"In dieser Krise befinde ich mich gerne": Warum der FC Bayern trotz drei Spielen ohne Sieg ruhig bleibt
Remis gegen Bayer 04 Leverkusen, Niederlage bei Aston Villa, Last-Minute-Unentschieden in Frankfurt: Trotz dominanter Auftritte konnte der FC Bayern München in der vergangenen Woche keinen Sieg einfahren. Drei Spiele ohne Erfolgserlebnis? Normalerweise schrillen beim Rekordmeister in solchen Tagen die Alarmglocken, doch die Entwicklung unter Neu-Coach Vincent Kompany und die gezeigten Leistungen sorgen für Ruhe an der Säbener Straße.
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Nur in einem winzigen Detail waren sich Thomas Müller und Vincent Kompany in der Analyse des spektakulären Spitzenspiels des FC Bayern bei Eintracht Frankfurt uneins. "Wenn wir dieses Spiel 15 Mal genauso spielen würden, dann würden wir es 13 Mal gewinnen", betonte das Münchner Urgestein nach dem turbulenten 3:3-Unentschieden, das sich die hessischen Gastgeber durch Omar Marmoushs Last-Minute-Treffer erarbeitet hatte, am "DAZN"-Mikrofon. Müllers Trainer ging derweil noch einen Schritt weiter: "Ich würde sogar sagen: 14 von 15", so der belgische Coach, der seine erste kleinere Ergebniskrise beim Rekordmeister erlebt.
Spielbericht: Effizienz punktet im Topspiel gegen Dominanz
1:1 im Prestigeduell gegen Bayer 04 Leverkusen, das bittere 0:1 unter der Woche in der Champions League bei Aston Villa – und nun eben trotz abermals starkem Auftritt ein 3:3 in Frankfurt: Der FC Bayern ist nach in Leistung wie Ergebnis überzeugendem Saisonstart nun seit drei Spielen ohne Sieg. Doch die Alarmglocken schrillen an der Säbener Straße längst noch nicht. Warum? Da wäre zum einen das Kaliber der drei Gegner, zum anderen aber auch die Auftritte in diesen Partien. Gegen Meister Leverkusen? Deutlich dominant über 90 Minuten. Bei Aston Villa um Bayern-Schreck Unai Emery? Überlegen unterwegs. In Frankfurt? Feldüberlegen für lange Zeit.
Müller: "In dieser Krise befinde ich mich sehr gerne"
Die Leistungen stimmen also beim FC Bayern, die Ergebnisse zuletzt nicht mehr ganz. Auch deshalb bricht bei Thomas Müller keine Unruhe aus, wenn der siegverwöhnte Rekordmeister eine Woche lang ohne dreifaches Erfolgserlebnis bleibt. "Die Ergebnisse waren jetzt nicht so, dass wir gewonnen haben, aber ich habe ein gutes Gefühl auf dem Platz gehabt. Das ist eine gute Spielweise, wenn du so einen starken Gegner auswärts so dominierst. Es war ein Genuss, wie wir den Gegner eingeschnürt haben", schilderte der 35 Jahre alte Routinier seine Gefühlslage nach dem Schlagabtausch mit der SGE und schob direkt nach: "Wir haben jetzt dreimal nicht gewonnen, aber in dieser Krise befinde ich mich sehr gerne."
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Ein Blick auf die Statistiken unterstützt Müllers Meinung. 22:5 Torschüsse, 2,25 zu 0,89 xGoals, 67 Prozent Ballbesitz, mehr gelaufen und mehr gesprintet – der FC Bayern war im Spitzenspiel die deutlich bessere Mannschaft, offenbarte aber erneut Probleme in der Rückwärtsbewegung. Die Eintracht konterte die Münchner mustergültig aus, sogar noch in der Nachspielzeit bei einer knappen Führung. "Was sollen wir anders machen?", fragte sich Müller im Anschluss, musste allerdings auch eingestehen: "Letztlich ist Fußball ein Ergebnissport", so der Münchner Ex-Nationalspieler, der gleich zwei Treffer auf dem Fuß hatte. In der ersten Hälfte wie kurz vor Abpfiff scheiterte er jedoch am starken SGE-Keeper Kauã Santos. "Die Frankfurter hatten einen überragenden Torhüter", schwärmte der 35-Jährige.
Lob von Kompany und Eberl für die Leistung
Die Frage nach der Chancenverwertung, die Frage nach der taktischen Balance - sie dürften in der Länderspielpause beim FC Bayern einmal mehr diskutiert werden. 18:3 Torschüsse gegen Leverkusen, 17:5 bei Aston Villa und 22:5 in Frankfurt – trotz in Summe 57:13 Torschüssen konnten die Münchner keins dieser drei Spiele für sich entscheiden. Trotz möglicherweise aufkommender Zweifel an seinem riskanten Spielstil, vom Boulevard schon "Hurrakiri" getauft, sah FCB-Coach Kompany das Positive nach der fordernden Woche für seine Schützlinge: "Das war einfach eine tolle Leistung von der Mannschaft. Wir hatten so viele Chancen. Wenn ich den Spielverlauf gegen Leverkusen und Frankfurt sehe, müssen wir einfach so weitermachen, unseren Weg gehen und Vertrauen haben, dass das die Leistungen sind, die uns Ergebnisse geben!"
Die Trainerstimmen zum 6. Spieltag
Zuspruch gibt es für diese Sichtweise aus der Führungsetage des Rekordmeisters. "Dass wir mit nur einem Punkt nach Hause fahren, das ist enttäuschend. Die Art und Weise, wie wir spielen, wie dominant wir auftreten, das ist schon bemerkenswert und das Einzige, was uns ärgern muss, ist, dass wir uns dafür nicht belohnen", lobte Max Eberl – und legte wortgewaltig nach: "Wann ist der FC Bayern mal sechs Kilometer mehr gelaufen in Frankfurt? Wann hat Bayern in Frankfurt so dominant gespielt? Noch nie! Das ist der Zweite der Bundesliga gewesen und wir erdrücken sie. Das Einzige, was uns richtig ankotzt, ist das Ergebnis", so Bayerns Sportchef, der bereits vor der Partie mit Blick auf die Leistungen gegen Leverkusen und bei Aston Villa gesagt hatte: "Die Art und Weise ist das, worauf wir aufbauen!"
Trotz siegloser Woche: FC Bayern weiter Tabellenführer
Aufbauen kann der FC Bayern auch auf die Situation, dass die Konkurrenz in der Bundesliga ebenfalls nicht immer die erwünschten Ergebnisse einfahren konnte. Meister Leverkusen patzte am Wochenende trotz 2:0-Führung gegen Aufsteiger Holstein Kiel, Borussia Dortmund unterlag auswärts mit 1:2 beim wiedererstarkten 1. FC Union Berlin, von den prominenten Verfolgern konnte lediglich RB Leipzig durch den 1:0-Arbeitssieg beim 1. FC Heidenheim 1846 signifikant Boden gutmachen und ist nun punktgleich mit den Münchner Spitzenreitern. Eine Tatsache, die auch Thomas Müller noch zur Kenntnis nahm. "Sind wir noch Tabellenführer?", fragte er zum Ende des Interviews - und ließ auf die positive Zustimmung aus dem Off noch verlauten: "Dann ist doch alles gut!"
Thomas Reinscheid
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