC-Sportgeschäftsführer Armin Veh aus dem Schwärmen kaum mehr heraus. Die vergangene Spielzeit habe an Cordoba genagt – doch nun zeige er, was er kann. Was sich auch in seinen Zweikampfwerten zeigt, gewinnt Cordoba aktuell doch 51 Prozent seiner Duelle Eins-gegen-Eins. Auch der Kölner Trainer Markus Anfang rang sich entgegen seiner Gewohnheiten auf Nachfrage zu einem Sonderlob für einen einzelnen Spieler durch: "Jhon belohnt sich gerade für seine harte Arbeit. Das alles bekommt er nicht umsonst, der Junge arbeitet tagtäglich im Training dafür", erklärte der ehemalige Bundesliga-Profi und fügte hinzu: "Wir können jetzt nicht erwarten, dass er in jedem Spiel drei Tore schießt."
Zu mäkeln gab es an Cordobas Leistung tatsächlich nichts – als Anspielstation im Angriff bekam ihn die Defensive des FC St. Pauli nicht in den Griff, vor dem Tor zeigte er sich bei seinen Chancen eiskalt. Auch wegen der treffsicheren Offensive sind die Aufstiegshoffnungen beim 1. FC Köln wieder in voller Blüte entfacht worden. Nur eines, das gefiel Trainer Anfang dann doch nicht: "Das einzig Blöde ist, wenn er das Trikot auszieht und dafür eine Gelbe Karte bekommt. Aber wenn er das nicht zu häufig macht, dann geht es auch", betonte der Kölner Coach mit einem Grinsen im Gesicht, nachdem sein Schützling das 2:1 allzu ausgiebig bejubelt hatte. Dass Cordoba allerdings in den nächsten Wochen genügend Gelegenheiten zum ausgiebigen Jubel bekommen wird, daran zweifelt in Köln derzeit niemand. Und vielleicht gewöhnt sich der Kolumbianer dann auch an die Rolle des Feierbiests.
Von Thomas Reinscheid
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