"Dieser Verein ist mein Leben" - Christian Streich hinterlässt beim SC Freiburg ein riesiges Vermächtnis
Christian Streich legt seine Tätigkeit als Trainer des SC Freiburg zum Saisonende nach zwölfeinhalb Jahren nieder. Damit endet nicht nur eine Ära, der Fußballlehrer hinterlässt ein riesiges Vermächtnis.
Fast schon typisch endete die Videobotschaft von Christian Streich mit einem "Dankeschön." - eine Aussage, die dem 58-jährigen Trainer des SC Freiburg immer wichtig war. Streich hat es immer verstanden, von seiner außergewöhnlichen Situation aufzublicken und sich als Teil des Ganzen zu begreifen. Dankbarkeit zu zeigen für seine Situation.
Es ging ihm nie um sich selbst. Zu jeder Zeit stand bei ihm der Erfolg des Vereins im Mittelpunkt. Auch deshalb war es ihm wichtig, selbst ein Ende zu finden, "den Zeitpunkt nicht zu verpassen, an dem es Zeit ist zu gehen". Diesen Moment hat Streich zum Saisonende ausgemacht. Beim SC Freiburg endet nicht einfach die "Ära Streich", sowohl der Sport-Club als auch die Bundesliga verlieren in Streich einen herausragenden Trainer und einen ganz besonderen Menschen.
"Dieser Verein ist mein Leben"
"Ich hatte Hunderte von außergewöhnlichen Ereignissen in meiner Tätigkeit. Ich durfte mit meinen Mitstreitern die Fußballschule begleiten und ausbauen. Ich hatte Hunderte Jugendspieler, die ich betreuen durfte. Und auch Hunderte von Profispielern - nicht wenige davon gingen durch die Fußballschule zu den Profis", rekapituliert Streich in seiner Videobotschaft.
Christian Streich lebt den SC Freiburg. Ob U23, U19 oder die Bundesliga-Frauen - nicht selten können Fans ihren Trainer auch im Stadion der anderen Mannschaften des Vereins sehen. Niemand ist glücklicher darüber, wenn es Fußballschüler des Sport-Clubs in den Profifußball schaffen - ein Auge gilt immer auch der Entwicklung der jungen Spieler im Verein.
"Dieser Verein ist mein Leben." Niemandem kann man diese Worte so sehr abnehmen wie Christian Streich. 30 Jahre lang hat er immer vollen Einsatz für den SC Freiburg gezeigt - für seinen SC Freiburg.
Die Bundesliga verliert einen hervorragenden Trainer und Menschen
Doch auch über den Sport-Club hinaus ist Christian Streich stets zur Stelle, um sich für die positiven Dinge einzusetzen. Immer wieder machte Streich seine Werte deutlich, setzte sich gegen Hass und Diskriminierung ein. Mit Christian Streich verlässt auch eine Leitfigur die Bundesliga.
Und dann gibt es da noch die sportliche Seite. "Mir wolle de Ball habbe", war immer das Motto des Freiburger Trainers. Dass das nicht immer klappt und man pragmatisch an gewisse Situationen herangehen muss, war Streich zwar bewusst. Doch im Ballbesitz galt es immer, mutig und nach vorne zu Spielen.
Über Jahrzehnte hinweg vermittelte Streich dieses Leitbild des Fußballs: Mutig, gerne mit dem Ball - aber angepasst, wenn es notwendig war. Mit dieser Einstellung entwickelte der Fußballlehrer seine Spieler, seine Mannschaft und seinen Verein. Rückschläge gehörten dazu - aus den negativen Ereignissen hat Streich stets gelernt, die positiven Dinge herausgezogen und seine zukünftige Herangehensweise verbessert.
"Freiburg wird immer gegen den Abstieg spielen", sagte Streich nach dem geretteten Klassenerhalt nur wenige Monate nach Übernahme des Traineramtes. Auch wenn in der Bundesliga kein Verein komplett sicher sein kann, hat Streich sich geirrt: Dank seiner guten Arbeit ist der Sport-Club ein fester Bestandteil der Bundesliga und hatte auch in der laufenden Saison mit dem Abstiegskampf nichts zu tun, war bis auf den 4. Spieltag (Platz 10) zu keinem Zeitpunkt in der unteren Tabellenhälfte der Bundesliga. Einen Verein so zu entwickeln, ist eine riesige Leistung für einen Bundesliga-Trainer.
30 Jahre Christian Streich beim SC Freiburg
Mit der Stadt Freiburg kam der in Weil am Rhein geborene Christian Streich schon früh in Kontakt, spielte selbst als Fußballer bereits in der Jugend für den Stadtrivalen vom Freiburger FC. Mit 22 Jahren stand Streich schließlich das erste Mal für den Sport-Club Freiburg auf dem Fußballfeld, spielte jedoch nur ein Jahr beim SCF.
Als Christian Streich acht Jahre später, im Sommer 1995, schließlich seine Trainerkarriere startete, natürlich beim SC Freiburg, waren viele der heutigen Bundesliga-Stars noch nicht einmal geboren. Nach vielen Stationen in der Jugend übernahm der frühere Mittelfeldspieler die A-Junioren des SC Freiburg und half dabei, in der damaligen "Ära Finke" die "Freiburger Fußballschule" aufzubauen. Das Modell aus dem Breisgau, das auch Streich so bedeutsam geprägt hat, sollte später ein Vorbild für viele Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga sein.
2011 war die Zeit von Streich in der Jugend des Sport-Clubs dann vorbei, er wechselte zu den Profis und übernahm im Dezember als Cheftrainer die Bundesliga-Mannschaft. In einer furiosen Aufholjagd führte Streich die Breisgauer vom letzten Tabellenplatz in der Rückrunde zum sicheren Klassenerhalt auf Platz 12. Doch selbst wenn es mal nicht so gut lief, glaubte man beim SC Freiburg an den studierten Lehrer für Germanistik, Geschichte und Sport. 2015 stieg der SC mit Christian Streich in der 2. Bundesliga ab und schaffte als Tabellenerster den direkten Wiederaufstieg. Streich stabilisierte den Status in der Bundesliga und führte seinen SCF zuletzt zweimal in Folge ins europäische Geschäft sowie ins DFB-Pokal-Finale.
29 Jahre als Trainer, ein weiteres Jahr als Spieler. Wenn Streich im Sommer im Alter von 59 Jahren seine Zeit als Cheftrainer beendet, war er über sein halbes Leben beim SC Freiburg beschäftigt. Es geht mehr als nur eine Ära zuende. 30 Jahre Christian Streich.
Niklas Staiger
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