Herbstmeister Holstein! Kiels Wintermärchen unter Rapp
Nach dem XXL-Umbruch im Sommer stand eine sorgenfreie Saison auf dem Kieler Wunschzettel. Stattdessen gab es die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte, gekrönt von der Herbstmeisterschaft.
Waghalsigkeit und Übermut sind nun nicht gerade die Eigenschaften, die man dem typischen Kieler zuschreiben würde. Da käme es doppelt überraschend, wenn ein Holstein-Fan vor Saisonstart Geld auf die KSV als Herbstmeister gesetzt hätte. Nach dem Fast-Aufstieg des Teams von Ole Werner 2021 hatten sich die "Störche" unter Marcel Rapp mit den Endplatzierungen neun und acht im Mittelfeld der 2. Bundesliga eingenistet und zudem im vergangenen Sommer nahezu die komplette Mannschaft ausgetauscht.
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Fabian Reese (zur Hertha), Hauke Wahl (zu St. Pauli) und Fin Bartels (Karriereende) waren nur die prominentesten von insgesamt 16 Spielern, die die Förde im Sommer verließen. Eine Saison frei von Abstiegssorgen hätte die Wünsche im von nüchternem Realismus geprägten Vereinsumfeld bereits erfüllt. Doch dann das: Nicht das hochgelobte St. Pauli, nicht der traditionell ambitionierte HSV und auch keiner der abgestiegenen Riesen aus Berlin oder Gelsenkirchen steht zur Saisonhalbzeit auf Platz 1, sondern der kernsanierte KSV-Kader unter der Leitung von Marcel Rapp. Wie haben sie das hingekriegt?
Entwickler Rapp in seiner Paraderolle
„Wir stehen oben in der Tabelle, weil wir so spielen, wie wir spielen“, erklärt Rapp. „Grundsätzlich ist es bei uns so, dass die Jungs genau wissen, was sie zu tun haben.“ Der 3:0-Sieg gegen Hannover 96 schraubte das Kieler Konto auf 35 Punkte hoch und vollendete die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte. Es läuft also noch besser als bei den Fast-Aufstiegen 2018 und 2021. Wiederum drei Jahre später rollt der nächste Vorstoß auf den ersten Aufstieg in die Bundesliga seit deren Gründung.
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Taktische Flexibilität und Spielerentwicklung gelten als die großen Stärken des 44-jährigen Rapp. Sie prädestinieren den gebürtigen Pforzheimer als richtigen Trainer für die mit 13 Neuzugängen im Sommer grundüberholte Mannschaft. "Er ist ein Trainer, der Spieler verlässlich besser macht", schickt der Kiel nach wie vor verbundene Reese ein Lob aus der Hauptstadt. Rapp machte sich als Nachwuchstrainer bei der TSG Hoffenheim einen Namen, was bei den Eingliederungen von Eigengewächsen wie U21-Nationalspieler Colin Kleine-Bekel ebenso hilft wie bei der Verpflichtung von externen Talenten. So angelte sich Holstein im Sommer zum Beispiel Tom Rothe von Borussia Dortmund.
Kadertiefe, Top-Talente und Routiniers
Der 19-jährige Linksfuß ist für eine Saison aus dem Revier ausgeliehen und erweist sich als Glücksfall. Je nach Rapps Matchplan spielt er links in der Viererkette oder als alleinverantwortlicher Schienenspieler, ein Stück vor der Dreierabwehr. Fünf Vorlagen (bei außerdem zwei eigenen Toren) machen ihn gleichauf mit Lewis Holtby zum besten Vorbereiter beim Deutschen Meister von 1912. Ganz so lange ist Routinier Holtby dann doch noch nicht im Geschäft, mit 33 Jahren jedoch Stammesältester und in seinem zweiten Frühling. Bei ebenfalls zwei Toren und fünf Assists fehlen ihm noch zwei Torbeteiligungen, um so viel gescort zu haben wie in den beiden vergangenen Spielzeiten zusammen.
Aufstiegsrennen: Kiel überwintert an der Tabellenspitze
Schön länger auf Top-Niveau liefert Torjäger Steven Skrzybski, dessen fünf Treffer Sturmpartner Benedikt Pichler als bester Schütze aktuell um zwei übertrifft. Als beim Hinrundenfinale gegen Hannover beide Angreifer verletzt fehlten, sprang Fiete Arp in die Bresche, schnürte seinen ersten Doppelpack als Profi und ließ die Kaderplaner zufrieden am Glühwein nippen. Der nach seiner Leihe vom FC Bayern München fest verpflichtete Arp schreibt mit auch schon fünf Treffern (vier in den letzten vier Spielen) eine der vielen Kieler Erfolgsgeschichten, die zum Jahresabschluss in der für alle überraschenden Tabellenführung münden.
Träumen erlaubt
Genau so soll es nach der einmonatigen Winterpause weitergehen. Rapp: "Unsere Idee ist stets die gleiche, egal, ob da drei, vier, fünf oder sechs Spieler in der letzten Kette spielen." Bislang geht der Plan auf. Und erlaubt dem Team von der Förde die ein oder andere Träumerei unterm Weihnachtsbaum. "Wir dürfen alle stolz sein", sagt Holtby. "Wir spielen guten und intensiven Fußball. Wenn wir daran in der Rückserie anknüpfen, dann können wir uns alle ausmalen, was passiert…"
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