Die SV Elversberg mischt die 2. Bundesliga auf
Die 2. Bundesliga wurde vor der Saison als wohl die beste aller Zeiten deklariert. Umso erstaunlicher, dass die SV Elversberg diese dann anführt und die vermeintlichen Topteams aus Hamburg, Köln und Düsseldorf einfach hinter sich lässt.
Gründe zum Feiern gibt es dieser Tage genug in der knapp 13.000-Seelen-Gemeinde Spiesen-Elversberg. Am vergangenen Donnerstag zum Beispiel. Richtfest. Die neue Westtribüne des Stadions an der Kaiserlinde ist errichtet. 3500 Stehplätze stehen der SV Elversberg damit zur Verfügung, bereits im ersten Heimspiel des neuen Jahres gegen den 1. FC Magdeburg soll die Tribüne zum Teil eröffnet werden. Bis zum Sommer wird sie dann fertiggestellt sein. 2026, so zumindest der Plan, soll der Bau des kompletten Stadions abgeschlossen sein. Rund 16.000 Zuschauer werden dann Platz finden.
Sieben Teams können Herbstmeister werden
Noch in den 90ern begann die Partie für die Akteure im Keller eines Supermarkts, dort zogen sich die Spieler um, bevor die Zuschauer die Begegnungen auf kleinen Hügeln verfolgten. Seitdem befindet sich das Stadion im stetigen Wandel. Ein langer Prozess, einer mit Provisorien. Die sportliche Entwicklung hat in den vergangenen Jahren so richtig an Fahrt aufgenommen. Noch vor vier Jahren spielte der Club aus dem Saarland in der Regionalliga. Stieg schließlich als Tabellenführer auf, um im Folgejahr auch als Drittligameister den direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga anzugehen. Nun führt Elversberg jene Klasse an. Erstaunlich für eine Liga, gespickt mit Traditionsmannschaften wie Köln, Düsseldorf, Hamburg oder Hertha BSC und eine Liga, die vor dieser Spielzeit als die wohl beste der Geschichte deklariert wurde.
Elversberg feiert Siege gegen die Top-Teams
Die SV Elversberg hat sich diesen Platz erarbeitet, ist längst keine graue Maus in der Liga. Das Team von Horst Steffen gewann unter anderem gegen den Hamburger SV, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Kaiserslautern - also allesamt Clubs, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Keine andere Mannschaft feierte so viele Siege gegen die Top-Ten der Liga. Und das kommt nicht von ungefähr. So beschaulich der Ort von außen wirkt, so beschaulich, unaufgeregt arbeiten die Verantwortlichen auch rund um den Club.
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Ein Architekt des erfolgreichen Gebildes ist neben Trainer Horst Steffen auch Nils-Ole Book. Der ehemalige Profi ist mittlerweile Sportvorstand bei der SV und gilt als einer der Macher. Unter dem 38-Jährigen reifte der Club zu einer Art Talentschmiede. Eine Schmiede, an die Topvereine ihre Rohdiamanten verleihen. Book und sein Team haben einen Riecher für Talente, die noch nicht auf sämtlichen Wunschzetteln der Bundesligisten auftauchen. Nick Woltemade und Paul Wanner nahmen in den vergangenen Jahren nicht ganz unwichtige Schritte in ihrer Karriere im Saarland.
Elversberg dreht auf
In diesem Jahr reifen die nächsten künftigen Topspieler in Elversberg heran. Aktuell mischen Leih-Akteure wie Fisnik Asllani und Muhammed Damar von der TSG Hoffenheim oder Elias Baum von Eintracht Frankfurt die 2. Bundesliga auf. Mit seinen zehn Toren und fünf Vorlagen ist Asllani gemeinsam mit Karlsruhes Marvin Wanitzek der Topscorer der Liga. "Wir bieten Talenten eine gute Plattform", sagte Book unlängst dem "Kicker". "Wir haben den Vorteil, dass der Druck durch Medien und die Öffentlichkeit bei uns nicht so groß ist. Das tut besonders den jungen Spielern gut." Das sportliche Gerüst stimmt bei der SV.
Der Erfolg ist aber auch mit einem anderen Namen verknüpft: Frank Holzer, der Unternehmer spielte einst selbst für den 1. FC Saarbrücken und Eintracht Braunschweig in der Bundesliga, machte dann ein Pharma-Unternehmen zu einer Topadresse und verfolgt schon lange den Plan, auch einen kleinen Verein ganz groß rauszubringen. Die SV Elversberg ist der Herzensclub. Seit 2011 ist Sohn Dominik Holzer Präsident des Zweitligisten. Die Holzers sind eng mit dem Verein verbunden, ohne sich aber in die Geschicke der Verantwortlichen einzumischen. Das Budget des Vereins liegt dabei stehts im untersten Segment der 2. Bundesliga.
Book: "Erfolg ist nicht planbar"
Der sportliche Erfolg kommt über die Kontinuität, das Bodenständige und die Idee, mit jungen Talenten Großes erreichen zu wollen. Der aktuelle Tabellenplatz, vor allem aber die fast schon märchenhafte Geschichte hinter dem Zweitligisten geben der Arbeit in Elversberg recht. "Wir haben eine gute Welle erwischt und es geschafft, Begeisterung zu entfachen", sagt Book im "Kicker" und ergänzt: "Erfolg ist nicht planbar. Leistung schon eher, aber wir sollten uns überhaupt nicht damit beschäftigen, wo es hingehen kann. Wir sind die ganze Zeit gut damit gefahren, die gute Energie in der Mannschaft und im Verein Tag für Tag weiterzuführen."
Und die Ausbeute kann sich sehen lassen. Am vergangenen Wochenende hat die SV Elversberg zum ersten Mal in der Clubgeschichte die Tabellenführung der 2. Bundesliga übernommen, am kommenden Wochenende können sich die Saarländer mit einem Erfolg über den FC Schalke 04 zum Herbstmeister krönen und das nächste sportliche Kapitel schreiben.
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Das Stadion wird gegen die Königsblauen wohl ausverkauft sein. Noch mit knapp 10.000 Zuschauern. Doch das soll sich in den kommenden Monaten ändern. Und: "Darin könnte man auch Erstliga-Fußball spielen", sagte Vizepräsident Swen Hoffmann kürzlich dem "SR". Die Warnung an die Konkurrenz ist aktuell sicher kein utopisches Ziel.
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