Duell der Offensivgiganten: Werder Bremen empfängt Darmstadt 98
Nein, den Aufstieg können am Samstagabend weder der SV Werder Bremen noch der SV Darmstadt 98 perfekt machen. Aber einen vielleicht entscheidenden Fingerzeig könnte die Partie im Hinblick auf das Rennen um die Bundesliga liefern. Die Zeichen vor dem Spiel des Dritten gegen den Ersten - beide mit 48 Punkten - stehen dabei eindeutig auf Sturm.
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53 Tore haben die Lilien in dieser Saison bislang erzielt - die meisten in der 2. Bundesliga. Mit 50 Treffern folgt der SV Werder nur knapp dahinter auf Rang vier. Nimmt man die xGoals-Werte der bisherigen Partien zusammen, liegt Bremen sogar vor Darmstadt 98. Die Hanseaten führen diese Statistik mit einen Wert von 55 an, die Südhessen folgen mit 51,8 xGoals auf Rang zwei. Egal, wie man es auch betrachtet: Es treffen die Offensivgiganten der 2. Bundesliga im direkten Duell aufeinander.
Lilien bestechen durch gefährliche Bank
Das Team von der Weser profitiert im Angriffsspiel maßgeblich vom erfolgreichsten Sturmduo der Liga. Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug kommen gemeinsam auf 29 Treffer. Damit wurden 58 Prozent aller Bremer Tore durch einen der beiden Angreifer erzielt. Dabei sind beide viel mehr als nur reine Abschlussspieler. Ducksch ist der beste Scorer der 2. Bundesliga (16 Tore, acht Vorlagen), Füllkrug lieferte immerhin schon vier Mal den Assist für einen Teamkollegen. Im Zusammenspiel sind die beiden kaum zu verteidigen. Umso bitterer ist es deshalb für den SVW, dass ausgerechnet Ducksch wegen einer Coronaerkrankung gegen die Lilien fehlen wird. Nun sind Spieler wie Leonardo Bittencourt oder Romano Schmid gefordert, diese Lücke zu schließen.
Auch die Mannschaft von Torsten Lieberknecht beeindruckt durch ein herausragendes Angriffsduo, dessen Bilanz sich sehen lassen kann. Die Ausbeute von Phillip Tietz (13 Tore) und Luca Pfeiffer (zwölf Tore) ist sehr ordentlich, allerdings konnten Darmstadts Stürmer in der Rückrunde nicht mehr wie in der ersten Saisonhälfte knipsen. Der wichtige Kopfballtreffer von Tietz beim dramatischen 3:2-Erfolg gegen Heidenheim war der einzige Treffer der beiden in 2022.
Dass Darmstadt dennoch als Tabellenführer in die Partie in Bremen geht, liegt auch daran, dass andere Spieler in die Bresche sprangen. Aaron Seydel beispielsweise war schon vier Mal seit dem Jahreswechsel erfolgreich. Drei dieser vier Treffer erzielte der großgewachsene Stürmer als Einwechselspieler. Diese Gefahr von der Bank haben die Lilien den Bremern auch voraus. Die neun Jokertore der Hessen werden ligaweit nur von Holstein Kiel übertroffen. Der SVW konnte hingegen nur zwei Mal nach einem Tor eines Einwechselspielers jubeln - der niedrigste Wert der Liga.
Ballbesitz vs. schnelles Umschaltspiel
Die Werder-Akteure sind dafür die Distanzkönige der Liga. Zehn Mal zappelte der Ball bereits nach einem Schuss von außerhalb des Sechzehners im gegnerischen Kasten - der höchste Wert der Liga. Auf dem Weg zum Torabschluss bevorzugen die Bremer eher ein geduldiges Passspiel, um dann im richtigen Moment zuzustechen. Nur zwei Teams kommen im Schnitt auf mehr Ballbesitzphasen als die Werner-Elf (54 Prozent).
Darmstadt wird die Spielanlage der Bremer nicht unlieb sein, denn die Lilien sind vor allem im Umschaltspiel eine Klasse für sich. Die 13 Treffer unmittelbar nach Ballgewinn sind ebenso ligaspitze wie die 42 Abschlüsse nach Kontern. Es ist generell auffällig, wie stark das Lieberknecht-Team nach Ballbesitzwechsel in beide Richtungen agiert. Nach Kontern ließ Darmstadt erst 16 Torschüsse zu von denen nur ein einziger den Weg ins Netz fand. Beides sind die Bestwerte der 2. Bundesliga. Auch dank dieser Qualitäten gewannen die Lilien das Hinspiel deutlich mit 3:0.
Schlüsselspiel für den Aufstieg?
Bei den Bremern fallen neben Topscorer Ducksch mit Marco Friedl, Mitchell Weiser und vor allem Kapitän Ömer Toprak zudem drei wichtige Defensivspieler aus. Möglich, dass Werner aufgrund der Ausfälle einen Systemwechsel vornehmen wird. "Wir schauen uns an, welche Spieler zur Verfügung stehen und welche Spielweise wir vom Gegner erwarten und danach wählen wir dann auch die Grundordnung", erklärte der Bremer Coach, der am vergangenen Wochenende in Heidenheim in seinem elften Spiel mit den Werderanern die erste Niederlage hinnehmen musste.
Eines wird aber sicher unabhängig von der taktischen Formation unverändert bleiben: Werner wird sein Team nach vorne spielen lassen. Seit seinem Dienstantritt haben die Bremer 29 Tore erzielt - mit Abstand die meisten in diesem Zeitraum. Jetzt kommt es zum Kräftemessen mit der besten Offensive der gesamten Saison. Es könnte ein denkwürdiges Aufeinandertreffen werden, von dem man im Sommer vielleicht rückblickend sagen wird: Das war eines der Schlüsselspiele für den Aufstieg. Unklar ist nur, ob diese Aussagen in Bremen oder Darmstadt fallen werden.