Endlich wieder Rathausbalkon? Werder Bremen marschiert Richtung Bundesliga
Die Zeichen vor dem Spitzenspiel auf Schalke standen beim SV Werder Bremen eigentlich gar nicht so gut. Drei Mal in Serie konnten die Grün-Weißen nicht gewinnen - länger mussten die Bremer die gesamte Saison nicht auf ein Erfolgserlebnis warten. Zudem klemmte es im Torabschluss: Trotz ausreichender Gelegenheiten erzielten die Hanseaten fünf Mal in Folge nur einen Treffer. In der Defensive gab es darüber hinaus einige Personalsorgen. Der Erfolg in der Veltins-Arena - und vor allem die Art und Weise - kann deshalb kaum hoch genug eingeschätzt werden.
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Ole Werner musste im Spitzenspiel beim FC Schalke 04 gleich auf drei Defensivanker verzichten: Christian Groß, Ömer Toprak und Milos Veljkovic standen dem Trainer des SV Werder Bremen nicht zur Verfügung. Im Nachhinein waren vielleicht gerade diese Ausfälle ein Schlüssel zum Sieg, denn zumindest die ersten zwei Treffer wären mit Veljkovic und Toprak in der Startelf vermutlich nicht auf diese Art gefallen.
Werder studiert kurze Eckenvariante ein
Werder sah sich im Vorfeld in punkto Körpergröße deutlich unterlegen und studierte deshalb eine kurze Eckenvariante ein. "Wir wollten die Schalker etwas in Bewegung bringen und dann die Unordnung ausnutzen", erklärte Ole Werner nach der Partie. Ilia Gruev und Niclas Füllkrug waren nach Schuss, beziehungsweise Flanke von Mitchell Weiser die Nutznießer. "Im Training hat es nicht so gut funktioniert, dafür im Spiel umso besser", freute sich Füllkrug, der mit einem Tor, einer Vorlage und 16 gewonnenen Zweikämpfen (der Topwert der Partie) großen Anteil am Auswärtssieg hatte.
Schon beim dritten und vierten Treffer von Marvin Ducksch feierte das Bremer Team ausgelassen vor der Gästekurve. Nach dem Spiel wurde da eine improvisierte Spitzenreiter-Party geschmissen. Das hatten sich die Werderaner auch verdient - Schalke hatte schließlich seit der Amtsübernahme von Mike Büskens alle fünf Partien gewonnen. Die Rückfahrt im Bus verlief ebenfalls bestens gelaunt, aber die ganz große Feier gab es im Anschluss noch nicht. "Es war keine ausschweifende Party, denn ein bisschen was haben wir ja noch zu tun", verriet Ole Werner.
Die ersten Vorbereitungen auf eine große Feier im Mai wurden aber durch den Sieg offenbar schon in Gang gesetzt: "Bisher hatte ich mir jeden Gedanken daran verkniffen, dass der Rathausbalkon unter Umständen mal wieder zum Einsatz kommen könnte. Das hat sich seit heute ein bisschen geändert", twitterte der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte.
Der Dreier am Samstag hat auf jeden Fall alle Rechenspiele für die Hanseaten etwas vereinfacht. "Wenn wir jedes Spiel gewinnen, kannst Du dir ausrechnen, wo wir am Ende stehen", grinste Füllkrug nach der Partie. Mit neun Punkten aus den Partien gegen Holstein Kiel, FC Erzgebirge Aue und SSV Jahn Regensburg hätten sich die Bremer die Zweitligameisterschaft gesichert. Viel wichtiger ist aber: Sieben Punkte aus diesen Partien würden unabhängig von den Ergebnissen der Konkurrenz den Aufstieg bedeuten, sechs Punkte immerhin die Teilnahme an der Relegation garantieren.
Es spricht derzeit wenig dafür, dass sich das dieses Team noch nehmen lässt, das unter Ole Werner eine bemerkenswerte Entwicklung genommen hat. Mit zwölf Punkten Rückstand stand Grün-Weiß vor der Amtsübernahme des 33-jährigen Fußballlehrers auf Platz zehn der Tabelle. Seitdem holte Werder in 16 Partien 37 Punkte - sieben Zähler mehr als das zweitbeste (Schalke) und elf Punkte mehr als das drittbeste Team (Sandhausen) in diesem Zeitraum. Zudem hat der SVW seit dem 16. Spieltag die meisten Treffer erzielt (37), die beste Tordifferenz (+19) und nur 18 Gegentore kassiert.
Gegen den alten Club und Herzensverein Holstein Kiel komplettiert Werner nun seine erste komplette Halbserie als Werder-Coach. Es könnte der nächste ganz große Schritt zurück Richtung Bundesliga werden. Und dann wird auch der sonst so ruhige Norddeutsche Ole Werner sicher ausschweifend feiern. Der Rathausbalkon wird vorsichtshalber schon einmal freigehalten.
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